3. August 2024, 10:26 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der typische Chlorgeruch gehört genauso zum Schwimmbad dazu wie Pommes Rot-Weiß. Was aber kaum einer weiß: Eigentlich ist die Chemikalie komplett geruchlos. Warum wir sie dennoch riechen und ob ein hoher Chlorgehalt der Haut schaden kann – STYLEBOOK hat die Antworten.
Die Erklärung ist so simpel wie einleuchtend: Chlor wird dem Schwimmbadwasser beigemischt, um Keime abzutöten. Die wiederum vermehren sich, weil Badegäste Haarschuppen, Hautpartikel, Schweiß, Speichel, Sonnencreme und Kosmetika mit ins Wasser bringen. In der Konsequenz könnte man annehmen, ein Becken, das stark nach Chlor riecht, sei besonders hygienisch. Doch tatsächlich ist das Gegenteil oftmals der Fall!
Übersicht
Chlorgeruch kommt von Urin im Wasser
Die Chemikalie an sich riecht nämlich eigentlich nach gar nichts. Erst in Verbindung mit anderen Stoffen entsteht der typische Chlorgeruch, den wir alle kennen. „Wenn es stark nach Chlor riecht, heißt das, dass viel Harnstoff ins Wasser eingetragen wurde“, erklärt der Fachgebietsleiter für Schwimm- und Badebeckenwasser beim Umweltbundesamt (UBA). Wenn Harnstoff, der für sich genommen ebenfalls geruchlos ist, auf „freies“ Chlor trifft, wird daraus „gebundenes“ Chlor, das stark riecht. Je mehr Harnstoff im Wasser enthalten ist, desto höher ist auch die Konzentration dieser Chlorverbindung, auch Trichloramin genannt, und desto stärker ist der Geruch. Ein Schwimmbecken das stark nach Chlor riecht, enthält also dementsprechend viel Urin.
Bitte unbedingt abduschen!
Klingt natürlich erst einmal unappetitlich, macht die Chemikalie aber umso effektiver, wenn es um das Abtöten der Krankheitserreger im Wasser geht. Laut dem Umweltbundesamt beträgt die Konzentration in deutschen Bädern standardmäßig 0,3 bis 0,6 Milligramm Chlor pro Liter Badewasser. An besonders heißen und sonnigen Sommertagen kann die Dosis auf bis zu 1,2 Milligramm pro Liter erhöht werden. Der Grund: Chlor baut sich unter UV-Strahlung schneller ab. Zudem wird das Wasser durch die erhöhte Anzahl von Badegästen stärker verschmutzt.
Gibt es also viel mehr heimliche Beckenpinkler als wir denken? Tatsächlich stammt der Harnstoff im Wasser zwar zum Großteilteil vom Urin, der muss aber nicht zwangsläufig bewusst abgegeben worden sein. So verliere jede gesunde Blase ein paar Tropfen beim Plantschen, wie Jörg Rosbach von den Frankfurter Bäder-Betrieben erklärt. Zudem gelange Harnstoff auch über die Körperoberfläche ins Becken. Als Bestandteil der Haut wird er über Kosmetik und Schweiß beim Schwimmen ausgewaschen. Daher auch das Gebot vor dem Sprung ins kühle Nass zu duschen: Wer sich vorher abbraust, gibt anschließend weniger Harnstoff über die Haut ins Wasser ab. So heißt es in einem Infoblatt für Schwimmbäder des Umweltbundesamts „Gründliches Duschen entfernt 75 bis 97 Prozent des Harnstoffs.“
Schadet Chlor unserer Gesundheit?
Gesundheitsschädlich sei die Pipi-Chemikalien-Mixtur aber für gesunde Menschen grundsätzlich nicht. Zwar reize der enthaltene Schadstoff Trichloramin die Augen und Atemwege, die davon hervorgerufenen Atembeschwerden seien jedoch nur für Asthmatiker und extreme Allergiker wirklich bedenklich. Die gesundheitlichen Folgen, die ein Verzicht auf Chlor nach sich ziehen würde, seien weitaus gravierender. „Chlor ist in Ordnung“, so der Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) aus Düsseldorf, „ohne Chlor wären die Gefahren größer.“
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Was macht Chlorwasser mit unserer Haut?
Dennoch: Chlorwasser greift – mehr als ‚normales‘ Wasser – unsere Haut an, stört den pH-Wert empfindlich und kann trockene Stellen und Rötungen hervorrufen. Darum: Duschen Sie sich nach dem Schwimmen gründlich ab und verwenden Sie dabei rückfettende Duschöle. Und auch wenn es schnell gehen soll, rubbeln Sie Ihre Haut nicht hektisch trocken, denn dies entzieht ihr Fett. Tupfen Sie sie vorsichtig mit dem Handtuch ab. Anschließend sind feuchtigkeitsspendende Pflegeprodukte mit Aloe vera oder Glycerin angebracht.