25. Juli 2023, 19:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Tunnels, Plugs, Tubes – der Ohrschmuck für Löcher in Übergröße hat viele Namen und Formen. Doch alle sind dafür da, um den sogenannten Flesh-Tunnel – Fleischtunnel – zu verzieren. Doch was tun, wenn die Lust auf XL-Ohrlöcher schwindet? STYLEBOOK hakte bei einer Dermatologin nach.
Flesh-Tunnels sind sowas wie ein Trend, der nie so recht aus der Mode kommen will. Auch Stars wie Rapper Lil‘Wayne oder Sängerin Stefanie Heinzmann sprangen einst auf den Zug mit auf. Aber wo kommt die Idee der Ohrläppchen-Durchtunnelung eigentlich her? Und was ist, wenn man der übergroßen Ohrlöcher irgendwann überdrüssig ist? Das lesen Sie bei uns.
Übersicht
Flesh-Tunnels – ein „Trend“ mit langer Tradition
Riesige Tunnel schmücken Ohrläppchen quasi seit Beginn der Menschheit: Steinzeitmensch „Ötzi“ hatte bewiesenermaßen große Ohrlöcher, der ägyptische Pharao Tutanchamun auch und sogar Buddha wird bis heute mit großen, hängenden Ohrläppchen abgebildet. Weiterhin sind für viele indigene Völker der Welt geweitete Ohr- oder Lippenlöcher ein Zeichen von höherem Rang und Attraktivität.
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Sind Flesh-Tunnels noch angesagt?
Hardcore-Fans, Punk-Rock-Liebhaber und alle, die einfach ein bisschen anders aussehen wollten, fingen vor allem in den 2000er-Jahren an, sich die Ohrlöcher zu weiten. Das auffällige Statement ist mehr als nur ein Piercing: Flesh-Tunnels, egal in welcher Größe, zählen schon zur „Bodymodification“, dem bewussten künstlerischen Verändern von natürlichen Körperformen. Mittelweile ist der Trend abgeflaut, aber durchaus immer noch präsent. Was bleibt, wenn Betroffene den Schmuck rausnehmen, sind große Löcher im geweiteten Ohrläppchen.
Welche Risiken birgt ein Flesh Tunnel?
STYLEBOOK sprach über das Thema mit Dermatologin Dr. med. Miriam Rehbein. Sie warnt generell vor der Durchtunnelung: Schwache Durchblutung, ein Riss des Ohrläppchens oder sogar der komplette Verlust desselben seien die wahrscheinlichsten Risiken, so die Expertin. Auch könne die Weitung Infektionen verursachen: Wer zu schnell weitet, laufe Gefahr, sogenannte Keloide zu verursachen – Keloide sehen aus wie überschießende Narben und werden medizinisch ähnlich wie ein gutartiger Tumor behandelt.
Was tun, wenn man den Flesh-Tunnel nicht mehr möchte?
Allgemein gilt: Ist ein Ohrloch nicht größer als 12 Millimeter im Durchmesser, kann es selbstständig wieder zuwachsen. Ein größerer Tunnel kann nur mit einer Operation geschlossen werden. „Wir können die Ohrläppchen mikrochirurgisch rekonstruieren. Je nach Größe des Tunnels ist eine aufwändige Operation nötig“, erklärt die Dermatologin.
Wie verläuft die Operation am Ohrläppchen?
Der Eingriff wird in örtlicher Betäubung durchgeführt. Ein Großteil der überschüssigen Haut wird keilförmig entfernt und die restliche gut durchblutete Haut des Ohrläppchen umverteilt. Das ganze wird dann mit feinen Nähten so verschlossen, dass wieder ein normal großes Ohrläppchen entsteht. Nach zehn Tagen werden die Fäden gezogen und dann sollte die betroffene Stelle noch weitere vier Wochen mit einer Narbencreme nachbehandelt werden.“ In Dr. Rehbeins Praxis kommen pro Woche mehrere Patienten, die ihre Ohrläppchen wieder rekonstruieren wollen. Etwa 60 Prozent davon seien Frauen, erzählt die Expertin.
Wie viel kostet die OP am Ohrläppchen?
Die Kosten für eine Operation schwanken zwischen 300 und 500 Euro und orientieren sich an der Größe des Tunnels.
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Bleiben Narben am Ohrläppchen zurück?
Selbst ein versierter Arzt kann eine Narbe nach der Operation nicht vermeiden. Auch Entzündungen und dauerhafte Taubheitsgefühle können auftreten.
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Ist ein normales Ohrloch nach der OP noch möglich?
Die Jugendsünde ist beseitigt und der Fleischtunnel Geschichte. Doch lässt sich in das „neue“ Ohrläppchen dann noch ein normales Ohrloch stechen? „Ja, etwa vier bis sechs Wochen nach der Operation könnte man sich wieder ein normales Ohrloch stechen lassen. Das kommt auf den Heilungsprozess drauf an“, so die Expertin. Allerdings sollte das neue Loch nicht unmittelbar in die Narbe, sondern daneben gestochen werden. „Das Narbengewebe ist nicht so reißfest wie gesunde Haut. Die Gefahr, dass das Ohrläppchen einreißt, wäre zu groß.“
Quelle
- mit fachlicher Beratung von Dr. med. Miriam Rehbein, Fachärztin für Dermatologie und ästhetische Medizin