5. März 2023, 16:19 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Kim Kardashian und Selena Gomez wechseln fast täglich von platinblond zu schwarz und wieder zurück. Das muss doch in abgeschwächter Form auch bei mir möglich sein, dachte ich. Der Versuch, schwarzes Haar möglichst schonend zu blondieren, scheiterte jedoch kläglich. Trotz gutem Friseur, trotz Geduld. Wieso der Wunsch nach hellerem Haar mich die Hälfte meiner Haare kostete, lesen Sie bei STYLEBOOK.
Wenn ich für ein optisches Merkmal Komplimente bekommen habe, dann für meine Haare. Meine einstige (dazu später mehr) Haarpracht hatte ich einer Kombination aus jede Menge guter Pflege und meinen persischen Genen zu verdanken. Nur mein Faible für ständige Veränderungen in Form von Haarfarben haben den ein oder anderen kleinen Schaden angerichtet. Bislang (!) aber nicht nennenswert. Manchmal hatte ich den Wunsch nach tiefschwarzem Haar, dann sollte das dunkle Haar wieder blondiert werden. Dass das ziemlich strapazierend für Haare und Nerven ist, brauche ich nicht zu erwähnen. Aber meine Haare sind stark, dachte ich zumindest. Sie können das ab, dachte ich zumindest. Und wenn ich ein paar Haare verliere, was macht das schon, dachte ich zumindest. Bis ich Mitte Februar die Hälfte meiner Haare beim Friseur ließ.
Wie das Abenteuer begann
Ich habe von Natur aus hell bis mittelbraunes Haar. Irgendwann mit 16 entschied ich mich dazu, meine natürliche Haarfarbe gegen die verrücktesten Haarfarben auszutauschen. Von blauen Strähnen, feuerrotem Kopf bis hin zu einem honigblonden Deckhaar, war wirklich alles dabei. Besonders schwarze Haarfarbe hat es mir immer wieder angetan. Wieso? Weil sie einfach in der Drogerie zu bekommen war und das Haar immer so glänzend hinterließ, dass ich danach für eine kurze Zeit das Nach-dem-Friseur-Gefühl bekam. Und obwohl ich wusste, dass es unmöglich ist, von schwarz schnell wieder auf eine andere Haarfarbe zu wechseln, stand ich aus Gründen der Gemütlichkeit und äußerst flexiblen Wünschen nach Veränderung immer wieder mit einer neuen Packung „Farbe 1.0“ an der Dm-Kasse.
Ende letzten Jahres entschied ich mich dazu, wieder heller auf dem Kopf zu werden und meine schwarzen Haare blondieren zu lassen, um wieder hellbraun zu werden. Diesmal aber mit einem Twist: Mein Ziel waren hellbraune Haare mit leichten, natürlich blonden Highlights, die eine Art Beach-Look zaubern. Little did I know!
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Schwarze Haare blondieren: Einige Friseurbesuche später
Dass dunkel gefärbtes Haar nicht in einer Sitzung drastisch aufgehellt werden kann, war mir von vornherein bewusst. Ich suchte mir einen sehr guten Friseursalon in der Umgebung und machte mir voller Vorfreude einen Termin. Daher brachte ich eine Menge an Geduld mit und den Willen, langsam aber sicher zum Ziel zu kommen. Bei meinem ersten Besuch im November wurden es also leichte Highlights, die braun schimmerten, um die Haare langsam zu erhellen und zu erkennen, wie meine Haare die Blondierung aufnehmen.
Im Januar – 6 Wochen nach der ersten Behandelung – folgten dann die nächsten Highlights inkl. jeder Menge Pflege und eine Tönung, um den Orangestich herauszufiltern, der immer entsteht, wenn man von Natur aus rote Haarpigmente hat. Natürlich musste ich bei jedem Besuch auch ungefähr ein Zentimeter Haare lassen. Doch was ist ein Zentimeter, wenn man 60 davon hat(te)?
Als ich Blondierung gegen Haare tauschte
Dann passierte das, was ich nur aus viralen Fail-Geschichten kenne und bei denen ich immer dachte: „Gut, dass mir sowas nicht passieren kann“. Wir entschieden uns diesmal, alle Haare aufzuhellen. Schließlich wartete mein Geburtstag auf mich und ich wollte endlich etwas mehr Veränderung sehen. Meine Friseurin beriet mich ausführlich und legte los. Als die Blondierung – so wie immer – auf meinen Haaren einwirkte und dabei versuchte jegliche Farbpigmente mit voller Gewalt herauszuziehen, wurde plötzlich meine Stirn nass. Es tropfte aus den Folien. Statt mich zu wundern, fragte ich eine Mitarbeiterin nach einem Tuch und wischte mir minütlich Tropfen aus dem Gesicht.
Als ich dann die Friseurin darauf aufmerksam machte, reagierte sie sofort. Die Blondierung würde „schwitzen“. Na gut. Was weiß ich schon, was das heißt, vielleicht ist der Blondierung etwas warm? Tatsächlich sind in dieser Zeit meine Haare abgebrannt, wie ich später erfahren sollte. Ja, ich weiß: Das hätte man sich auch denken können.
Meine Haare hätten wohl ein „wenig gelitten“
Als wir am Waschbecken ankamen, sagte mir die Friseurin, dass meine Haare diesmal „ein wenig“ gelitten hätten. Ok, kein Problem, dachte ich. Ein wenig Schwund ist immer. Doch sie wurde immer ruhiger und ich konnte in der Reflexion des Fernsehens erkennen, dass sich einige Kollegen um meine Haare versammelten. In Kombination mit Stille ist das nie ein gutes Zeichen.
Bis ich dann zum Platz durfte und meine Haare sehen konnte, verging noch ungefähr eine Stunde, in der ich jede Menge Aufbaukuren und Pflege einmassiert bekam. In meinem Kopf spielten sich die schlimmsten Haarszenarien ab. Ständig wechselte das Bild meiner neuen Frisur zwischen H.P. Baxxter und einer coolen Kurzhaarfrisur. Dazu muss man sagen, dass ich a) leider kein Gesicht für kurze Haare habe und b) meine Haare besser gepflegt und gezüchtet habe, als andere ihre Haustiere. Seidenkissen, Seidenhaube, hochwertige Kuren: Kein Geld der Welt war mir zu viel. Daher konnte ich es schwer verkraften, dass die Haare auf einmal weg sein sollen. Ungefähr 15 cm meiner Haare sahen aus, als hätte ich sie über eine Kerze gehalten. Gekräuselt, verbrannt. Der Hinterkopf hatte besonders gelitten, dort waren aus gleichlangen Haaren, „pfiffige“ Stufen geworden.
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Schwarze Haare blondieren? Das kann passieren
Ob ich in Tränen ausgebrochen bin und viel zu dramatisch war? Natürlich! Ob ich die Friseurin aber gleichzeitig nicht verletzen wollte, weil ich wusste, wie leid es ihr tut und deswegen so getan habe, als wäre das nur der Schock und als würden mir die plötzlich kurzen Haare gut gefallen? Selbstverständlich.
Wir mussten dann tatsächlich all das, was kaputtgegangen ist, komplett abschneiden. Und ich kann sagen: Das war eine Menge. Von fast hüftlangem Haar war nur noch etwas über die Schulter übrig. Tatsächlich hätte ich damit durchaus leben können, ich fand die Haarlänge ganz schön. Jedoch hatte ich auch gleichzeitig die Hälfte der Fülle meiner Haare verloren. Das war wiederum ein Problem für mich. Es waren kaum noch Haare greifbar, während einige Stunden zuvor noch ein Haargummi zerriss, weil meine Haare zu dick waren.
Ich taumelte, äußert bedröppelt, zu meinem Auto, fuhr nachhause und bekam erstmal einen absolut unnötigen – wie die Gen Z es nennt –„mental breakdown“. Zwischen all den schlimmen Dingen, die auf der Welt passieren, war es mir äußerst unangenehm mich wegen so etwas Oberflächlichem zu beschweren. Aber ich konnte es halt nicht aufhalten. Im Spiegel sah ich kürzeres, abgebrochenes und kaputtes Haar. Trotzdem konnte die Haarfarbe nicht weiter von meiner Vorstellung entfernt sein. Ob ich es bereue? Das lasse ich unkommentiert.
Wie konnte das passieren?
Hätte man es verhindern können? Bestimmt. Tragen die Tonnen an schwarzer Haarfarbe, die ich über die Jahre in meine Haare gepresst habe, einen Teil dazu bei? Definitiv. Die Friseure waren alle toll, gingen auch im Nachgang fantastisch mit mir um und helfen mir jetzt, meine Haare wieder aufzubauen. Es liegt nicht an dem Friseursalon oder an inkompetenten Friseuren. So etwas kann leider immer passieren, wenn man zu schnell blondiert oder viel zu oft mit schwarzer Haarfarbe aus der Drogerie herumexperimentiert hat. Dunkel gefärbtes Haar zu blondieren ist enttäuschenderweise nicht so einfach, wie wir es manchmal denken.
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Schwarze Haarfarbe sollte man mit Vorsicht genießen
Wer also nur kurzzeitig schwarzhaarig sein möchte, sollte entweder auf eine Tönung zurückgreifen oder dunkelbraun wählen. Das macht den Prozess zu hellen Haaren später nicht unbedingt unkomplizierter, aber das Ergebnis sieht selten so aus, wie in meinem Fall. Schwarze Haare zu blondieren und somit aufzuhellen, ist nichts für schwache Nerven. Ein garantiertes Ergebnis gibt es nicht und man muss sich einigen Verlusten auf dem Weg dorthin bewusst sein. Am besten ist es – trotz dieser Story – eine Beratung beim Friseur vorzuziehen, um abzuklären, was möglich ist. Außerdem zerstört man aufwendige (und teure) Friseurarbeit ungern mit einer Packung Drogeriefarbe. Ein weiterer Pluspunkt.
Und um das Beispiel von Kim Kardashian aufzugreifen: Auf TikTok zeigt ein amerikanischer Friseur den richtigen Zustand ihrer Haare, der sich nicht von unseren unterscheidet. Denn Haare leiden immer nach einer Blondierung. Daher sollten wir uns nicht von dem blenden lassen, was wir sehen.