2. Januar 2023, 18:14 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Harte Eyeliner-Striche, dunkle Lippenkonturen und unnatürliche Augenbrauen – ist die Rede von Permanent-Make-up, haben wir schnell extreme Bilder im Kopf. Dabei kann das Treatment durchaus eine sinnvolle Alternative zu kostenintensiven Make-up-Produkten darstellen und im Alltag einige Minuten im Bad sparen. STYLEBOOK sprach mit einer Expertin über die Behandlung.
Morgens im schummrigen Badezimmer in aller Eile einen geraden Lidstrich ziehen? Für viele unmöglich. Trotz Dinner und Drinks den ganzen Abend perfekt geschminkte Lippen behalten? Fast noch unmöglicher. Eine Lösung könnte Permanent-Make-up sein, aber die Hemmschwelle, sich der folgenreichen Beauty-Behandlung zu unterziehen, ist bei vielen Frauen hoch. Warum eigentlich?
Übersicht
Der Trend der 90er-Jahre
Tatsächlich sind kosmetische Tätowierungen kein Phänomen der Gegenwart, im Gegenteil: Schon vor Urzeiten ließen sich Menschen Lippen und Augenbrauen dauerhaft nachzeichnen oder tätowierten sich lang haltbare Schönheitsflecken. In der Neuzeit wurde Permanent-Make-up vor allem in den 90ern des vergangenen Jahrhunderts populär, als dunkle Lippenkonturen und superdünne Augenbrauen zum Schönheitsideal ausgerufen wurden. Kritiker ließen nicht lange auf sich warten, wegen seiner fehlenden Natürlichkeit bekam Permanent Make-up schnell ein negatives Image, was nicht zuletzt auch der angewandten Technik und den verwendeten Farben geschuldet war.
Was hat sich verändert?
Kosmetikerin Katrin Pischel arbeitet seit einigen Jahren mit Permanent-Make-up und weiß, warum dem Treatment bis heute ein schlechtes Image anhaftet: „Früher waren die Farben eher wie Tattoo-Farben. Wer sich in den 90er-Jahren einen Lidstrich machen ließ, kann diesen unter Umständen heute immer noch haben. Leider ist das ein schlechtes Beispiel für gutes Permanent-Make-up“, erklärt die Expertin. Auch die Art der Maltechnik hat sich in den vergangenen 30 Jahren deutlich verändert. „Powderbrows und Nano-Shading gab es früher nicht. Da wurde einfach die Kontur gezeichnet, dann ausgemalt und fertig, was im Ergebnis oftmals sehr künstlich aussah. Heute arbeitet man mit mehr Farbverlauf und Schattierungen, benutzt andere Farben und bekommt so ein viel natürlicheres Ergebnis“, so die Expertin.
Gerade in Sachen Augenbrauen hat sich in der Technik viel getan. So lassen sich mittlerweile viele verschiedene Effekte umsetzen. Leichte Schattierungen nur mit Farben, Ombré-Effekte, das Nachmalen einzelner Härchen oder das Lückenfüllen mit Pünktchen-Technik – für jeden Hautyp und jede Augenbrauenform gibt es eine Lösung. Aktuell besonders beliebt: das sogenannte Microshading. Dabei wird eine sehr feine Nano-Nadel genutzt, um Farbpigmente in feinen Linien oder Punkten unter die Haut zu stechen. Dies erzeugt einen sehr natürlichen Effekt, da die Augenbrauen nur schattiert werden.
Wie lang hält Permanent-Make-up?
„Das Pigmentiergerät für das Permanent-Make-up ist das gleiche, wie in einem Tattoo-Studio, nur mit weniger Power. Die Pigmentiergeräte sind viel leichter und das Pigment kommt so nur bis in die Epidermis“, erklärt Kosmetikerin Pischel. „Außerdem haben die Farben eine stärkere Pigmentgröße als bei herkömmlichen Tattoo-Farben, weshalb sie vom Körper auch eher abgebaut werden.“ Wie lange das Make-up hält, kann jedoch auch die Expertin nicht genau prognostizieren: „Es hat viel mit dem Lebensstil zu tun: Raucht man oder nicht, geht man viel in die Sonne, hat man trockene oder fettige Haut. Auch der Stoffwechsel spielt eine Rolle. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass das Make-up zwei bis fünf Jahre hält.“
Die Vorteile von dauerhaftem Make-up
Der wohl augenscheinlichste Vorteil von Permanent Make-up – die Zeitersparnis. Ob direkt nach dem Aufstehen, nach einem langen Arbeitstag oder nach dem Sport, das Make-up sitzt immer perfekt. Hinzu kommt der Vorteil, dass man sich keine Gedanken darüber machen muss, ob etwas verlaufen oder verschmieren könnte. Auch Katrin Pischel betont die Vorteile der dauerhaften Behandlung: „Es geht häufig nicht mehr darum, geschminkt zu wirken. Es geht darum, die natürlichen Gegebenheiten zu verbessern.“ Gerade beim Permanent-Make-up für die Lippen werde beispielsweise nicht nur die eigene Lippenfarbe aufgefrischt, sondern vor allem die Kontur der Lippen in der natürlichen Farbe nachgezeichnet, um den Unterschied von Haut und Lippe zu betonen. „Auf den Lippen wirkt die Farbe immer sehr natürlich und wird nie so deckend sein, wie bei einem echten Lippenstift“, so die Expertin.
Die möglichen Nachteile
Einer der größten Vorteile ist gleichzeitig auch ein Argument gegen das Permanent-Make-up: Wer sich für einen Lidstrich oder eine Augenbrauen-Form entscheidet, muss erst einmal zwei Jahre damit leben. Die Angst vor Fehlern sei bei Kundinnen häufig groß, denn ist der Lidstrich einmal gesetzt, bleibt er so bestehen. Doch Kosmetikerin Katrin Pischel gibt Entwarnung: „Bei jedem Permanent-Make-up – vor allem aber bei Lidstrich und Lippenkontur – wird die Veränderung erst einmal aufgemalt und erst im Anschluss mit der Nadel eingearbeitet.“ Gemeinsam werde so lange modelliert, bis alle zufrieden sind. Trotzdem muss sich der Kunde dessen bewusst sein, dass sich der Look am Ende nicht so flexibel ändern lässt wie bei herkömmlichem Make-up.
Kosten der Behandlung
Ob man mit einem Permanent-Make-up-Treatment am Ende wirklich Geld spart, hängt davon ab, welche Behandlung man machen lässt. Grundsätzlich kosten schattierte Augenbrauen ca. 350 Euro, eine dauerhafter Lidstrich zwischen 200 und 300 Euro. Die Preisspanne bei einem permanentem Lippen-Make-up variiert je nach Aufwand und Vorstellung – eine einfache Kontur schlägt mit ca. 200 Euro zu Buche, eine leichte Schattierung kostet etwa 350 Euro. Ein volles Lippen-Make-up mit Volumeneffekt kann bis zu 600 Euro kosten, macht aber auch den Besuch beim Beauty-Doc überflüssig. Das Ergebnis sollte etwa einen Monat nach der Behandlung erneut von der Kosmetikerin begutachtet werden. Diese Nachbehandlung ist in der Regel im Preis inklusive.
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Mögliche Nebenwirkungen einer Behandlung
Wurde der Eingriff fachgerecht durchgeführt, kommt es grundsätzlich selten zu Nebenwirkungen. Direkt nach der Behandlung können dennoch Hautrötungen oder leichte Schwellungen auftreten. Die behandelten Zonen müssen dann mit einem Antiseptikum vorsichtig gereinigt werden. Ernstzunehmende Komplikationen treten in der Regel nur auf, wenn es sich um einen unseriösen Anbieter handelt, der etwa mit qualitativ mangelhafter Farbe oder mit unzureichender Ausbildung praktiziert. Deshalb empfiehlt es sich, bei der Wahl eines Kosmetik-Salons nicht nur auf die Preise zu achten und sich Zertifikate oder andere Auszeichnungen zeigen zu lassen.