23. Januar 2024, 15:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sie haben ein neues Produkt ausprobiert und ihre Haut reagiert mit Pickeln? Das kann ganz normal sein. Wie Sie eine Erstverschlimmerung schlussendlich erkennen und was Skin Purging ist, hat STYLEBOOK eine Expertin gefragt.
Skin Purging beschreibt eine Erstverschlimmerung der Haut durch Produkte, die in tiefere Hautschichten einwirken und die Haut entschlacken. Das erste Ergebnis dieses Detox-Prozesses sind Mitesser und weiße Unreinheiten. Ein Zustand, der beim Skin Purging bis zu zwei Monate andauern kann. Doch wie erkennt man, ob es sich tatsächlich um Skin Purging oder vielleicht doch eher um einen Break-Out, also einen Akne-Schub handelt? Im STYLEBOOK-Interview erklärt Dr. med. Eveline Urselmann, Expertin für ästhetische Medizin, den Unterschied zwischen Erstverschlimmerung und herkömmlichen Unreinheiten.
Übersicht
Was ist der Unterschied zu Pickeln?
Blackheads, Whiteheads, Mitesser, Pusteln, Papeln oder Knoten unter der Haut zählen zu Unreinheiten, die ganz unterschiedliche Ursachen haben können: Hormonschwankungen, ungesunde oder unausgewogene Ernährung, zu viel Stress, Schlafmangel oder auch falsche Hautpflege. Doch wie erkennt man den Unterschied zwischen Skin Purging, also einer Erstverschlimmerung durch ein bestimmtes Hautpflegeprodukt und einem Akne-Ausbruch durch eine hormonelle Schwankung? Als erste Anzeichen von Skin Purging beschreibt Dr. Urselmann: „Hauterscheinungen, die weniger entzündlich sind als bei herkömmlicher Akne“. So finden sich bei einer Erstverschlimmerung „weniger Pusteln und Knoten als viel mehr Mitesser auf der Haut“. Zu den verstopften Poren zählen die schwarzen Mitesser (offene Komedonen) und weißen Mitesser (durch eine Hautschicht verschlossene Komedonen). Der primäre Ausbruch durch bestimmte Produkte heilt häufig auch schneller ab als beim üblichen Akne-Schub. Zudem tritt „Skin Purging immer in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Anwendungsbeginn eines neuen, potenten Inhaltsstoffes auf“, ergänzt Dr. Urselmann.
Detox für die Haut – wodurch wird Skin Purging ausgelöst?
Skin Purging entsteht oft im Rahmen einer Akne-Behandlung, wo „zuvor schon bestehende Hautprobleme wie Unreinheiten durch die Anwendung eines neuen Produkts initial verschlechtert werden“, erklärt Dr. Urselmann. Diese Reaktion wird etwa durch chemische Peelings (vor allem BHA-Peelings mit Salizylsäure), Aknemittel wie zum Beispiel Azelainsäure und Benzoylperoxid oder auch Retinoide (Vitamin A) ausgelöst. Denn diese aktiven und hochpotenten Substanzen haben eine schälende Wirkung und regen den Zellumsatz an.
Dadurch können sich Unterlagerungen in der Haut besser lösen und schneller an die Hautoberfläche gelangen. Und dies kann zu einer anfänglichen Verschlechterung des Hautbildes führen. Vor allem Vitamin-A-Präparate können neben Pusteln und Mitessern anfangs eine brennende, juckende Haut sowie Rötungen auslösen. „Im Verlauf sollte sich die Reaktion aber normalisieren, da durch die regelmäßige Behandlung mit dem zellerneuernden Produkt die Ansammlung von Unterlagerungen (zum Beispiel Talg oder Schmutz) dauerhaft reduziert wird“. Und die quälende Zeit der Erstverschlimmerung wird belohnt: mit porentiefer Reinigung und einem nachhaltig verbesserten Hautbild.
Welche Pflege braucht die Haut bei einer Erstverschlimmerung?
Falls die Haut auf neue Produkte wie Leave-on-Peelings und Retinoide mit einer Erstverschlechterung reagiert, rät Dr. Urselmann davon ab, weitere Produkte gleichzeitig in die Routine aufzunehmen. Dabei ist das langsame Einschleichen von neuen, hochwirksamen Inhaltsstoffen immer der beste Weg, neue Produkte in die Hautpflege zu integrieren. „Das neue Präparat sollte anfangs erst ein- bis zweimal wöchentlich angewendet und erst im weiteren Verlauf die Frequenz gesteigert werden“, so der konkrete Tipp von Dr. Urselmann.
Zudem kann das Auftragen einer ergänzenden feuchtigkeitsspendenden Creme oder eines Serums mit pflegenden Inhaltsstoffen wie Panthenol, Urea, Squalan oder Allantoin einem Spannungs- oder Trockenheitsgefühl auf der Haut entgegenwirken. Auch Sonnenschutz ist Pflicht, da die Haut lichtempfindlicher durch die aktiven Wirkstoffe wird.
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Wie lange hält Skin Purging an?
Das entscheidet der individuelle Hautzyklus. Denn wie lange Hautzellen brauchen, um sich zu erneuern, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Im Durchschnitt dauert dies aber rund vier Wochen. Diesen Zeitraum nennt auch Dr. Urselmann als maßgebend, eine Verbesserung nach der Erstverschlimmerung langsam zu erkennen. Länger als rund zwei Monate sollten die Symptome von Skin Purging aber auf keinen Fall andauern. „Bleiben die Hautveränderungen über längere Zeit bestehen, muss eine Unverträglichkeit des Produktes in Erwägung gezogen werden“, warnt Dr. Urselmann. Muss (unreine) Haut nach dem Einsatz von BHA oder Retinol erst eine Erstverschlimmerung erfahren, um danach ein klares Hautbild zu erhalten?
„Dies lässt sich nicht dogmatisch vorhersagen“, meint Dr. Urselmann, denn nicht jeder Hauttyp reagiert gleich. „Es ist nicht zwingend erforderlich, eine Erstverschlechterung zu durchlaufen, damit ein Produkt seine Wirkung zeigt. Die Gründe dafür, warum einige Personen von Skin Purging betroffen sind und andere nicht, sind unbekannt.“