26. Juli 2016, 9:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie ist DAS Accessoire des Sommers: die große Wasserflasche. Schließlich wird uns seit Jahren eingetrichtert, dass wir nur ja genug trinken müssen. Aber wieviel ist genug? Hier die überraschenden Antworten der Experten.
Viiiiieeeel trinken – so lautet das Credo gesundheitsbewusster Menschen. Andere wiederum finden diesen Hype übertrieben und behaupten, dass zu viel trinken eben gar nicht gut sei. Wir waren verwirrt und wandten uns an das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) sowie den Ernährungswissenschaftler Sven-David Müller, um die wichtigsten Fragen zum Thema Durst zu klären.
1. Ist trinken wirklich so wichtig?
Ja, es ist sogar lebensnotwendig! Der Körper besteht zu einem großen Teil aus Wasser, bei Erwachsenen zu immerhin 50 bis 60 Prozent. Wasser ist ein großer Bestandteil der Zellen und von Körperflüssigkeiten und transportiert etwa Nährstoffe und Abbauprodukte. Nicht zuletzt, weil viel Wasser durch Schwitzen und über die Nieren verloren geht, muss der Flüssigkeitshaushalt aktiv aufrechterhalten werden.
2. Wie viel muss man trinken?
Normalerweise eineinhalb Liter am Tag (!), also deutlich weniger als die viel beschworenen zwei bis drei Liter. Diese hält Ernährungsexperte Müller ohnehin für eine Erfindung der Industrie. Lediglich in Ausnahmesituationen (etwa bei starker Hitze, harter körperlicher Arbeit oder Krankheit) steigt der Bedarf etwas an. Hier empfiehlt das DIfE, pro Tag bis zu einem Liter mehr zu trinken. Grundsätzlich sei ein gesunder Mensch auf der sicheren Seite, wenn er seinem Durstgefühl nachgeht. „Im Alter lässt das Durstempfinden etwas nach“, räumt Müller ein. „Dann sollte man schon versuchen, sich daran zu erinnern, regelmäßig zu trinken.“
3. Gilt: Je mehr Wasser trinken, desto besser?
„Nein“, so Müllers entschiedene Antwort. „Nur weil Äpfel gesund sind, heißt das ja auch nicht, dass man gleich 20 davon essen soll.“ Der Ernährungsexperte versichert, dass die empfohlenen eineinhalb Liter Flüssigkeit täglich völlig ausreichen und es keinen Grund gibt, mehr als zwei, geschweige denn drei oder sogar fünf Liter zu trinken. „Dadurch wird man weder schlank noch schön.“ Sinnvoll sei es, so der Experte, alle zwei bis drei Stunden tagsüber zu trinken. Durst wird übrigens am besten durch warme (aber nicht heiße!) Getränke gestillt. „Wer Lust auf eiskalte Limo oder Cola hat, hat keinen echten Durst. Diesen hat man nur auf Wasser. Alles andere ist Lusttrinken“, so Müller.
4. Zählt Kaffee auch als Flüssigkeit?
Viele glauben, dass man den Genuss von Kaffee und anderen „diuretischen“ Getränken – also solchen, die dem Körper Wasser entziehen – mit einem Extra-Glas Wasser kompensieren müsste. Laut Angaben des DIfE jedoch zahlen Kaffee oder auch grüner Tee genauso ins Flüssigkeitskonto ein, wie jedes andere Getränk. Müller geht noch weiter: „Alles, was wir zu uns nehmen, versorgt den Körper mit Flüssigkeit. Auch Lebensmittel wie Salat, Erdbeeren und Eiskrem, sogar Schnitzel besteht zu Teilen aus Wasser!“
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5. Kann etwas passieren, wenn ich zu viel trinke?
Überschüssige Flüssigkeitsmengen werden einfach wieder ausgeschieden, zu viel zu trinken schadet dem Organismus (gesunder Menschen!) also nicht. Wer jedoch extrem übertreibt, also ein vielfaches der empfohlenen Menge trinkt, läuft irgendwann Gefahr, seine Nieren mit den großen Mengen zu überfordern. In diesem Fall würde der Körper zu viel Salz verlieren und die Natriumkonzentration im Blut sinken. Das sollte Ihnen jedoch keinesfalls passieren, wenn Sie Ihrem natürlichen Durstgefühl folgen. Und sollte dieses nicht richtig funktionieren: Einfach jeden Morgen eine Eineinhalb-Liter-Flasche anbrechen und darauf achten, dass sie zum Ende des Tages weitestgehens ausgetrunken ist.