3. September 2024, 6:26 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das britische Model Katie Price hat bereits ihre 17. Brust-OP durchführen lassen. Auch, wenn nicht jeder Eingriff eine Brustvergrößerung war, ließ sie ihre Oberweite einige Male durch immer größere Implantate mit der Zeit „wachsen“. Das ist nicht nur ein teures Vergnügen, sondern kann auch gesundheitlich für Schwierigkeiten sorgen. STYLEBOOK hat mit einem Experten über das Phänomen des Busen-Jo-Jo gesprochen.
Dass eine Brustvergrößerung immer mit gesundheitlichen Risiken einhergeht, ist bekannt. Bei dem Eingriff ist eine Vollnarkose erforderlich, bevor über oder unter den Brustmuskel ein Silikonimplantat platziert wird. Der Eingriff ist kein Zuckerschlecken – und trotzdem nehmen ihn einige Personen gleich mehrmals auf sich. Stellt dies ein Problem dar? Oder dürfen wir unsere Brust häufig Operationen unterziehen? Schönheitschirurg Dr. med. Ronald Batze weiß Rat.
Übersicht
Brustvergrößerung – die zweithäufigste OP weltweit
Aus einer 2022 durchgeführten Studie über die weltweit am häufigsten umgesetzten Schönheitseingriffe ist die Brustvergrößerung auf Platz zwei, gleich hinter der Fettabsaugung. In dem Jahr wurden Brüste durch Silikon in über 2,1 Millionen Operationen vergrößert, während die Zahl der Brustverkleinerungen in dem Jahr 633 000 betrug.
Für eine Brustvergrößerung muss stets ein neues Implantat her, auch bei wiederholten Eingriffen. Ein zusätzliches „Auffüllen“ ist aufgrund medizinischer Risiken und aus ästhetischen Gründen nicht möglich. Bei einer Brustverkleinerung natürlichen Busens wird Fett, Haut und Brustgewebe entfernt.
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Wiederholte Vollnarkosen bergen Risiken
Einer, der sich mit dem Thema bestens auskennt, ist der Frankfurter Facharzt für Ästhetische und Plastische Chirurgie Dr. med. Ronald Batze. Wie er im STYLEBOOK-Interview erklärt, birgt jeder invasive Eingriff – ob nun am Busen oder einem anderen Körperteil – die allgemeinen Operationsrisiken, über die Patienten ausführlich aufgeklärt werden müssen.
Durch die Instrumente, die für eine Vollnarkose zum Einsatz kommen, können Zähne und Gebiss geschädigt werden, im Bereich der Schnitte kann es zu Entzündungen kommen, eine gute Verheilung ist nicht gewährleistet, um nur einige zu nennen. Derartige Risiken summieren sich mit jeder weiteren OP.
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OP-Häufigkeit weniger ein Problem als die Brustgröße
Für den Busen selbst schadet häufiges Operieren, wenn es fachkundig geschieht, nicht unbedingt, so der Fachmann. Und wenn der Busen sich extrem vergrößern soll, sei ein etappenweiser Aufbau sogar angeraten. „Auf einmal ein besonders großes Silikonkissen einzusetzen, ist viel riskanter“, betont Batze. Der Grund: Der Brustmuskel muss sich dehnen, um das Gewicht der Silikonkissen tragen zu können. Indem man die Größe allmählich steigert, könne dieser mit den neuen Größendimensionen gewissermaßen mitwachsen.
„Dennoch ist es unvernünftig, sich immer wieder die Brust vergrößern zu lassen“, fügt Dr. Batze hinzu, und zwar nicht nur aufgrund der seiner Meinung nach fragwürdigen Optik: Ein unproportional großer Busen kann nicht nur Rückenschmerzen verursachen, sondern erhöhe das Risiko auf weitere gesundheitliche Folgen; beispielsweise eine Drucknekrose, also das Absterben von Gewebe aufgrund des dauernden Drucks und die entsprechend stark beeinträchtigte Sauerstoffversorgung. Haut und Muskeln unendlich zu strapazieren, würden eines Tages dem Bindegewebe schaden.
„Für jede Frau gibt es einen Idealwert“
Einige operierte Brüste wirken unnatürlicher als andere. Als Grund nennt Dr. Batze, dass die Größe der Kissen ist nicht an die körperlichen Eigenschaften der Patientin angepasst wurde. „Für jede Frau gibt es einen Idealwert, was Umfang und Gewicht der Silikonimplantate anbetrifft. Er kann ermittelt werden, indem man den Brustumfang misst, den Abstand zwischen Brustwarze und Brustunterfalte, und weiteren Faktoren.“ So werde ein natürliches Ergebnis gewährleistet und das Risiko, dass es früher oder später zu schmerzhaften Veränderungen kommt, minimiert.
Dass Brüste platzen, kommt auch vor. „Selbst die Marktführer haben eine gewisse Rupturrate, wenngleich sie verschwindend gering ist“, gibt der Fachmann zu bedenken. Das bedeutet, dass auch die hochwertigsten Silikonkissen platzen können. Das hänge jedoch nicht von der Größe ab. Apropos Risiko: Selbst wenn das Implantat-Material in umliegendes Gewebe eindringt, könne von einer vitalen Gefährdung keine Rede sein. „Natürlich ist ein zeitnaher Eingriff sinnvoll, um die Silikonanteile zu entfernen und die Brust wieder aufzubauen“, so Dr. Batze. Es handele sich dabei aber grundsätzlich nicht um eine überlebensnotwendige Maßnahme.
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Straffung statt Brustvergrößerung als Lösung?
Dass so viele Frauen sich immer und immer wieder unters Messer legen, um ihre Brüste zu vergrößern, hat laut Dr. Batze nicht zuletzt etwas mit der mangelnden Aufklärung zu tun. „Einigen Patientinnen, die mit ihrem Busen unzufrieden sind, könnte man mit einer Straffung helfen“, so der Experte. Schlaffe, hängende Brüste können so wieder angehoben werden, was sich auch auf das Brustvolumen positiv auswirke.
„Der Einsatz von Silikonkissen ist die andere Möglichkeit, das Dekolleté voller erscheinen zu lassen.“ Der Zahn der Zeit mache jedoch vor Haut und Bindegewebe nicht Halt, bloß weil es einen vergrößerten Busen umschließt. Jetzt immer wieder an Größe nachzulegen, ist laut Batze für viele eine scheinbare einfache Lösung. Aber eben nicht die Beste.