13. November 2024, 5:53 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Arthrose ist eine der am weitesten verbreiteten Gelenkerkrankungen weltweit und trifft besonders häufig Frauen. Diese degenerative Erkrankung führt zu einem schleichenden Abbau des Gelenkknorpels und kann im fortgeschrittenen Stadium zu erheblichen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. STYLEBOOK hat mit einem Experten darüber gesprochen, was Arthrose ist, wie sie sich bemerkbar macht und warum Frauen häufig betroffen sind.
In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Menschen an Arthrose, wobei die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens daran zu erkranken, stark mit dem Alter zunimmt. Doch nicht nur ältere Menschen sind betroffen: Auch bei jüngeren Menschen kann Arthrose auftreten und den Alltag stark beeinflussen.
Übersicht
Was ist Arthrose?
„Arthrose, auch als Osteoarthrose bezeichnet, ist eine chronische, degenerative Erkrankung der Gelenke, die durch den fortschreitenden Verlust von Knorpelmasse charakterisiert ist“, weiß Prof Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel. „Knorpel wirkt in den Gelenken wie eine Art natürlicher Stoßdämpfer, der Bewegungen abfedert und ein reibungsloses Gleiten der Knochenoberflächen ermöglicht. Arthrose führt zum Abbau dieses Knorpels, sodass die Knochen zunehmend direkt aufeinander reiben. Dies kann mit der Zeit Schmerzen, Entzündungen und Bewegungseinschränkungen zur Folge haben.“
Symptome von Arthrose
Die Symptome von Arthrose sind vielfältig und hängen sowohl vom Stadium der Erkrankung als auch von den betroffenen Gelenken ab. Zu den ersten Anzeichen gehören häufig Schmerzen und Steifheit in den Gelenken, vorrangig nach längeren Ruhephasen oder bei belastenden Bewegungen, die unsere Gelenke übermäßig beanspruchen oder starkem Druck aussetzen. Betroffene fühlen sich oft am Morgen oder nach langem Sitzen besonders steif. Im Verlauf der Erkrankung können die Schmerzen zunehmend auch in Ruhephasen auftreten und sich mit der Zeit verstärken. Ebenfalls typisch sind Schwellungen.
Arten von Arthrose
Arthrose kann in nahezu allen Gelenken auftreten, wobei die Knie- und Hüftgelenke besonders häufig betroffen sind. Die verschiedenen Formen von Arthrose unterscheiden sich je nach betroffener Gelenkregion.
- Kniearthrose: Eine der häufigsten Formen, die oft durch Übergewicht oder übermäßige Belastung begünstigt wird.
- Hüftarthrose: Betroffene spüren oft tief sitzende Schmerzen in der Leiste, die bis ins Bein ausstrahlen können.
- Fingerarthrose: Tritt meist in den Fingergelenken oder den Daumen auf, besonders bei Frauen mittleren Alters.
- Wirbelsäulenarthrose: Sitzt häufig in den kleinen Wirbelgelenken, was zu Rückenschmerzen führen kann.
Sind Arthrose und Arthritis das Gleiche?
Arthrose und Arthritis sind zwei verschiedene Gelenkerkrankungen, die aber oft miteinander verwechselt werden. Während Arthrose eine degenerative Verschleißerkrankung der Gelenke ist, handelt es sich bei Arthritis um eine entzündliche Erkrankung. Arthritis kann durch eine Autoimmunreaktion, Infektionen oder Stoffwechselerkrankungen wie z. B. Gicht ausgelöst werden. Bei Arthritis stehen Entzündungen und Schmerzen im Vordergrund, während bei Arthrose die Abnutzung des Gelenkknorpels die Hauptursache ist. Beide Erkrankungen können ähnliche Symptome wie Schmerzen und Schwellungen verursachen, doch die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten unterscheiden sich.
Entstehen von Arthrose
Arthrose betrifft vorwiegend ältere Menschen, da mit zunehmendem Alter die Elastizität und Regenerationsfähigkeit des Knorpels abnimmt und der Knorpelabbau zunimmt. Neben einer genetischen Veranlagung können auch übermäßige Belastung durch zu hohes Körpergewicht, sportliche Aktivität oder einseitige Belastung z. B. im Beruf zu einer verstärkten Abnutzung der Gelenke führen.
Frauen sind häufiger betroffen als Männer und besonders in den Wechseljahren sehr anfällig, da hormonelle Veränderungen die Knorpelstruktur beeinflussen können.
Warum trifft es vor allem Frauen?
„Frauen sind etwa doppelt so häufig von Arthrose betroffen wie Männer, insbesondere nach dem Eintritt in die Wechseljahre“, so Prof. Dr. Göbl. „Die hormonelle Umstellung, allen voran der Rückgang des Östrogenspiegels, wird als eine Hauptursache für diese höhere Anfälligkeit angesehen, da Östrogen eine schützende Wirkung auf das Knorpelgewebe hat. Ohne diese hormonelle Unterstützung steigt das Risiko für den Abbau des Gelenkknorpels immens.“
Bestimmte Arten von Arthrose, wie die Fingerarthrose, kommen bei Frauen sogar dreimal häufiger vor als bei Männern. Dies könnte auch mit genetischen Faktoren und unterschiedlichen anatomischen Merkmalen zusammenhängen, die Frauen anfälliger für bestimmte Gelenkbelastungen machen.
Kann Arthrose auch in jungen Jahren auftreten?
Arthrose ist längst nicht nur eine Erkrankung älterer Menschen. Übermäßige Belastung durch Sport, Verletzungen, Übergewicht oder berufliche Tätigkeiten können bereits in jungen Jahren zu vorzeitigem Knorpelverschleiß führen.
Früherkennung ist das A und O
Die frühzeitige Erkennung von Arthrose kann die Krankheit zwar nicht gänzlich aufhalten, aber dazu beitragen, das Fortschreiten zu verlangsamen. Sollten Sie Schmerzen in den Gelenken verspüren, die über einen längeren Zeitraum anhalten, oder eine Steifheit des Körpers am Morgen oder nach Ruhephasen, sollten Sie zeitnah ärztlichen Rat einholen. Auch bei Schwellungen, Rötungen oder Reibegeräuschen im Gelenk ist eine fachkundige Abklärung empfehlenswert.
Behandlung von Arthrose
Es gibt zahlreiche Behandlungsansätze, die dazu beitragen können, die Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten. Eine der häufigsten Methoden ist der Einsatz von Medikamenten, wie Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Präparaten, die akute Beschwerden lindern können. Auch Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle, denn durch zielgerichtete Übungen wird die umliegende Muskulatur gestärkt, wodurch das Gelenk unterstützt und entlastet wird. In einigen Fällen können auch Hyaluronsäure-Injektionen helfen, die dazu beitragen, den Knorpel zu schützen und die Reibung im Gelenk zu verringern. Sollte die Erkrankung bereits stark fortgeschritten und die Beschwerden nicht mehr anders kontrollierbar sein, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich werden, bei dem oft ein Gelenkersatz eingesetzt wird.
Ist Arthrose heilbar?
Arthrose ist nach heutigem Stand der Medizin nicht heilbar, denn der Verlust des Knorpels lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Mit gezielter Behandlung und einer Anpassung des Lebensstils können Betroffene jedoch oft gut mit der Erkrankung leben und ein Fortschreiten deutlich verlangsamen.
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Prävention
Um Arthrose effektiv vorzubeugen, ist es entscheidend, eine gute Balance zwischen Gelenkschonung und Bewegung zu finden. Die Gelenke sollten nicht übermäßig belastet werden, doch gleichzeitig ist es wichtig, sie durch gezielte Aktivitäten zu stärken und flexibel zu halten. Folgende Maßnahmen sind empfehlenswert:
Gewichtskontrolle
Eine der wirkungsvollsten Maßnahmen zur Vorbeugung ist die Gewichtskontrolle, denn ein gesundes Körpergewicht verringert deutlich die Belastung der Gelenke, insbesondere im Hüft-, Knie- und Sprunggelenksbereich.
Entzündungshemmende Ernährung
Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Arthroseprävention, denn sie kann das Risiko für entzündliche Prozesse in den Gelenken senken. Es empfiehlt sich eine ausgewogene, entzündungshemmende Ernährung, die reich an Gemüse, Obst und Omega-3-Fettsäuren ist. Diese sind zum Beispiel in Fisch, Leinsamen und Walnüssen enthalten, haben eine entzündungshemmende Wirkung, die den Knorpelabbau verlangsamen kann.
Gelenkschonender Sport
Sportliche Aktivität ist essenziell, um die Gelenke zu schützen. Gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder moderates Krafttraining sind besonders empfehlenswert. Diese Sportarten stärken die Muskulatur, die das Gelenk umgibt und stabilisiert, ohne dabei übermäßigen Druck auf den Knorpel auszuüben. Auch moderates Krafttraining kann hilfreich sein, da eine kräftige Muskulatur die Gelenke entlastet und so das Risiko für Abnutzungserscheinungen senkt.
Alltägliche Bewegung
Auch die Bewegung im Alltag ist entscheidend. Spazieren gehen oder Treppensteigen halten die Gelenke geschmeidig und fördern die Durchblutung im Knorpelgewebe, wodurch dieser besser mit Nährstoffen versorgt wird. Auch kleine, kontinuierliche Bewegungen über den Tag hinweg, z. B. Schulterrollen, Füße kreisen lassen und Dehnübungen, tragen dazu bei, die Gelenke langfristig gesund zu halten und einer Arthrose wirkungsvoll vorzubeugen.