17. Oktober 2024, 6:29 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Es gilt als Wundermittel für schöne Haut und Haare sowie starke Nägel: Biotin. Als Nahrungsergänzungsmittel geht es zu Tausenden in Form von Tabletten oder Kapseln über die Ladentheke in Drogerien oder Apotheken. Doch ist es wirklich so gut wie sein Ruf? Carmen Dörfler hat für Sie nachgeforscht und einen Experten befragt.
Sicher haben Sie schon des Öfteren von Biotin gehört. Insbesondere, wenn Sie auf der Suche nach einem Mittel gegen brüchige Nägel und stumpfes Haar sind. Doch was ist Biotin eigentlich genau, wofür ist es gut und was sagt der Dermatologe zu seiner Wirksamkeit? Wir haben für Sie nachgeforscht.
Übersicht
Was genau ist Biotin?
Bei Biotin handel es sich um ein wasserlösliches Vitamin. Auch bekannt ist der Stoff als Vitamin B7 oder Vitamin H. In unserem Körper spielt es eine große Rolle beim Stoffwechsel von Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen. Es ist auch wesentlich an der Energieproduktion beteiligt und unterstützt die dafür nötigen Enzyme, damit diese unsere Nahrung in nutzbare Energie zerlegen können. Ohne Biotin könnte also unser Stoffwechsel nicht richtig funktionieren; die Folgen wären verschiedene gesundheitliche Probleme.
Wie wird das Vitamin angewandt?
Uns bekannt ist Biotin vor allem in Form von Tabletten und Kapseln, die es in Apotheken sowie Drogerien zu erstehen gibt. Als Nahrungsergänzungsmittel wird es gerne innerlich angewandt. Doch auch zur äußerlichen Behandlung ist Biotin erhältlich. So nämlich als Shampoo, Conditioner, Creme oder Serum. In schweren Mangelfällen kann die Ärztin auch eine Injektion verschreiben. Diese Methode bedarf jedoch medizinischer Abklärung.
Biotin können wir natürlich auch über Lebensmittel zu uns nehmen. Es ist beispielsweise in Eiern, Nüssen, Samen, Lachs, Leber, Spinat und Vollkornprodukten enthalten. Wer sich ausgewogen ernährt, deckt damit in der Regel den täglichen Bedarf an Biotin. Die tägliche Dosis, die Erwachsene zu sich nehmen sollten, liegt bei 30 Mikrogramm. Die Dosierung in Nahrungsergänzungsmittel liegt meist deutlich höher – zwischen 2.500 und 10.000 Mikrogramm – um eine intensive Unterstützung von Haaren, Haut und Nägeln zu ermöglichen.
Zugeschriebene Wirkung von Biotin
Wir wissen schon, dass Biotin Haare, Haut und Nägel unterstützen soll. So knapp, so gut. Doch um genau zu sein soll Biotin in puncto Haare das Wachstum fördern sowie die Haare dicker werden lassen, wodurch es gesünder und kräftiger wird.
Was die Haut angeht, unterstützt das Vitamin die allgemeine Hautgesundheit, indem es die Produktion von Fettsäuren fördert, die die Hautbarriere stärken. So kann sie besser vor äußeren Einflüssen geschützt werden und behält Feuchtigkeit besser bei. Weiterhin ist Biotin an der Zellteilung und am Zellwachstum beteiligt, wodurch es der Haut hilft, sich zu erneuern und zu regenerieren. Liegt ein Mangel an Biotin vor, kann es zu Trockenheit, Schuppenbildung, Rötungen oder Dermatitis kommen.
Biotin spielt außerdem eine wichtige Rolle bei der Produktion von Keratin, was wiederum der Hauptbestandteil unserer Nägel ist. Keratin ist ein Protein, das die Nägel stark und widerstandsfähig macht. Mehr Biotin soll also auch zu mehr Keratin führen, wodurch die Nägel dicker und strapazierfähiger werden sollen. So soll das Brechen und Splittern der Nägel reduziert werden.
Mögliche Risiken bei der Supplementierung
Wie jedes Nahrungsergänzungsmittel sollte auch Biotin nicht leichtsinnig eingenommen werden. Obwohl Biotin wasserlöslich ist und sobald zu viel davon im Körper ist, es meist ausgeschieden wird, kann es dennoch zu Nebenwirkungen durch eine Überdosis kommen. In seltenen Fällen kann das Hautausschläge oder Magenprobleme nach sich ziehen. Weiterhin können durch hohe Dosen des Vitamins auch Laborergebnisse, besonders bei Hormon- oder Herztests, verfälscht werden.
Das sagt der Experte
Doch Dermatologe Dr. Timm Golüke kann beruhigen: „Normalerweise haben die Menschen keinen Biotinmangel, weil wir durch die Ernährung genug des Vitamins aufnehmen.“ Wenn Sie bei sich einen Biotinmangel vermuten, sollten Sie zuerst eine Ärztin konsultieren, um eine Blutuntersuchung machen zu lassen. „Die Einnahme von Biotin schade jedoch meist nicht, der Bedarf kann aber auch durch normale Ernährung ausreichend gedeckt werden.“
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Das sagt der Verbraucherschutz
Biotin wird von Herstellern zur Förderung von Haut und Haaren beworben. Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) hat die Aussagen „Biotin trägt zur Erhaltung normaler Haut bei“ und „Biotin trägt zur Erhaltung normaler Haare bei“ als bewiesen anerkannt. Allerdings sind Aussagen zur Wirkung von Biotin auf Nägel laut Verbraucherschutz nicht zulässig.
Studien zeigen, dass hohe Biotin-Dosen (2,5 mg/Tag) die Nageldicke erhöhen könnten, doch klinische Beweise fehlen. Die EU erlaubt keine Werbung für Biotin in Bezug auf Nägel, jedoch können Zink und Selen mit entsprechenden Aussagen kombiniert werden. Die EFSA weist – wie der STYLEBOOK-Experte – ebenfalls darauf hin, dass die Biotin-Zufuhr in der Bevölkerung ausreichend ist, weshalb zusätzliche Effekte auf Haut und Haare fraglich sind.