22. Dezember 2023, 14:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer kennt es nicht: unangenehme Kommentare auf dem lange gefürchteten Familientreffen. Vermeintlich „gut gemeinte“ Neckereien können in einem selbst aber Narben aufreißen – oder Wunden erst entstehen lassen. Wie Sie sich selbst aus dieser Situation befreien oder am besten reagieren, lesen Sie bei STYLEBOOK.
Eine Essstörung entsteht oft auch, weil man in der Kindheit ständig mit Kommentaren rund um das eigene Essverhalten konfrontiert wurde. Oder: in der Kindheit wurden immer wieder unangemessene Kommentare bezüglich der „süßen Pfunde zu viel“ getroffen. Was die Verwandtschaft (manchmal) gar nicht so meint, kann bei den Empfängern ziemlich viel auslösen. Nicht selten wachsen diese Menschen dann mit Unsicherheiten und falschen Glaubenssätzen über den eigenen Körper auf.
Wenn am Weihnachtstisch von der Großmutter gefragt wird: „So viele Klöße kannst du verputzen?“, dann hinterfragt sich die Person, die gerade einfach nur ihr Essen genießen möchte, ob sie womöglich zu viel isst. Das verankert sich so stark, dass daraus auch eine Essstörung und ein allgemein ungesundes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper entstehen kann. Um sich diesen unangenehmen Kommentaren zu entziehen, oder noch wichtiger, um sie innerlich abzublocken, haben wir ein paar Tipps zusammengefasst.
Es ist kein Necken
Was für den Onkel, die Mutter oder die Großmutter bloß kindliches Necken bedeutet, kann in einem selbst ein unangenehmes Gefühl hervorrufen. Leider scheinen es einige Familienmitglieder in Ordnung zu finden, Kommentare über das Essverhalten oder den Körper zu machen. Das ist (selbstverständlich) grenzüberschreitend. Denn meist kommen die Kommentare von dem Teil der Verwandtschaft, der rein gar nichts über einen weiß. Auch nicht, wie man sonst mit dem Thema umgeht. Daher lacht man es dann gern schüchtern weg. Im Hinterkopf schwirrt der Gedanke: „Ach, die meinen es ja nicht so“. Dennoch fühlt es sich merkwürdig an. Es folgen Gedanken wie: „Vielleicht stimmt ja, was sie sagen.“
Punkt 1: Vorbereitung auf etwaige Bodyshaming-Kommentare
Es hilft immer, wenn man sich auf unangenehme, unausweichliche Situationen vorbereitet – zumindest mental. Wenn Sie also wissen, dass Sie auf eine solche Person stoßen und das auch wirklich nicht verhindern können, dann bereiten Sie Ihren Geist schon einmal auf denkbare Kommentare vor. Natürlich ist es wichtig, dem Gegenüber Grenzen aufzuzeigen. Doch seien Sie ehrlich: Oftmals bleibt man nach dieser Diskussion nur kraftlos zurück und die Person hat davon nichts angenommen. Daher ist es in erster Linie wichtig, den eigenen Körper und Geist zu schützen: Hände und Ohrläppchen massieren, ruhig atmen und überhören. Solang es geht.
Punkt 2: Legen Sie sich schlagfertige Worte zurecht – oder halten Sie die Stille aus
Klappt es aber nicht, können Sie sich im Vorfeld schon mal die schlagfertigen Kommentare überlegen, die Ihr Gegenüber in die Schranken weist. Familie hin oder her, wenn die Kommentare unangebracht sind, darf man das ruhig sagen. Aber Sie können auch einfach mit Schweigen reagieren – dann reagiert die Person meist etwas verunsichert und hinterfragt das Gesagte – in den meisten Fällen. Laut Psychologen und Ratgebern ist in diesem Feld die Stille die beste Reaktion auf solch einen Kommentar.
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Punkt 3: Erinnern Sie sich an die Intention dahinter
Man kann innerhalb einer Familie oder im Bekanntenkreis schon erkennen, wer diese Kommentare sagt, um etwas in einem zu rühren – oder wer es wirklich nicht böse meinte und gar nicht weiß, was das auslösen kann. Das heißt nicht, dass es deshalb in Ordnung ist. Es heißt vielmehr, dass es nichts, rein gar nichts, mit Ihrem Körper zu tun hat oder mit der Wahrheit. Manchmal hilft das Hervorrufen dieses Gedankens schon enorm.
Was ist Bodyshaming?
Bodyshaming beschreibt die Demütigung einer Person durch kritischen oder spöttischen Bemerkungen über dessen Körper. Das kann auch das leider oft verwendete „Hast du zugenommen?“ oder auch „Iss mal etwas, du fällst sonst noch vom Fleisch“, sein. Enttäuschenderweise wird das Thema von manchen Teilen der Gesellschaft bislang nicht sensibel genug behandelt.
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Essstörung in der Familie
Dazu muss aber auch gesagt sein, dass Kommentare zum Körper oder zum Essverhalten nie in Ordnung sind. Nicht nur, wenn man selbst an einer Essstörung leidet, aber besonders dann.
Eine Essstörung, die auch mit dem Umgang der Familie zusammenhängt, kann allerdings auch einen anderen Ursprung haben. Zum Beispiel, wenn die eigene Mutter unter einem ungesunden Verhältnis zum eigenen Körper litt und sich ständig Gedanken über Nährwerte und ein paar Kilo zu viel machte. Das überträgt sich auf die Kinder, die lernen, dass das die Norm ist.