9. Juli 2022, 18:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Frauen vermeiden aus Angst vor sichtbaren Schweißflecken in den Achseln das Tragen farbiger Blusen oder Tops. Bei anderen wiederum besteht eine extreme Neigung zu kaltem Handschweiß. Die Betroffenen leiden meist. Botox-Injektionen sollen bei übermäßigem Schwitzen am effektivsten helfen. Alle Infos in der Übersicht.
Übersicht
Was bedeutet „übermäßiges“ Schwitzen?
Manche Menschen schwitzen mehr, andere weniger. Und manche phasenweise ganz besonders viel, wenn etwa ein Hormonungleichgewicht vorliegt oder auch ein Medikament ungewünschte Nebenwirkungen zeigt. Wenn dies beides ausgeschlossen ist und das Schwitzen ohne größere körperliche Anstrengung, temperaturunabhängig und in extremem Maße aufritt, dann könnte es krankhaft sein. Mediziner sprechen in dem Fall von Hyperhidrose. Rund drei Million Menschen sind betroffen, doch die Dunkelziffer könnte noch viel höher liegen. Oft schämen sich Hyperhidrotiker, einen Arzt aufzusuchen, um über ihr Problem zu sprechen.
Betroffene weisen meist schon in der Kindheit Anzeichen einer Hyperhidrose auf. Typische Stellen sind die Achseln, Handinnenflächen, Stirn und Fußsohlen. Zwar sind die plötzlich auftretenden Schweißausbrüche in bestimmten Situationen besonders unangenehm – etwa bei einem Date oder beim Bewerbungsgespräch. Und tatsächlich kann die Angst davor, dass es passiert, das Schwitzen weiter verschlimmern. Grundsätzlich ist Hyperhidrose aber dadurch gekennzeichnet, dass die Symptome anlasslos auftreten.
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Botox gegen übermäßiges Schwitzen
Botox findet längst nicht nur in der ästhetischen Medizin Anwendung, etwa gegen Mimikfältchen. Das als Nervengift bekannte Mittel ist auch zur Linderung verschiedener gesundheitlicher Probleme wirksam. So lässt sich damit etwa die Neigung zu Migräne und Zähneknirschen behandeln. Ebenso kann Botox die für übermäßiges Schwitzen verantwortlichen Nervenbahnen blockieren.
Ablauf der Behandlung
Wichtig: Auch wenn immer mehr Kosmetikerinnen Botox-Anwendungen anbieten – wenden Sie sich am besten an einen Arzt. Das Botox wird an den betroffenen Stellen direkt unter die Haut injiziert. So gelangt es zu den Schweißdrüsen und lähmt hier die Nervenimpulse, die das starke Schwitzen auslösen.
Die Behandlung findet bei lokaler Betäubung statt und dauert zwischen 15 und 30 Minuten. Die Patienten können direkt im Anschluss nach Hause gehen, eine Nachbehandlung ist nicht nötig. Theoretisch sind sie unmittelbar nach dem Eingriff wieder arbeitsfähig.
Risiken
Laut Studien kann es im Nachgang einer Botox-Behandlung gegen Schwitzen zu „unerwünschten Ereignissen“ kommen. Dazu zählen Schmerzen oder Prickeln an der Einstichstelle sowie Blutergüsse, in seltenen Fällen Übelkeit, Muskelschwäche und Gelenkerkrankungen. Doch diese müssen „nicht unbedingt auf Botox selbst zurückgehen“, erklärt der Medizinische Dienst Bund. Insgesamt sieht die Expertenorganisation nach ausführlicher Auswertung keine Gefahren bei einer sachgemäßen Anwendung des Präparats.
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Effekt und Kosten
Der Effekt einer Botox-Behandlung gegen Schwitzen setzt sofort ein. Er hält allerdings nur etwa sechs bis neun Monate an. Bis dahin hat der Körper das Mittel nahezu vollständig abgebaut. Es kann sein, dass die Schweißproduktion nun weniger stark ist als vorher. Die meisten Patienten entscheiden sich jedoch dafür, die Behandlung nach etwa einem halben Jahr zu wiederholen.
Die Preise liegen, abhängig von der Größe des behandelten Areals, bei zwischen 360 und 1000 Euro. Die meisten Krankenkassen übernehmen die Kosten. Voraussetzung ist jedoch, dass es sich um einen diagnostizierten, schweren Fall von Hyperhidrose handelt und andere Therapiemöglichkeiten erfolglos waren.
Alternativen zu Botox gegen starkes Schwitzen
Botox ist die effektivste Lösung gegen übermäßig starkes Schwitzen. Doch bevor sie sich dafür entscheiden, können Betroffenen es auch mit beispielsweise Schwachstrombädern versuchen, die nach ein paar Wochen zumindest eine Schweißminderung erzielen sollen. Daneben können die üblichen Tricks helfen: antitranspirante Deos oder Cremes zur lokalen Anwendung, die Aluminiumsalze enthalten.
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Quellen
– fachliche Beratung von Dr. med. Timm Golüke, Dermatologe aus München
– IGeL-Monitor: Botox gegen übermäßiges Schwitzen kann nützen(…), Medizinischer Dienst Bund