10. Dezember 2022, 17:32 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Berühmt und gefährlich zugleich: Brazilian Butt Lift – ein gefährlicher Eingriff, bei dem Eigenfett in den Hintern gespritzt wird. Die letzten Jahre war dieser Eingriff, der zu den XXL-Kurven verhelfen soll, überall zu sehen. Doch der einstige „Trend“ verabschiedet sich so langsam. Immer mehr Prominente, wie Cardi B, lassen sich den Po wieder verkleinern. STYLEBOOK sprach mit zwei Experten über die Durchführung und die Risiken, die bis zur Lungenembolie reichen können, und erzählt, weshalb immer mehr Prominente dem Hype den Rücken kehren.
Übersicht
- Was ist ein Brazilian Butt Lift?
- Ausreichend Eigenfett muss vorhanden sein
- Wie läuft die Po-Vergrößerung ab?
- Drei Wochen auf dem Bauch schlafen
- Wie riskant ist ein „Brazilian Butt Lift“?
- Kann ein BBL rückgängig gemacht werden?
- Noch besser: Sport machen!
- Immer mehr Promis lassen sich den „Brazlian Butt Lift“ entfernen
Was ist ein Brazilian Butt Lift?
Nach wie vor gehören laut VDÄPC (Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen) Oberlidstraffungen, Fettabsaugungen und Brustvergrößerungen zu den beliebtesten Schönheits-OPs in Deutschland. Angeregt durch das (zweifelhafte) Vorbild südamerikanischer Strand-Schönheiten interessieren sich jedoch immer mehr Frauen für einen chirurgischen Eingriff am Po. Ein Eingriff, den auch der ästhetisch-plastische Chirurg Dr. med. Markus Klöppel in seiner Münchner Klinik schon durchgeführt hat. Dabei handle es sich um eine Technik, die „das Beste der Techniken Fettabsaugung und Eigenfettbehandlung“ miteinander verbinde, so der Mediziner. „Man gleicht die Körperproportionen an, indem Fett aus störenden Depots an der Taille oder den Innen- oder Außenseiten der Oberschenkel entnommen wird“, erklärt Klöppel. Das entnommene Fett werde gereinigt, aufbereitet und anschließend für den gewünschten Lift-Effekt in den oberen Po gespritzt. Das Ergebnis sei ein sichtbar prallerer und angehobener Hintern.
Ausreichend Eigenfett muss vorhanden sein
Grundsätzlich kann sich jeder dem Eingriff unterziehen, der gesund ist und bei dem alle sportlichen Bemühungen keinen Erfolg gezeigt haben. Dennoch stellt Dr. Klöppel klar: „Ein ästhetischer Eingriff bleibt eine Operation, die unbedingt und ausschließlich von einem Experten und erst nach Abwägung aller gesundheitlichen Risiken durchgeführt werden sollte.“ Wer zu schlank ist, für den sei das Lifting nicht geeignet, da genügend Eigenfett zur Behandlung vorhanden sein müsse, erklärt der Chirurg: „Mit fremdem Fett kann ich den Effekt leider nicht herbeiführen, es könnte wie bei einer Organspende vom Körper abgestoßen werden.“
Wie läuft die Po-Vergrößerung ab?
Bei der Operation wird im ersten Schritt Eigenfett an den geeigneten Stellen abgesaugt. In der Regel sind das meist der Bauch, der Rücken, die Beine oder die Hüften. Die Menge variiert dabei zwischen 300 und 350 Milliliter pro Gesäßhälfte. Im nächsten Schritt wird das Fett gereinigt und aufbereitet. Bei der Behandlung wird die Flüssigkeit konzentriert, sodass besonders viele Fettzellen vorhanden sind. Im letzten Schritt wird das Eigenfett in den Po injiziert. Das Brazilian Butt Lift kann zwar ambulant und in Dämmerschlafnarkose durchgeführt werden, findet vorzugsweise und in den meisten Fällen aber in Vollnarkose statt und kann je nach Umfang bzw. Absaugmenge bis zu vier Stunden dauern. Nach der Behandlung empfiehlt der Chirurg eine Woche häusliche Ruhe.
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Drei Wochen auf dem Bauch schlafen
In den folgenden drei Wochen sollte die Patientin nur auf dem Bauch schlafen. Der Po sollte zu dieser Zeit so wenig wie möglich belastet werden. Ansonsten könne es zu einer Verschiebung der Fettzellen kommen und der Rundungs-Effekt werde wortwörtlich zerdrückt, erklärt Klöppel gegenüber STYLEBOOK. Und auch danach sollte darauf geachtet werden, nicht zu lange am Stück zu sitzen und im Büroalltag immer wieder zu stehen und sich nur langsam fortzubewegen. Sport dürfe nach etwa vier bis sechs Wochen wieder ausgeübt werden. Werden alle diese Dinge beachtet, dann könne „der Effekt des ,Brazilian Butt Lifts‘ mehrere Jahre anhalten“, so der Experte.
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Wie riskant ist ein „Brazilian Butt Lift“?
„Insgesamt zählt das Brazilian Butt Lift zu den anspruchsvolleren Operationen, die in die Hände eines erfahrenen, versierten plastischen Chirurgen gehören“, erklärt Dr. Klöppel. Wie bei jedem Eingriff gibt es allgemeine Risiken einer Wundinfektion oder Thrombose, denen mit Antibiotikum und blutverdünnenden Spritzen entgegen gewirkt werden kann. Daneben können nach der Operation blaue Flecken oder Schwellungen am Gesäß auftreten, die jedoch nach wenigen Tagen bis Wochen von selbst wieder abheilen.
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Nicht zu unterschätzen ist jedoch die sogenannte Thromboembolie oder auch Fettembolie. Dabei kann es „bei falscher chirurgischer Handhabung mit der Injektion von großen Fettmengen in den Gesäßmuskel neben die darin liegenden großen Beingefäße zu Verletzungen von Gefäßen kommen.“ So könnten sich größere Mengen von Fett in die Venen hineindrücken. Die so herbeigeführte Lungenembolie kann schwerwiegende Folgen haben. Um dies zu vermeiden, weist der Facharzt darauf hin, dass die injizierte Fettmenge unbedingt den Körperproportionen angepasst werden muss, um eine Überfüllung und damit einen Überdruck im Gewebe zu vermeiden. Zudem ist auch die Position der Injektionen wichtig, um einer Fettembolie vorzubeugen. Dr. Klöppel: „Hier ist besonders darauf zu achten, das Fett nicht in die darunterliegende, tief liegende Muskulatur mit den Gefahrenzonen der großen Gefäße zu injizieren, sondern das Fett in die über der Muskulatur und unter der Haut liegenden Fettgewebszone einzubringen.“
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Kann ein BBL rückgängig gemacht werden?
Hat man sich an seinem Brazilian Butt Lift satt gesehen oder gibt es andere Gründe, kann ein BBL wieder rückgängig gemacht werden? Ja, sagt Dr. Jens Altmann, Facharzt für plastische Chirurgie, jedoch kann das „komplex und schwierig“ werden. „Theoretisch kann eine Liposuktion durchgeführt werden, um das Fett aus dem Gesäß zu entfernen. Jedoch wird jede zweite Operation oder Revisionsoperation durch die Bildung von Narbengewebe aus dem ersten Eingriff erschwert wird – Komplikationen können auftreten. Ein Brazilian Butt Lift lässt sich zudem nie vollständig umkehren. In allen Fällen kann nur das Fettgewebe abgesaugt werden, welches oberhalb der Muskelfaszie eingespritzt wurde und abgeheilt ist. Eine Fettabsaugung kann nur im Unterhautfett-Bereich stattfinden, da ansonsten schwere Komplikationen entstehen können. Weiterhin kann bei der Fettabsaugung am Po dieser seine Form verlieren, schlaff werden und unnatürlich wirken“, ergänzt der Facharzt.
Noch besser: Sport machen!
So simpel der Eingriff auch erscheinen mag, mit Kosten zwischen 4000 und 6000 Euro ist er nicht günstig und die Unannehmlichkeiten des Heilungsprozesses sowie die Risiken des Eingriffes selbst sind nicht zu unterschätzen. „Eine OP sollte immer der letzte Schritt sein“, sagt auch der Mediziner. Seine Patientinnen berate er entsprechend umfassend und empfehle generell, den inneren Schweinehund zu überwinden und es erst einmal mit Sport zu versuchen: „Auch mit dem gezielten und sehr regelmäßig durchgeführten Training des Gluteus maximus, dem größten Gesäßmuskel, kann ein schönes Lifting erzielt werden“, sagt Klöppel. Und günstiger ist es allemal.
Immer mehr Promis lassen sich den „Brazlian Butt Lift“ entfernen
Erst Kim, dann Khloe Kardashian – jetzt auch Cardi B: Immer mehr Prominente, die zuvor für ihren XXL-Po bekannt waren und diesen Hype (mit) ausgelöst haben, bekennen sich nun zu ihrem natürlichen Hinterteil und lassen sich den „Brazilian Butt Lift“ entfernen. Fast ein Jahrzehnt nachdem der Trend durch die Hintertür kam. Dabei standen diese Rundungen jahrelang im Zentrum verschiedener Instagram-Posts, Rap-Texte und Paparazzi-Fotos. Doch so langsam scheint es vorbei zu sein mit den nicht ganz so echten Po-Rundungen.
Rapperin Cardi B warnt sogar vor solchen als besonders gefährlich eingestufften Po-Eingriffen und appelliert zur Vorsicht. Erst im August 2022 ließ die 30-Jährige sich ihre Butt-Shots entfernen, die sie damals, mit gerade mal 20, illegal injiziert bekam (für gerade mal 800 Dollar!). Damals hatte sie nicht genügend Eigenfett für einen operativen Eingriff. Sie suchte sich daraufhin einen Arzt, der ihr nicht-zugelassene „Butt-Shots“ verpasste. Das sind Spritzen, in denen synthetischer Füllstoff enthalten ist. Eine solche Injektion ist nicht nur illegal, sondern auch überaus gefährlich. Schuld für den damaligen Eingriff gibt Cardi B ihren stark ausgeprägten Selbstzweifeln in jungen Jahren.
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Quelle
– mit fachlicher Beratung von Dr. med. Markus Klöppel, ästhetisch-plastischer Chirurg in München