5. September 2023, 13:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Dass der Brazilian Butt Lift (BBL) zu den gefährlichsten aller Schönheitsoperationen zählt, ist mittlerweile bekannt. Dennoch lassen sich jährlich zahlreiche Frauen und auch Männer für einen größeren Po unters Messer legen. Wie fatal die Folgen eines solches Eingriffes sein können, zeigt sich erneut bei einem Fall aus Argentinien. Hier ist die 43-jährige TV-Moderatorin Silvina Luna an den Folgen der OP verstorben.
Was mit dem Wunsch nach dem perfekten Po anfing, endete in einer tragischen Geschichte. Dabei handelt es sich jedoch um keinen Einzelfall. Immer wieder klagen Personen, die sich einem Brazilian Butt Lift unterzogen haben, über post-operative Schmerzen. STYLEBOOK hat den Beauty-Eingriff mit hohem Risiko genauer unter die Lupe genommen.
Übersicht
Model an Folgen von Brazilian Butt Lift gestorben
Eineinhalb Millionen Follower auf Instagram begeisterte die argentinische Moderatorin und Model Silvina Luna täglich mit ihrem Content. Zwischen Urlaubsfotos, TV-Auftritten, gesunden Sportroutinen und leckerem Essen scheint das Leben der 43-Jährigen perfekt – würden da nicht immer wieder kleine Ausschnitte von Krankenhausaufenthalten auftauchen. Niereninsuffizienz und Hyperkalzämie (Kalziumüberschuss) lautete die Diagnose. Darauf folgte eine Dialyse und das Warten auf eine Spenderniere – vergeblich.
Nach 79 Tagen auf der Intensivstation verstarb Silvina im Krankenhaus. Ursache für die Nierenprobleme war jedoch nicht genetisch oder immunbedingt, sondern der im Jahre 2011 durchgeführte Brazilian Butt Lift. Etwa vier Jahre nach dem Eingriff klagte die Moderatorin über erste Schmerzen und wurde von Ärzten mit Nierensteinen diagnostiziert. Auf Instagram nahm Luna ihre Fans mit und postete zuletzt am 05. Juni 2023 ein Video, in dem sie über ihren schlechter werdenden Zustand sprach. Ende August folgte das Nierenversagen.
In der Regel wird bei einem Brazilian Butt Lift eine Unterspritzung mit Eigenfett durchgeführt. Silvina Lunas behandelnder Arzt steht jedoch unter Verdacht, Polymethylmethacrylat – auch bekannt als Acrylglas – in ihr Gesäß gespritzt zu haben. Der Kunststoff eignet sich zwar in der Theorie zum Modellieren von Muskeln oder für Dentalprothesen, ist jedoch in der Praxis aufgrund seiner schädlichen Eigenschaften nicht für Schönheitseingriffe zugelassen.
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Behandelnder Arzt mehrfach angeklagt
Bereits 2022 wurde Silvinas behandelnder Arzt Aníbal Lotocki zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem Luna und drei weitere Frauen, darunter die Ex-Partnerin des Chirurgen, ihn wegen ärztlicher Fehler verklagt hatten. Zwei Wochen vor Lunas Tod verstarb zudem der argentinische Fernsehmoderator Mariano Caprarola. Auch er hatte sich 2010 einem Brazilian Butt Lift bei Aníbal Lotocki unterzogen. Lotocki muss sich nun erneut vor Gericht verantworten, seine ärztliche Zulassung wurde ihm vorerst entzogen.
Hohe Sterberate beim Brazilian Butt Lift
Wer jetzt denkt, bei der Geschichte um Silvina Luna handele es sich um einen tragischen Einzelfall mit einem schlechten Arzt, liegt falsch!
Tatsächlich gibt es kaum eine Schönheitsoperation, die mehr Risiko birgt als der Brazilian Butt Lift. Und auch hierzulande gibt es immer wieder Fälle, bei denen BBL-Patienten ihr Leben lassen. Die Sterberate liegt bei stolzen 1:3.000 Personen. Das Hauptrisiko bei einer Po-Vergrößerung mittels Eigenfett ist dabei eine Fettembolie. Dabei gerät Fettgewebe in die Blutbahnen des Muskelgewebes. Folge ist ein partieller oder vollständiger Verschluss der Blutgefäße. Damit einhergehend können auch Thrombosen und Minderdurchblutungen auftreten. Zudem können, wie bei vielen anderen Operationen, auch klassische Symptome wie Wundinfektion oder blaue Flecken und Schwellungen auftreten. Diese klingen in der Regel jedoch relativ schnell wieder ab.
Gefährlich ist die Operation vor allem deshalb, weil es sich theoretisch um gleich zwei Eingriffe handelt: Einer Fettabsaugung und der darauf folgenden Unterspritzung. Bereits im Rahmen der Liposuktion können Komplikationen auftreten. Außerdem setzt man den Körper somit einer doppelten Belastung aus. Auch beim Spritzen des Eigenfettes muss der Chirurg vorsichtig sein: Werden die Kanüle nicht richtig gelegt, können Fettzellen bis hin zum Herz oder zur Lunge transportiert werden.
Der ästhetisch-plastische Chirurg Dr. med. Markus zu STYLEBOOK: „Hier ist besonders darauf zu achten, das Fett nicht in die darunterliegende, tief liegende Muskulatur mit den Gefahrenzonen der großen Gefäße zu injizieren, sondern das Fett in die über der Muskulatur und unter der Haut liegenden Fettgewebszone einzubringen.“
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Das sollten Sie beachten, wenn Sie einen Brazilian Butt Lift erwägen
Wenn Sie trotz der Risiken dennoch einen Brazilian Butt Lift in Erwägung ziehen, sollten Sie sich im Voraus gut beraten lassen und sich gründlich über Ihren Arzt sowie den Eingriff informieren. Ein Chirurg, der den Prozess vorab nicht ausführlich bespricht und Sie über alle möglichen Risiken aufklärt, ist kein guter Arzt.
Dr. Klöppel stellt klar: „Ein ästhetischer Eingriff bleibt eine Operation, die unbedingt und ausschließlich von einem Experten und erst nach Abwägung aller gesundheitlichen Risiken durchgeführt werden sollte.“ Wer zu schlank ist, für den sei das Lifting nicht geeignet, da genügend Eigenfett zur Behandlung vorhanden sein müsse, erklärt der Chirurg: „Mit fremdem Fett kann ich den Effekt leider nicht herbeiführen, es könnte wie bei einer Organspende vom Körper abgestoßen werden.“
Auch sollten Sie darauf achten, nicht zu viel Fett in den Po spritzen zu lassen. Während in westeuropäischen Ländern oftmals maximal 300 ml Eigenfett pro Seite unterspritzt werden, sind in anderen Ländern größere Mengen möglich. Hiervon sollten Sie möglichst die Finger lassen, um ein größeres Risiko für Komplikationen zu vermeiden. Noch besser wäre es allerdings, dem Po durch gezieltes Muskeltraining ein natürliches Lifting zu verpassen. Das spart nicht nur Geld, sondern kann Sie am Ende eventuell vor fatalen Folgen bewahren.
Quellen
- Instagram von Silvina Luna
- Ex-model and actress Silvina Luna dies from health issues related to plastic surgery nightmare, Buenos Aires Times
- mit fachlicher Beratung von Dr. med. Markus Klöppel, ästhetisch-plastischer Chirurg in München