16. November 2023, 6:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Einige Frauen hätten gerne etwas mehr Oberweite, andere weniger – und so manche plagen ihre großen und schweren Brüste so sehr, dass an Schlafen oder Sport nicht mehr zu denken ist. Eine Brustverkleinerung kann die Lösung sein. Doch wie gefährlich ist so ein Eingriff – und wie teuer ist er? STYLEBOOK sprach darüber mit einem Experten.
Methode und Kosten einer Brustverkleinerung
Wer seine Brüste verkleinern lassen möchte, muss sich dafür vertrauensvoll in die Hände eines Chirurgen begeben – und sich darauf verlassen, dass er sein Handwerk versteht. „Es gibt wahrscheinlich so viele Methoden der Brustverkleinerung, wie es Ärzte gibt“, sagt Dr. med. Cornelius Grüber. Er ist Facharzt und Mitbegründer des Hamburger Hanseaticum-Zentrums für Plastische und Ästhetische Chirurgie.
In der Regel nimmt eine Brustverkleinerung zwei bis zweieinhalb Stunden in Anspruch, wenn zwei Chirurgen operieren. Die Kosten betragen um die 6000 bis 8000 Euro. „Das beinhaltet meistens eine gleichzeitige Straffung der Brust und den Einbau des sogenannten ‚Inneren BHs’“, erklärt Dr. med. Cornelius Grüber. „Dabei wird die verbliebene Brustdrüse mit einem Dermislappen (tiefe Hautschicht) am Brustkorb fixiert, sodass sie wie in einem BH liegt und nicht absacken kann.“
Der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie warnt vor Dumpingpreisen und rät dringend davon ab, für eine OP ins Ausland zu fliegen, nur weil es dort günstiger ist. „Ich habe schon einige Brüste und Brustwarzen retten müssen, weil Operationen im Ausland misslungen sind“, erzählt Grüber. „Auch stellt die Nachsorge immer ein Problem dar.“
Spezialfall: Brustwarze
Bei einer Brustverkleinerung entfernt der Chirurg nicht nur Gewebe, sondern er versetzt auch die Brustwarze. „Nach der OP reagieren manche Brustwarzen sehr empfindlich auf Berührungen, andere wiederum fühlen sich taub an“, sagt Dr. med. Cornelius Grüber. „Diese Missempfindungen vergehen meistens wieder und treten bei einer Brustverkleinerung seltener auf als bei Brustvergrößerungen.“ In seltenen Fällen kann es jedoch passieren, dass Frauen nach einer Brustverkleinerung nicht mehr stillen können. „Das sind Risiken, über die ein Chirurg seine Patientinnen vorab auch aufklären sollte“, so Grüber.
Verkleinerte Brust wieder vergrößern: Geht das?
Es ist möglich, eine zuvor verkleinerte Brust wieder zu vergrößern. Das sollte jedoch im Idealfall derselbe Chirurg durchführen, der schon die Brustverkleinerung vorgenommen hat. „Er weiß am besten, wo er welche Schnitte gesetzt hat“, erklärt Grüber. „Lassen Sie sich ansonsten den OP-Bericht der Brustverkleinerung aushändigen und geben Sie diesen dem Chirurgen, der die Vergrößerung vornehmen soll.“ Dieses Vorgehen hat einen guten Grund, denn wer bereits mehrere Brust-OPs hinter sich hat, und das womöglich bei unterschiedlichen Chirurgen, läuft Gefahr, dass eine Brustwarze durch gekappte Blutgefäße nicht mehr ausreichend versorgt wird und abstirbt. In der Folge wird die Brustwarze schwarz und fällt mit der Zeit ab. Stillen beispielsweise ist in einem solchen Fall nicht mehr möglich.
Medizinische Notwendigkeit der Brustverkleinerung
Grüber weiß aus langjähriger Praxis-Erfahrung, wie sehr Frauen unter ihren übergroßen Brüsten leiden. „Wenn Sie sich zwei 1,5-Liter-Flaschen Wasser um den Hals legen und diese bis kurz über dem Bauchnabel hängen lassen, werden Sie spüren, was die Frauen durchmachen“, sagt der Chirurg. „Das Gewicht geht auf den Hals, Nacken und Rücken – da helfen auf die Dauer auch keine Physiotherapie oder Spritzen vom Orthopäden.“
Wie sehr der Chirurg die Brust verkleinert, hängt von den anderen Proportionen ab. „Viele Frauen wünschen sich nach der OP Körbchengröße C“, so Grüber. „Die Körbchengröße ist aber nicht das Entscheidende. Es geht vielmehr darum, dass die Brust wieder weiter oben sitzt und sich kompakt anfühlt.“
Als Faustregel gilt: „Wenn pro Brust mehr als 500 Gramm reduziert werden müssen, handelt es sich aus ärztlicher Sicht um eine medizinische Notwendigkeit“, sagt der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Wichtig: Der Antrag auf Kostenübernahme muss vor einer OP bei der Krankenkasse gestellt werden. Nicht immer wird er genehmigt, doch „bei Frauen mit Kleidergröße 34 bis 44 und überdimensional großer Brust übernimmt die Krankenkasse gelegentlich die Kosten für die OP“, weiß Dr. med. Cornelius Grüber. „Bei sehr adipösen Frauen sollte zunächst einmal das Grundproblem, die Adipositas, behandelt werden, ehe über eine Brustverkleinerung nachgedacht wird.“
Kein Notfall, keine Kostenübernahme
Einige Frauen leiden unter ihren großen Brüsten, obwohl andere Frauen sie um genau diese beneiden würden. „Wenn eine Frau ihre Körbchengröße von D auf C reduzieren möchte, hat das häufig keine medizinische Notwendigkeit und ist damit auch keine Kassenleistung“, sagt Dr. med. Cornelius Grüber. Er warnt ausdrücklich vor vorschnellen Entscheidungen: „Eine Brustverkleinerung sollte gut überlegt sein, denn auch wenn sie verblassen, haben Frauen nach der OP ihr ganzes Leben lang Narben.“
Erst abnehmen, dann Brust verkleinern lassen
Frauen, die eine sehr große Brust haben, haben oft auch ein leichtes Übergewicht. Dr. med. Cornelius Grüber hat es schon häufig erlebt, dass seine Patientinnen die Brustverkleinerung als Anreiz nahmen, um insgesamt abzunehmen. Doch Vorsicht: „Wenn Sie sich erst die Brust verkleinern lassen und dann 10 Kilo abnehmen, erschlafft die Brust und hängt herunter“, warnt der Chirurg. „Sie sollten daher unbedingt vor einer Brustverkleinerung abnehmen – und nicht umgekehrt. Nach der OP können Sie dann gerne wieder ein bis zwei Kilo zunehmen, das sorgt für ein rundum schönes, volles Brust-Ergebnis.“
Nachgefragt beim Chirurgen Brustrekonstruktion nach Brustkrebs –Ablauf, Kosten, Risiken
Nachgehakt beim Beauty-Doc Schönheits-OPs in Corona-Zeiten – wohin geht der Trend?
Chirurg im Gespräch Schönheits-OPs bei Jugendlichen – was Eltern wissen sollten
Wie sieht die Nachsorge nach einer Brustverkleinerung aus?
Bei einer Brustverkleinerung handelt es sich um einen schwerwiegenden Eingriff, weshalb der Körper danach genügend Ruhe braucht, um sich zu erholen. Wie bei einer Brustvergrößerung muss man deshalb die ersten 6 Wochen nach der OP einen Kompressions-BH tragen. Dieser schützt und stützt die empfindliche Brust in der Regenerationsphase. Neben Medikamenten helfen Bettruhe und der Verzicht auf anstrengende körperliche Aktivitäten sowie Sport, die Schmerzen zu lindern. Leichte Spaziergänge hingegen können die Durchblutung anregen und bei der Genesung helfen. Auch die entstandenen Narben sollten Sie gut pflegen. Hier helfen sanfte Massagen und eine ausgiebige Feuchtigkeitsversorgung.