27. April 2022, 16:05 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Infektionen mit Bakterien der Gattung Chlamydia trachomatis, kurz Chlamydien genannt, gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Eine Ansteckung ist tückisch, da sie bei einem Großteil der Betroffenen lange unentdeckt bleibt, unbehandelt können Chlamydien unfruchtbar machen. STYLEBOOK fasst zusammen, was Frauen wissen sollten.
Eine Chlamydien-Infektion verläuft schmerzfrei und weist – wenn überhaupt – eher unspezifische Symptome auf. Das hat zur Folge dazu, dass rund 80 Prozent der Betroffenen sie nicht bemerken und die Krankheit ungehindert fortschreiten kann. Zudem geben sie das Bakterium unbewusst an jeden neuen Geschlechtspartner weiter, der wiederum andere Personen anstecken kann, mit denen er ungeschützt intim wird. Das Tückische: Während Männer in erster Linie Überträger des Erregers sind, können Chlamydien für Frauen „gravierende reproduktionsmedizinische Folgen“ haben. Es seien in Deutschland „Schätzungen zufolge etwa 100.000 junge Frauen aufgrund einer Infektion durch Chlamydia trachomatis unfreiwillig unfruchtbar“, lässt sich bei „Frauenärzte im Netz“ nachlesen – ein Umstand, der hätte vermieden werden können, wäre die Krankheit rechtzeitig erkannt und behandelt worden.
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Übersicht
Warum werden Chlamydien oft nicht bemerkt?
Eine Infektion mit Chlamydien verläuft häufig asymptomatisch, Betroffene zeigen also keine Krankheitsanzeichen. Und wenn doch, dann sind es in der Regel Symptome der durch die Infektion ausgelösten Begleitkrankheiten, die sich nicht automatisch auf Chlamydien zurückführen lassen. Gemeint sind u. a. Vaginalausfluss, Beschwerden beim Geschlechtsverkehr und Wasserlassen sowie womöglich Unterbauchschmerzen und Fieber. Ein weiteres Problem stellt die Tatsache dar, dass eine Bakterienuntersuchung, wie sie zum Routine-Check beim Frauenarzt gehört, nicht auf Chlamydien reagiert. Man müsste einen gezielten PCR-Test mit einem Abstrich von Harnröhre und Gebärmutterhals vornehmen. Das geschieht allerdings nur dann, wenn die Patientin über unklare Unterleibsbeschwerden klagt.
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Wie verläuft eine Chlamydien-Infektion?
Eine Chlamydien-Infektion entwickelt sich meist chronisch schleichend. Klassischerweise beginnt der Verlauf mit einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut und des Gebärmutterhalses. In vielen Fällen kommt eine Harnröhrenentzündung dazu, die sich ähnlich wie eine Blasenentzündung äußert und entsprechend auch andere Ursachen haben könnte. Oft äußern sich Chlamydien mit leichten, unspezifischen Symptomen im Unterbauch nach dem Geschlechtsverkehr.
Mit Fortschreiten der Infektion können sich die Chlamydien weiter im Bauchraum ausbreiten und u. a. Eileiter und Eierstöcke befallen. Kommt es aufgrund einer chronischen Entzündung zum Verkleben der Eileiter, ist die Fruchtbarkeit der Betroffenen in Gefahr: Eizellen können auf ihrem Weg durch die Eileiter gar nicht erst befruchtet werden oder der Embryo kann nicht in die Gebärmutter gelangen, um sich einzunisten. Das ist auch der Grund für das vermehrte Aufkommen von Bauchhöhlen- und Eileiterschwangerschaften bei Frauen, die eine Chlamydien-Infektion durchgemacht haben.
Sollte Sie einen Kinderwunsch haben und sich dieser nicht innerhalb eines Jahres erfüllen, kann es sinnvoll sein, eine „Eileiterdurchgängigkeitsprüfung“ vornehmen zu lassen. Bei dieser radiologischen Untersuchung mit Kontrastmittel können Gynäkologen eindeutig feststellen, ob beide Eileiter durchgängig sind oder nicht.
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Schwanger mit Chlamydien
Es ist im Zuge einer Chlamydien-Infektion also nicht unmöglich, schwanger zu werden, allerdings ist das Risiko von Komplikationen (Früh- oder Fehlgeburten) höher. Und: Bei einer vaginalen Geburt (nicht bei einem Kaiserschnitt!) übertragen sich die Chlamydien von der Mutter auf das Kind, was bei Neugeborenen eine Bindehaut- oder in selteneren Fällen eine Lungenentzündung zur Folge haben kann.
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Übrigens: Chlamydien können bei Frauen wie bei Männern neben den Geschlechtsorganen auch die Augen-Bindehaut befallen. Da das Bakterium Chlamydia trachomatis bspw. im Chlorwasser überleben kann, kann es bei Schwimmbadbesuchen zu einer Übertragung kommen.
Behandlung einer Chlamydien-Infektion
Eine Chlamydien-Infektion sollte möglichst früh erkannt und behandelt werden, die Bakterien verschwinden nicht von selbst. Die Therapie erfolgt in der Regel per Einnahme eines Antibiotikums aus der Klasse der Tetrazykline. Sollte die Betroffene das Mittel nicht vertragen, gerade schwanger oder in der Stillzeit sein, weicht man nach Absprache mit dem Experten auf alternative Wirkstoffe aus.
Aufgrund der fehlenden Symptomatik einer Chlamydien-Infektion ist es generell sinnvoll, sich des eigenen Sexualverhaltens und den damit verbundenen Risiken bewusst zu sein – vorwiegend dann, wenn womöglich schon Beschwerden vorhanden sind. Eine Untersuchung auf sexuell übertragbare Krankheiten ist in diesem Fall sinnvoll. Daneben ist es angebracht, mit dem potenziellen Sexualpartner über ein mögliches Infektionsrisiko zu sprechen, falsche Zurückhaltung oder Scham kann bei diesem Thema schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben. Ein Kondom kann die Gefahr einer Chlamydien-Infektion drastisch einschränken, aber nicht vollständig ausräumen.
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Informieren Sie Ihre Geschlechtspartner!
Wichtig: Informieren Sie im Fall die Personen, mit denen Sie zuletzt intim geworden sind – insbesondere dann , wenn Sie nicht wissen, wann Sie sich infiziert und wen Sie im Zweifelsfall angesteckt haben könnten. Und: Auch Ihr aktueller Partner muss informiert und mitbehandelt werden, da er Sie sonst erneut anstecken würde.
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Quellen
– Chlamydien-Infektion in der Gynäkologie, Frauenärzte im Netz
– mit fachlicher Beratung von Univ. Prof. Dr. med. univ. Doris Maria Gruber, Fachärztin für Gynäkologie aus Wien. Hinweise auch von Herrn Prof. Dr. Friedrich Wolff, Facharzt für Gynäkologie aus Köln.