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Social-Media-Hype

Dermatologin klärt auf, was hinter dem „Cortisol Face“ steckt

Nach den zahlreichen Videos auf Social Media fragen Sie sich auch, ob Sie ein „Cortisol Face“ haben?
Nach den zahlreichen Videos auf Social Media fragen Sie sich auch, ob Sie ein „Cortisol Face“ haben? Foto: Getty Images
freie Autorin bei STYLEBOOK

16. September 2024, 17:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Am Gesicht lässt sich einiges ablesen – nicht nur Emotionen, sondern auch, wie es um die eigene Gesundheit steht. An Schwellungen, Rötungen, Akne oder schlaffer Haut könnte das Stresshormon Cortisol schuld sein und zum typischen „Cortisol Face“ führen. Auf Social Media erklären immer mehr Creator, wie man es erkennen könne und was dagegen helfe. STYLEBOOK hat bei einer Hautärztin nachgefragt, was wirklich dran ist am Beauty-Trend.

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„Wie du deinen Cortisol-Spiegel reduzierst“, „8 Zeichen für zu hohes Cortisol“ oder schlicht „Cortisol Face“ – so oder so ähnlich lauten die – übersetzen – Titel der kurzen und meist englischsprachigen Videos, die gerade viele Social-Media-Feeds fluten. Mehr als 163.000 Clips versammeln sich allein unter dem Hashtag „#cortisol“ auf TikTok. In den meisten geht es um – Sie ahnen es – das sogenannte „Cortisol Face“, oft auch als Mondgesicht bekannt. 

Was ist das „Cortisol Face“?

So berichtet etwa die Medizinstudentin und Doktorandin Alina Walbrun auf Instagram in einem Reel von ihren eigenen Erfahrungen mit dem „Cortisol Face“. In dem kurzen Video zeigt sie ein Foto von sich vor vier Jahren mit einem deutlich runderen Gesicht. Sie sagt, sie habe in der Zeit sehr viel HIIT-Work-outs betrieben, sei in Therapie wegen einer Angststörung gewesen, habe sehr viel gelernt und nicht besonders auf gesunde Ernährung geachtet. Nun mache sie weniger intensives Training, achte mehr auf Routinen und nehme mehr Flüssigkeiten zu sich. 

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Andere Creator in den sozialen Netzwerken berichten davon, dass ein hoher Cortisol-Spiegel neben Schwellungen zu Rötungen, Akne, einem fahlen Teint und müden Augen führen könne. Viele raten dann dazu, auf intensive Trainingseinheiten oder Kaffee am Morgen zu verzichten oder mit Gesichtsmassagen entgegenzuwirken. Doch resultieren solche Effekte tatsächlich von einem zu hohen Cortisol-Spiegel? 

Das macht das „Stresshormon“ Cortisol im Körper 

Zunächst einmal: Cortisol hat auch positive Eigenschaften und ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird, wie die Münchner Dermatologin Dr. med. Melanie Klijn STYLEBOOK erklärt. In normalen Mengen ist das umgangssprachliche „Stresshormon“ sogar lebensnotwendig. Es ist am Blutdruck, dem Stoffwechsel, aber auch dem Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt. 

Grundsätzlich wird der Körper durch Ausschüttung von Cortisol leistungsfähiger, wie die Dermatologin erklärt. Morgens, etwa 30 bis 40 Minuten nach dem Aufstehen, ist der Spiegel am höchsten und wirkt als Wachmacher. Im Laufe des Tages senkt sich dann der Cortisolgehalt im Körper dann wieder und erreicht seinen Tiefpunkt bei einem gesunden Menschen in der Nacht. In Stresssituationen wird jedoch mehr von dem Hormon freigesetzt. Der Körper wird in Alarmbereitschaft versetzt, Blutdruck und Blutzuckerspiegel erhöhen sich, das Immunsystem wird unterdrückt. Fett-, Kohlenhydrat- und Proteinstoffwechsel arbeiten stärker. Auch das ist erst mal ganz normal. 

Ab wann wird ein hoher Cortisol-Spiegel zum Problem? 

Problematisch wird es aber, wenn die Nebennieren das Hormon vermehrt und vor allem noch nachts über einen längeren Zeitraum produzieren. Ein extrem hoher Cortisol-Spiegel, so Klijn, könne zum Beispiel auf eine seltene und ernst zu nehmende Erkrankung hinweisen, dem Morbus Cushing. Das habe aber nichts mit den „Cortisol Face“ der TikTok-Nutzerinnen zu tun. 

Im Normalfall sinkt der Cortisol-Spiegel nach einer akuten Stresssituation wieder. Doch dauerhafter Stress kann zu einem dauerhaft erhöhten Cortisol-Spiegel führen – und das wiederum könne bei manchen Betroffenen zu den Symptomen führen, die gemeinhin unter dem Begriff „Cortisol Face“ zusammengefasst werden. „Studien zeigen, dass erhöhte Cortisol-Spiegel eine Akne verschlechtern können mit mehr Pickel und Pusteln sowie fettiger Haut und auch Wundheilungen verlängern können“, erklärt Dr. Klijn. Das liege daran, dass das Hormon der Nebennierenrinde die Barrierefunktion der Haut beschädige. So verdunstet mehr Feuchtigkeit und die Haut werde dann trotz der anfänglich erhöhten Talgproduktion auf Dauer trocken und matt. Das könne zu Hautreizungen, Entzündungen oder Rötungen führen.

 

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Morbus Cushing oder „Cortisol Face“? Das sind laut Expertin die Unterschiede 

Dr. Klijn betont, dass Fettablagerungen im Gesicht nur beim Morbus Cushing auftreten. Die Erkrankung wird etwa durch Tumore in der Nebenniere ausgelöst. Es entsteht dann ein sogenanntes „Mondgesicht“, welches aber nichts mit einem stressbedingten erhöhten Cortisol-Spiegel zusammenhänge. 

Vielmehr handele es sich beim „Cortisol Face“ um ein schlichtweg aufgedunsenes Gesicht, häufig durch Wassereinlagerungen. Die können mehrere Ursachen haben, so die Expertin: „nach salzhaltigem Essen, Alkohol, wenig Schlaf oder Hormone“. Es muss also nicht unbedingt an dem Stresshormon liegen, kann aber eine Ursache sein. 

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Diese Tricks bieten Erste Hilfe bei Schwellungen oder Rötungen im Gesicht 

Auf TikTok kursieren einige Tipps gegen das sogenannte „Cortisol Face“. Von denen schaffe einige kurzzeitige Linderungen, stellt Dr. Klijn fest. Der Effekt sei aber überschaubar. Ein Jade-Roller beispielsweise könne durch seinen kühlenden Effekt das Gesicht ein wenig abschwellen lassen. Durch Elektrolyt-Pulver könne mehr Wasser ausgeschieden werden. Jedoch löse keiner dieser Tricks das eigentliche Problem, nämlich den erhöhten Cortisol-Spiegel. „Da hilft nur Stressreduktion“, stellt die Dermatologin klar. 

Zusätzlich sollte man in die Tagesroutine geeignete Pflege-Maßnahmen für die Haut integrieren: Salicylsäure oder AHA zur Talgreduktion, ausreichenden Hydratation, Radikalfänger und Retinol als wirksamste Substanz sowie ein konsequenter Sonnenschutz seien bewährte Mittel. 

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Fazit: So viel ist dran am „Cortisol Face“ 

Gibt es das „Cortisol Face“ nun wirklich oder handelt es sich dabei eher um einen Sammelbegriff für mehrere Phänomene, die im Zusammenhang mit einem erhöhten Cortisol-Spiegel auftreten können? Dermatologin Dr. Melanie Klijn hat dazu eine klare Meinung: „Heutzutage versuchen immer mehr junge Menschen dem Schönheitsideal zu entsprechen. Tun sie es ihrer Meinung nach nicht, ist es einfacher, schlechte Haut als selbstbetrügerische Begründung zu medizinieren“. 

Ein zeitweiser erhöhter Cortisol-Spiegel sei lebensnotwendig und ein Zeichen des Körpers, dass er sich gegen den Stress wehre. „Es ist meist eine natürliche Körperfunktion und handelt sich nicht um eine Krankheit“, so die Expertin. „Wenn Sie denken, Sie haben ein Cortisol Face, dann gehen Sie ernsthaft mit sich selbst ins Gericht und fragen Sie sich, ob Ihre schlechte Haut nur auf Cortisol zurückzuführen ist oder auf den durch Stress verursachten, oft unsoliden Lebenswandel“, fügt sie hinzu.

Wer für ausreichend Schlaf eine gesunde, fett- und salzarme Ernährung sorge sowie genug Ruhepausen und Entspannung einlege, schaffe wichtige Voraussetzungen. Ausreichend Bewegung und eine konsequente, adäquate, auf den Hauttyp angepasste Pflege sorge zudem für ein gesünderes Hautbild. 

Themen #AmazonNutrition Akne Gesunde Ernährung TikTok-Trend
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