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Mehr Mutter als Partnerin

Das steckt hinter dem Beziehungsphänomen „Wendy-Syndrom“ 

Wenn die Partnerin in die Mutterrolle schlüpft, spricht man vom „Wendy-Syndrom“
Wenn die Partnerin in die Mutterrolle schlüpft, spricht man vom „Wendy-Syndrom“ Foto: Getty Images
Desireé Oostland
freie Autorin bei STYLEBOOK

29. Juni 2023, 14:10 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Manch einer versteht das Modell Beziehung falsch. So gibt es tatsächlich Männer, die in ihrer Partnerin einen Mutterersatz suchen. Die Folge: Diese Frauen vernachlässigen ihre eigenen Bedürfnisse und übernehmen volle Verantwortung für den Mann, bis die Belastungsgrenze überschritten ist und die Beziehung letztlich zerbricht. Warum das sogenannte „Wendy-Syndrom“ so gefährlich ist, lesen Sie bei STYLEBOOK.

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Wenn wir über eine gleichberechtigte Beziehung sprechen, dann bedeutet das, dass sich beide Parteien gleichermaßen um den anderen kümmern. Nun wird hierbei nicht abgewogen, sondern jede Person bringt seine eigenen Verhaltensmuster und Attribute mit, die dem Partner das Gefühl von Unterstützung, Fürsorge und Liebe geben. Das sollte der Normalfall sein. Wenn man aber am „Wendy-Syndrom“ leidet, dann sieht das Beziehungsmodell ganz anders aus.

Was ist das „Wendy-Syndrom“?

Das „Wendy-Syndrom“ haben Personen, die sich übermäßig um andere Personen, meist den eigenen Partner, kümmern und innerhalb von Beziehungen schnell in die Mutterrolle schlüpfen. Größtenteils sind davon Frauen betroffen, die am Ende unglücklich und unzufrieden zurückbleiben, weil sie zu kurz gekommen sind. Menschen mit „Wendy-Syndrom“ umsorgen erst einmal alle anderen, bis sie sich um sich selbst kümmern. Das kann auch über Liebesbeziehungen hinaus gehen und sich in Freundschaften oder innerhalb der Familie bemerkbar machen. Diese Personen fühlen sich früh für alle um sie herum verantwortlich und haben das Gefühl, dass sie Leistung erbringen müssten, um geliebt zu werden.

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Der Name „Wendy-Syndrom“

Das „Wendy-Syndrom“ ist das Pendant zum „Peter-Pan-Syndrom“. Dabei dreht es sich um Männer, die einfach nicht erwachsen werden wollen. Den Disney-Bezug haben Sie sicherlich schon hergestellt. Im Kinderfilm-Klassiker „Peter Pan“ hat die Hauptfigur Peter stets seine Wendy an seiner Seite, die sich um ihn und die verlorenen Jungs kümmert. Sinnbildlich steht der Name also dafür, dass der Junge, der nicht erwachsen werden möchte, eine Frau an seiner Seite braucht, die alle Verantwortung auf sich nimmt.

Wieso sind mehr Frauen davon betroffen?

Vom „Wendy-Syndrom“ sind nicht nur Frauen betroffen, allerdings ist die Mehrheit weiblich. Besonders Frauen mit einem geringen Selbstwertgefühl und einem extrem hohen Harmoniebedürfnis sind vom „Wendy-Syndrom“ betroffen. Sie möchten es ihrem Partner immer recht machen und ihm das Gefühl geben, auch sein Leben im Griff zu haben. Das geht aber meist nach hinten los. Nicht nur die Persönlichkeitsmerkmale, sondern auch gesellschaftliche Gegebenheiten begünstigen das „Wendy-Syndrom“. So spielt auch der Gender Pay Gap eine wichtige Rolle, denn Männer haben oft die besser bezahlten Berufe, wodurch Frauen das Gefühl haben, diese Ungleichheit kompensieren zu müssen, in dem sie alle Sorgen und anfallende Aufgaben im Alltag übernehmen.

„Wendy-Syndrom“: Das ist die Gefahr

Frauen, die alles für ihren Partner tun, sich selbst vernachlässigen und sich immer mehr Arbeit aufbrummen, fallen nicht selten in einen absoluten Burn-out. Eines Tages wird die Belastung zu hoch und das einseitige Verantwortungsgefühl ist nicht mehr tragbar. Denn mehrheitlich handelt es sich nicht nur um Haushalt oder andere Alltagsverpflichtungen, sondern auch die Probleme und Sorgen des Partners werden übernommen und gelöst. Je mehr sich die Frau um alles andere kümmert, umso weniger Zeit und Kraft bleibt ihr für die eigenen Themen. Das kann dazu führen, dass sich Frauen mit „Wendy-Syndrom“ isolieren und später ihre eigenen Bedürfnisse nicht einmal mehr nennen oder gar erkennen können.

Außerdem leidet die Qualität der Beziehung unter diesem Verhaltensmuster, denn die Beziehung findet nicht auf Augenhöhe statt. Die Frau trägt die alleinige Verantwortung für zwei Personen. Das führt dazu, dass keine romantische Verbindung mehr besteht, sondern die Nähe von einem Mutter-Sohn-Verhältnis durchbrochen wird. Emotionen stumpfen ab, Zärtlichkeiten verschwinden und ständiges Augenrollen steht an der Tagesordnung.

So erkennen Sie, ob Sie am „Wendy-Syndrom“ leiden

Es gibt einige Anzeichen, die darauf hindeuten könnten, dass Sie am „Wendy-Syndrom“ leiden. Wenn Sie sich immer verantwortlich für die Gefühle anderer fühlen und dabei denken, das Glück anderer sei von Ihnen abhängig, kann das für das Syndrom sprechen. Auch das Gefühl, Sie müssten andere durch Ihre Handlungen und durch die Übernahme von Verantwortung zufriedenstellen, kann darauf zurückzuführen sein.

Wenn Sie merken, dass Sie immer jemanden an der Seite haben möchten, den Sie „bemuttern“ können und den Sie übermäßig umsorgen müssen, kann das ebenfalls dafür sprechen. Auch die sogenannten „People Pleaser “ fallen oft in die Wendy-Falle, denn sie können schlecht oder gar nicht Nein sagen und lasten sich somit jede erdenkliche Aufgabe an. Wenn Sie innerhalb der Beziehung die Leichtigkeit verlieren, weil Sie erst dann gemeinsam etwas erleben können, wenn Sie alle anfallenden Aufgaben erledigt und das gemeinsame Erlebnis geplant haben, sollten Sie sich ebenfalls fragen, ob Sie am „Wendy-Syndrom“ leiden.

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Das können Sie dagegen tun

Fragen Sie sich zuerst, ob Sie sich in diese Rolle hineingearbeitet haben, weil Sie denken, dass das so sein muss oder ob Ihr Partner das wirklich von Ihnen verlangt. Wenn Verhaltensmuster und Strukturen in Beziehungen schon jahrelang stattfinden, ist es schwer, diese zu lösen. Aber nicht unmöglich, wenn beide Parteien gewillt sind, etwas daran zu ändern. Suchen Sie das offene Gespräch und erklären Sie Ihre Gefühlslage. Denn eine Beziehung, die für immer einseitige Verantwortung bedeutet, ist am Ende nie erfüllend – für keine Partei.

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