1. März 2023, 6:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Dehnungsstreifen sind Hautrisse, die in der Regel als helle Linien auf der Haut sichtbar sind. Wie sie entstehen und was Sie dagegen tun können, hat STYLEBOOK einen Experten gefragt.
Dehnungsstreifen sind auch unter dem Begriff Schwangerschaftsstreifen bekannt, aber wie entstehen sie eigentlich und was können Sie dagegen tun? STYLEBOOK klärt auf.
Was sind Dehnungsstreifen?
„Technisch gesehen handelt es sich bei Dehnungsstreifen um atrophische Narben, die auf eine Störung und Schädigung des Bindegewebes in der Haut zurückzuführen sind. Sie werden in der Medizin auch Striae distensae oder Striae cutis genannt und entstehen in der Unterhaut, wenn sich die Haut schnell dehnt und wieder zusammenzieht. Sie sind sehr verbreitet. Man geht davon aus, dass bis zu 80 Prozent der Menschen unter mehr oder weniger ausgeprägten Dehnungsstreifen leiden“, weiß Dr. Clemens Fritsch, Facharzt für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Düsseldorf.
Sie werden auch oft als Schwangerschaftsstreifen bezeichnet, da sie häufig in Verbindung mit Schwangerschaften aufgrund der Gewichtsschwankungen auftreten.
Wie sehen Dehnungsstreifen aus?
Nicht alle Dehnungsstreifen sehen gleich aus. Sie variieren, je nachdem, wo sie an Ihrem Körper auftreten, wie lange Sie sie schon haben und was sie verursacht hat. Sie können je nach Hautfarbe weißlich hell, rosa, rötlich bis hin zu violett und dunkelbraun sein. Meist erscheinen sie als helle narbenähnliche Streifen auf der Haut, manchmal auch leicht eingesunken. Zu Beginn ihres Auftretens sind sie meist noch leicht erhaben und können mitunter jucken. Sie können an nahezu allen Körperstellen auftreten, vor allem aber an Bauch, Gesäß, Hüften und Brüsten. In der Regel verblassen sie mit der Zeit, werden aber nie wieder ganz verschwinden.
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Wie entstehen sie?
„Dehnungsstreifen können während des Heilungsprozesses der Haut auftreten, wenn sich die Haut so schnell gedehnt hat, dass Kollagen und Elastin, wichtige Proteine, die der Haut Festigkeit und Elastizität verleihen, brechen“, so Dr. Fritsch. Häufige Risikofaktoren für Dehnungsstreifen sind Schwangerschaften, schnelle Gewichtszunahme oder -abnahme und Wachstumsschübe während der Pubertät. Aber auch Bodybuilding und Gewichtheben sowie operative Brustvergrößerungen können sie verursachen.
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Wie können Sie sie behandeln?
Dehnungsstreifen sind völlig harmlos, und es besteht keine medizinische Notwendigkeit, sie zu behandeln. Der Wunsch, etwas gegen sie zu unternehmen, entsteht aus rein ästhetischen Gesichtspunkten. Leider ist es nahezu unmöglich, sie komplett verschwinden zu lassen, es gibt aber einige Möglichkeiten, ihr Erscheinungsbild zu minimieren.
Microneedling
Beim Microneedling wird von einem Fachmann mit dünnen Nadeln in die Haut gestochen. Die so verursachten, winzigen Verletzungen regen wiederum das Wachstum von Kollagen und Elastin an. In der Regel sind drei bis sechs Behandlungen über mehrere Monate erforderlich, um einen sichtbaren Unterschied zu erzielen, es kann aber auch länger dauern. Manche Patienten berichten über Nebenwirkungen wie Reizungen, Schwellungen, Verfärbungen und schuppige Haut.
Ablative Lasertherapie
„Bei diesem Verfahren trägt der Laser mittels konzentrierter, pulsierender Lichtstrahlen sehr präzise Hautschichten ab. So werden die verschiedenen Hautebenen in der Höhe angeglichen, in Analogie zur Behandlung von Aknenarben. Je nach Impulsdauer und Impulsstärke des Laserstrahls kann auch das Kollagenwachstum angeregt werden. In der Summe kann diese Technik die Hautpartie glatter erscheinen zu lassen. Zu den Nebenwirkungen können Schwellungen, Milien, das sind kleine weiße Pünktchen unter der Hautoberfläche, und Verfärbungen gehören“, erklärt Dr. Fritsch.
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Vaskuläre Lasertherapie
Wenn die Dehnungsstreifen eine rote oder violette Farbe haben, kann Ihr Arzt eine vaskuläre Laserbehandlung empfehlen, die speziell auf die Blutgefäße abzielt, die in diesem Fall für die Dehnungsstreifen verantwortlich sind. Zu den Nebenwirkungen können vorübergehendes Unbehagen und Blutergüsse im Behandlungsbereich gehören. Die Ergebnisse zeigen sich in der Regel eine bis zwei Wochen nach der Behandlung.
Retinoid-Creme
„Die Forschungslage ist zwar dürftig, aber einige Studien deuten darauf hin, dass Retinoide, insbesondere verschreibungspflichtiges Tretinoin, das Erscheinungsbild von Dehnungsstreifen verbessern können, die weniger als ein paar Monate alt sind“, so Dr. Fritsch. Tretinoin könnten das Kollagen wieder aufbauen und so die Dehnungsstreifen minimieren. Allerdings dürften die Resultate mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar sein und sollten in Relation zu den möglichen Nebenwirkungen wie Schmerzen, Reizungen und extremer Hauttrockenheit gesetzt werden.
Finger weg von Hausmitteln
„Zwar werden eine Reihe von Hausmitteln zur Behandlung von Dehnungsstreifen angepriesen, doch in Wahrheit ist die Wirksamkeit keines von ihnen erwiesen“, warnt Dr. Fritsch. Von Kakaobutter über Kokosnussöl bis hin zu Zitronensaft – erwiesene Resultate sind nicht bekannt. Dies gilt leider auch für kosmetische Seren, Salben und Lotions, die mit diesem Wirkversprechen werben.
Da die Bräunung in der Sonne die Dehnungsstreifen sichtbarer machen kann, können allerdings Selbstbräuner helfen, sie optisch etwas zu kaschieren.
So können Sie Dehnungsstreifen vorbeugen
Die schlechte Nachricht gleich zu Beginn: Auch zur Vorbeugung von Dehnungsstreifen kann man nicht viel tun. Dennoch kann es hilfreich sein, die Haut jeden Tag mit Feuchtigkeit zu versorgen, vor allem während der Schwangerschaft, damit sie sich leichter dehnen kann. Obwohl die Forschungsergebnisse begrenzt sind, deuten auch einige Studien darauf hin, dass Hyaluronsäure, eine Substanz, die natürlicherweise im Körper vorkommt, Dehnungsstreifen vorbeugen kann. Da schnelle Gewichtszunahme und -abnahme Dehnungsstreifen verursachen können, sollten Sie auf eine gesunde Ernährung achten und regelmäßig Sport treiben, um deutliche Gewichtsschwankungen zu vermeiden.
Fazit
Dehnungsstreifen zu verhindern oder sie loszuwerden, ist nahezu unmöglich. Abgesehen von medizinischen Eingriffen, die aber auch nicht zwangsläufig zu perfekten Ergebnissen führen, können Sie nur wenig tun, um ihr Aussehen zu minimieren. Glücklicherweise neigen Dehnungsstreifen dazu, mit der Zeit zu verblassen und sich der Farbe des eigenen Hauttons anzunähern.
Quellen
- Mit fachlicher Beratung von Dr. Fritsch und Dr. Moussa, Fachärzte für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Düsseldorf