20. März 2018, 11:59 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Für die meisten Menschen gehört ein Deodorant selbstverständlich zur täglichen Pflege dazu – egal ob als Spray, als Stick oder als Roller. Dabei geraten Aluminiumzusätze immer wieder in der Kritik. Sind diese effektiven Deos tatsächlich gesundheitsschädlich? STYLEBOOK beantwortet die wichtigsten Fragen rund ums Thema Deo.
Der morgendliche Griff zum Deo – für die meisten so normal und alltäglich wie der zur Zahn- oder Haarbürste. Schweißgeruch empfinden wir als störend, unästhetisch und unangenehm, sowohl bei anderen als auch bei uns selbst. Dabei ist Schwitzen zunächst einmal eine normale – und damit wichtige! – Körperfunktion. Ein Mechanismus, über den der Körper Wasserhaushalt und Temperatur reguliert, zuständig dafür sind etwa drei Millionen Schweißdrüsen. Und wer es noch nicht wusste: Frischer Schweiß ist geruchsfrei. Erst wenn die auf der Haut sitzenden Bakterien den Schweiß zersetzen, fängt es an zu müffeln. Potenziell schädigende Zusätze, Wirksamkeit und Alternativen: STYLEBOOK fragte nach beim Gesundheitsexperten und Apotheker Steffen Kuhnert.
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Was sind Deos und wie wirken sie?
Deos sind kosmetische Produkte, die den Körpergeruch schlicht überdecken oder die Schweißbildung vermindern. Es gibt sie in den verschiedensten Varianten, als Stift, Roller, Lotion, Puder, Aerosol- und Pumpspray. Im Prinzip lassen sich Deodorants in zwei Gruppen unterteilen: Ersten in die, den Körpergeruch übertünchen – also klassische Deos. Und zweitens die, die verhindern, dass wir überhaupt unter den Achseln schwitzen, so genannte Antitranspirante. Sie ziehen die Haut zusammen und verschließen die Schweißporen.
Welche Risiken bergen Deos?
Einige Menschen können überempfindlich oder allergisch auf bestimmte Inhaltsstoffe reagieren. Aluminium-Chlorid und Parabene — häufig in Deos enthaltene Inhaltsstoffe — stehen sogar im Verdacht, Krebs auszulösen. Allerdings wurde Aluminiumsalz trotz Warnungen bisher nicht vom Bundesinstitut für Risikobewertung verboten. Der Gesundheitsexperte dazu: „Als sicher gilt, dass Aluminium aus Deos über die Haut aufgenommen werden kann. Allerdings ist bislang nicht erwiesen, in welchem Maß und ob dies tatsächlich zu gesundheitlichen Problemen führt. Für ein Verbot von Aluminiumsalzen gibt es aktuell keine wissenschaftliche Grundlage.“
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Wie gefährlich sind Aluminium-Salze?
In Antitranspiranten sind niedrig dosierte Aluminiumsalze enthalten, die u.a im Verdacht stehen, Brustkrebs auszulösen. Kuhnert erklärt, dass „die tolerierbare wöchentliche Zufuhr von Aluminium, die mit 1mg/kg Körpergewicht angegeben ist, über eine ausgewogene Ernährung in der Regel nicht überschritten wird. Jedoch beeinflusst der Gebrauch von Aluminium im Haushalt (Alufolien, Töpfe, Pfannen, Aufbewahrungsgefäße etc.) diesen Wert.“ Und dazu gehört eben auch der Gebrauch eines Deos mit Aluminium-Zusatz. Auch wenn eine gewisse Unsicherheit bestehe, eine Hysterie sei dem Experten zufolge sicherlich übertrieben. Allgemein geht man davon aus, dass Deos mit Aluminium-Verbindungen derzeit die einzige konventionelle Methode gegen starkes Schwitzen sind, die wirklich funktioniert und damit auch Geruch wirksam vermeiden.
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Woraus bestehen Deos?
Neben den jeweiligen Präparate-Grundlagen, die bei Spray, Stift und Roller unterschiedlich sind (zum Beispiel Wasser, Alkohol, Wachse), sowie Duft- und Pflegestoffen, enthalten Deos unterschiedliche Wirkstoffe. Auch Geruchsabsorber, also Substanzen, die Gerüche neutralisieren und Anitoxidantien, die die Oxidationsprozesse bei der Geruchsbildung kontrollieren, werden beigefügt. „Die aluminiumfreien Deos wirken anders und setzen auf eine antibakterielle Komponente, um das Bakterienwachstum zu verringern, denn Bakterien sind für den Schweißgeruch verantwortlich. Dazu kommen Duftstoffe zum Einsatz, die den möglichen Geruch überlagern sollen.“ Laut Steffen Kuhnert funktioniert dies aber nicht bei jedem und nicht so zuverlässig wie bei aluminiumhaltigen Deodorants.
Gibt es Alternativen zum Aluminium-Antitranspirant?
Wer Schweißgeruch garantiert vermeiden will, bei dem ist der Einsatz von aluminiumhaltigen Deos daher weiterhin unentbehrlich. Kuhnert: „Da die Wirkung in der Regel sehr zuverlässig ist und oftmals eine 2-3 mal wöchentliche Anwendung zum Wirkungserhalt ausreicht, würde ich in diesen Fällen nicht vom Gebrauch abraten.“ Wer unbedingt vom Aluminium weg will, tastet sich idealerweise im Winter an eine Alternative heran: „Ein Tipp wäre, in der kälteren Jahreszeit wegen der geringeren Schweißbildung auf ein aluminiumfreies Deo zu wechseln,“ sagt der Apotheker, „Auch eine wiederholte Anwendung mit Aluminium ist am Tage in der Regel nicht notwendig, hier kann man auf ein aluminiumfreies Deo zurückgreifen, wenn man sich noch einmal frisch machen möchte.“ Außerdem sei es ratsam, sich beim Hautarzt zu informieren, „denn es gibt neben dem Gebrauch von Deos auch noch weitere Möglichkeiten, die in Betracht kommen (Iontophorese, Lasern u.a.). Gerade dann, wenn man unter Hyperhidrosis (übermäßigem Schwitzen) leidet.“ Auch Botox-Injektionen können hierbei hilfreich sein.
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Wie und wann sollte man Deo benutzen?
Ein normales Deo kann man bedenkenlos jeden Tag benutzen. Bei frisch rasierten Achseln ist es sinnvoll, etwa sechs Stunden auf ein Deo zu verzichten. Vor allem dann, wenn es Alkohol enthält. Kuhnert: „Jeder sollte für sich abwägen, ob er ohne Aluminium im Deo zurecht kommt. Ansonsten ist die Verwendung von aluminiumhaltigen Deos eine wirksame Methode, gerade in den Sommermonaten.“ Und Antitranspirante, die mit Aluminium wirken, trägt man optimalerweise abends auf, da die Schweißdrüsen nachts weniger aktiv sind. Deos, die Gerüche neutralisieren bzw. übertünchen, werden morgens angewendet.
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Wann sollte ich mich vor Nutzung waschen?
Deos überdecken nicht den alten Schweiß, sie wirken nur bei neuem. Haben es die Hautbakterien erst einmal geschafft, den Schweiß unter den Achseln zu zersetzen und damit einen unangenehmen Geruch hervorzurufen, hilft kein Deo der Welt, sondern nur waschen! Deshalb: erst Achseln reinigen, trocknen lassen und dann das Deo auftragen.
Spray, Roller oder Stick?
Letztlich entscheidet jeder einfach, womit er sich persönlich am wohlsten fühlt, laut Stiftung Warentest sind klassische Sprays in Deutschland immer noch am populärsten. Ihre Beliebtheit lässt sich unter anderem damit erklären, dass sie kein Nässegefühl oder einen klebrigen Film auf der Haut hinterlassen. Zusätzlich haben sie gerade im Sommer eine kühlende, erfrischende Wirkung beim Aufsprühen. Bei empfindlichen Menschen können die feinen Partikel die Bronchien oberflächlich reizen, was Experten aber für unbedenklich halten.
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Was hilft, wenn ich mein Deo mal vergessen habe?
Für schnelle Abhilfe sorgt ein Waschen mit Handseife und Wasser, das lässt sich auch im Büro umsetzen. Eine Alternative zum Deodorant findet sich überraschenderweise im Küchenschrank: Die alkalischen Eigenschaften von Backpulver senken den pH-Wert an den Körperteilen, die besonders schwitzen, und wirken so Geruchsbildung entgegen. Backpulver absobiert außerdem Feuchtigkeit. Mischen Sie einfach einen Teelöffel Backpulver mit einer Tasse Wasser und tragen Sie die Tinktur auf.
Wie mache ich Deo selbst ?
Kosmetik selbst herzustellen ist ein großer Trend geworden, viele Verbraucher wollen ganz genau wissen, was sie verwenden und stellen Ihre Beauty-Produkte deshalb einfach selbst her. Viele Blogs und Websites geben Anleitungen in Punkto Selber-Machen: Die Zutaten für ein Deo-Rezept findet man beispielsweise in der Küche: Mischen Sie 3 TL Kokosöl mit 2 TL Natron und 2 TL Kartoffelstärke. Für eine feste Konsistenz geben Sie den Mix in den Kühlschrank und können es dann nach Belieben mit dem Finger auf die gereinigten Achseln auftragen. Kurz einziehen lassen, fertig.