17. November 2023, 11:21 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Beliebtheit der Antibabypille nahm in den vergangenen Jahren immer mehr ab. Jetzt wurde die Pille, die lange Zeit als beliebtestes Verhütungsmittel der Frauen galt, von einer hormonfreien Alternative abgelöst. Das ergab eine neue, repräsentative Studie.
Am 16. November veröffentliche die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln eine neue Studie über die Nutzung der Verhütungsmethoden. Die Pille und das Kondom bleiben noch immer die beliebtesten Verhütungsmittel der Menschen in Deutschland, jedoch hat sich im Hinblick auf die Beliebtheit etwas unter den beiden Methoden verschoben.
So war die Pille lange Zeit das beliebteste und am meisten angewandte Verhütungsmittel. Nun wurde sie vom Kondom überholt. Für die repräsentative Studie hat die BZgA im August und September dieses Jahres 1001 sexuell aktive Erwachsene im Alter zwischen 18 und 49 Jahren befragt.
Kondom als beliebtestes Verhütungsmittel
Die Nutzung der Pille ist laut der Studie stetig rückläufig: Im Jahr 2023 verwendeten noch 38 Prozent der Befragten die Pille, im Jahr 2007 waren es hingegen 55 Prozent der Befragten. Mit 53 Prozent wird das Kondom erstmals seit 2007 deutlich häufiger als die Pille zur Verhütung genutzt. Mehr als die Hälfte der Befragten gab somit an, für die Verhütung auf Kondome zu setzen.
Was ist der Grund für die Veränderung im Verhütungsverhalten?
Diese fundamentale Veränderung im Verhütungsverhalten liegt an der immer weiter zunehmenden kritischen Einstellung der Frauen gegenüber hormonellen Verhütungsmethoden. In den vergangenen Jahren fand in diesem Bereich immer mehr Aufklärungsarbeit statt – und das spiegelt sich jetzt im Verhütungsverhalten wider. Die kritische Haltung gegenüber hormonellen Verhütungsmitteln nimmt stetig zu: 61 Prozent der sexuell aktiven Frauen und Männer stimmen der Äußerung zu, dass hormonelle Verhütungsmethoden „negative Auswirkungen auf Körper und Seele“ haben. Im Jahr 2018 stimmten nur 48 Prozent dieser Aussage zu. Zudem begründen 15 Prozent der verhütenden Frauen die Änderung des Verhütungsverhaltens mit einer grundsätzlichen Ablehnung von hormonellen Verhütungsmethoden. 2011 gab dies lediglich ein Prozent der Frauen an.
Die Pille galt lange als sicheres Verhütungsmittel und gewann durch die einfache Verwendung immer mehr an Beliebtheit. Durch ihren Anteil an enthaltenden Hormonen können aber eine Reihe verschiedener Nebenwirkungen auftreten. Das ist bei Kondomen nicht der Fall. Außerdem gelten Kondome als vergleichbar kostengünstig und – bei richtiger Anwendung – auch als sehr sicher. Zudem bieten Kondome, anderes als die Pille, auch einen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
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Die jungen Befragten stehen Hormonen kritisch gegenüber
Besonders die jüngeren Befragten stehen den Hormonen in der Verhütung kritisch gegenüber. Daher ist der Rückschritt der Nutzung der Pille bei 18- bis 29-Jährigen besonders auffällig. In dieser Altersgruppe ist der Anteil innerhalb von zwölf Jahren von 72 auf 46 Prozent gesunken. Außerdem nutzen mit 18 Prozent mittlerweile deutlich mehr junge Frauen eine Spirale. Im Jahr 2011 waren es nur 3 Prozent.
Was war den Befragten besonders wichtig?
Wenn es um die wichtigsten Faktoren bei der Auswahl der Verhütungsmethoden geht, nannten 39 Prozent der Befragten die Zuverlässigkeit. 30 Prozent ist die einfache Anwendung am wichtigsten, 25 Prozent eine gute Verträglichkeit. Besonders interessant: Insgesamt gaben 70 Prozent an, beim Sex zu verhüten. Als wichtigste und häufig genutzte Informationsquelle in puncto Verhütung gaben Frauen die gynäkologische Beratung (73 Prozent) an und Männer das Internet (49 Prozent).
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Wie sieht es mit den anderen Verhütungsmethoden aus?
Andere Verhütungsmittel scheinen besonderes in der jüngeren Generation keine tragende Rolle zu spielen. Zwar werden vereinzelt auch andere Verhütungsmittel genutzt (mit und ohne Hormonen) jedoch stehen diese Zahlen in keinem Verhältnis zu der Nutzung von Kondomen und der Pille.
Man kann mutmaßen, dass dieses Ergebnis auch an der einfachen Anwendung und der Verfügbarkeit von Kondomen liegt. Fast alle anderen Verhütungsmethoden müssen nach einem gesundheitlichen Check direkt von dem Frauenarzt eingesetzt oder verschrieben werden. Das kann besonders bei jüngeren Menschen zu einer größeren Hemmschwelle beitragen.