17. Juli 2023, 18:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bei einer Eileiterschwangerschaft nistet sich die Eizelle an falscher Stelle ein. Der Embryo hat keine Überlebenschance. Doch auch für die Frau kann es gefährliche Folgen haben. STYLEBOOK sprach mit einer Gynäkologin über Symptome und Risiken.
Übersicht
Was passiert bei einer Eileiterschwangerschaft?
Eine Schwangerschaft hat normalerweise einen klaren Ablauf: Eizelle und Spermium treffen sich im Eileiter und verschmelzen miteinander. Die befruchtete Eizelle wird anschließend durch den Eileiter zur Gebärmutter transportiert. Dort pflanzt sie sich ein und wächst zu einer Schwangerschaft heran. „Es kann jedoch passieren, dass die befruchtete Eizelle im Eileiter hängenbleibt“, erklärt Dr. med. Mandy Mangler, Chefärztin für Gynäkologie und Geburtsmedizin am Berliner Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum. „Die befruchtete Eizelle verhält sich im Eileiter dann so, als wäre sie in der Gebärmutter und wächst und wächst. Eine Eileiterschwangerschaft ist also eine Schwangerschaft am falschen Ort.“
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Wie bemerkt man eine Eileiterschwangerschaft?
Viele Frauen bekommen eine Eileiterschwangerschaft gar nicht mit. Die befruchtete Eizelle stirbt von selbst ab, ehe erste Symptome auftreten. Doch auch wer glaubt, schwanger zu sein, merkt von der Eileiterschwangerschaft oft zunächst nichts. „Ein Schwangerschaftstest fällt bei einer Eileiterschwangerschaft positiv aus, aber die Frauen spüren nicht, dass die Schwangerschaft am falschen Ort ist“, so Dr. med. Mandy Mangler zu STYLEBOOK. „Erst durch einen Ultraschall lässt sich feststellen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Im Ultraschall sieht man dann, dass die Gebärmutter leer ist.“
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Unbemerkt kann eine Eileiterschwangerschaft tödlich sein
Ohne ärztliche Untersuchung bemerken viele Frauen eine Eileiterschwangerschaft also zunächst nicht. „Doch innerhalb kurzer Zeit kann es den Frauen sehr schlecht gehen“, sagt Dr. med. Mandy Mangler. Der Grund: Der Eileiter ist geplatzt! Das Organ ist nur wenige Millimeter dick und nicht für einen heranwachsenden Embryo geschaffen. „Wenn der Eileiter platzt, blutet die Frau in den Bauchraum hinein“, erklärt die Gynäkologin. „Das können mehrere Liter sein. Es ist einer der wenigen echten Notfälle in der Gynäkologie.“ Dann zählt jede Minute. Die Blutung muss so schnell wie möglich gestoppt werden. „Viele Frauen erleiden durch den hohen Blutverlust einen Kreislaufschock und können daran sterben“, so Mangler.
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Behandlung der Eileiterschwangerschaft und ihre Folgen
Damit es gar nicht erst zu lebensgefährlichen Komplikationen kommt, muss eine Eileiterschwangerschaft zunächst mithilfe des Ultraschalls festgestellt werden. Um sie dann zu beenden (ehe der Eileiter platzt), wird die befruchtete Eizelle operativ entfernt. „Dazu macht man eine Bauchspiegelung“, erklärt Dr. med. Mandy Mangler. „Das ist eine einfache Operation, die aber lebensrettend ist.“
Oft lässt sich der Eileiter erhalten – aber nicht immer. Die Chefärztin für Geburtsmedizin erläutert, was das bedeutet: „Eine Studie hat gezeigt, dass es keine Rolle spielt, ob man den Eileiter aufschneidet und nur die befruchtete Eizelle herausnimmt oder den Eileiter gleich mit entfernt. In beiden Fällen haben Frauen nach der Operation eine leicht verschlechterte Fertilität. Sie können danach also schwerer schwanger werden.“ Eine Eileiterschwangerschaft kann übrigens mehr als einmal auftreten. „Bei Frauen, die schon mal eine hatten, ist das Risiko um zehn Prozent höher“, so Mangler. „Das Risiko verdoppelt sich auf 20 Prozent, wenn man bereits zwei Mal eine Eileiterschwangerschaft hatte.“
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Ursachen und Vorbeugung
Lässt der Eileiter eine befruchtete Eizelle nicht durch, liegt es an seiner Beschaffenheit. Manche Frauen kommen mit einem zu engen Eileiter zur Welt. „Der Eileiter kann aber auch durch vorangegangene Entzündungen und Infektionen verkleben und sich verengen“, erklärt Dr. med. Mandy Mangler. Ihr dringender Rat: „Kondome benutzen und sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen, die den Eileiter verkleben können! Das mindert erheblich das Risiko einer Eileiterschwangerschaft.“
Quelle
- mit fachlicher Beratung von Dr. med. Mandy Mangler, Chefärztin für Gynäkologie und Geburtsmedizin am Berliner Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum