28. November 2024, 6:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Anna Adamyan leidet an schwerer Endometriose. Trotzdem gaben sie und ihr Mann Sargis Adamyan nicht auf – und verkündeten im Dezember 2022 die frohe Botschaft der Schwangerschaft. Kritik blieb jedoch nicht aus. Wie Anna Adamyan mit verschiedenen Meinungen zur Mutterschaft umgeht, hat sie STYLEBOOK verraten.
Beim Aufarbeiten gesellschaftlicher Tabus kann so einiges schiefgehen. Gerade weil bestimmte Diskurse stigmatisiert sind, ist das Entsetzen groß, wenn vor allem junge Frauen diesen ein Gesicht geben. Model Anna Adamyan hat ihre persönlichen Erfahrungen genutzt, um künstliche Befruchtung, Endometriose und Fehlgeburten zu enttabuisieren. Denn: Themen rund um die weibliche Gesundheit werden oft unter den Teppich gekehrt.
Übersicht
Anna Adamyan teilt trotz Hass im Netz ihre Erfahrungen
Elf künstliche Befruchtungen hat es gebraucht, bis Anna Adamyan und ihr Mann Sargis den mittlerweile einjährigen Levi empfangen konnten. Besonders erschwert wurde ihr Weg durch Endometriose. So verriet die 28-Jährige auf dem diesjährigen BILD Frauengesundheitsgipfel: „Ich musste laut werden. In meinem Umfeld hatte niemand diese Beschwerden, keine Blasenprobleme, keine Schmerzen bei Periode oder Sex. Dann bin ich offen damit umgegangen und habe gemerkt, wenn ich offen damit umgehe, kann mein Gegenüber mich verstehen und es entstehen keine Situationen, die mich verletzen.“
Deswegen hat sich Adamyan, bekannt durch „Germany’s Next Topmodel“, mittlerweile über ihre Reise zum Nachwuchs und ihre Endometriose-Leidensgeschichte literarisch ausgelassen und zwei Bücher veröffentlicht. Ihr Ziel: Ehrlichkeit. Und zwar auch im Netz. Annas neustes Projekt ist an ein jüngeres Publikum gerichtet. Jetzt soll nämlich ein Kinderbuch entstehen, aus dem die 28-jährige Niedersächsin bald schon ihrem Sohn Levi vorlesen möchte. Die Reaktionen auf die Nachricht des neuen Projekts: weitestgehend positiv und bestärkend. Das war jedoch nicht immer so. Besonders knapp vor und nach der Schwangerschaft hagelte es unerwünschtes Feedback.
STYLEBOOK: Wie offensichtlich war es für Sie, auch während und nach der Schwangerschaft Ihre Community am Leben teilhaben zu lassen?
Anna Adamyan: „Ich habe nach der Geburt eine recht lange Pause gemacht – und hätte sie gefühlt auch verlängern können. Doch zeitgleich liebe ich das, was ich tue, und vor allem den Austausch mit der Community. Ich teile mein Leben seit Jahren, und für mich gehört es einfach dazu! Vor allem, weil so viele da draußen jahrelang bei unserem Kinderwunsch mitgefiebert haben. Da ist es doch schön, nun endlich das Happy End zu teilen.“
Wie gehen Sie mit Kritik um? Können Sie Kommentare mittlerweile gut filtern?
„Kritik finde ich immer angebracht, sofern der Ton vernünftig ist. Wir alle lernen jeden Tag dazu, so auch ich. Ich halte es für wichtig, Kritik zu bekommen und sie auch anzunehmen – sofern sie gerechtfertigt ist. Nur haben viele verlernt, Kritik zu geben. Die meisten werden sehr persönlich und projizieren eigenes auf andere. Das ist nicht richtig und hat dann am Ende leider nicht mehr viel mit echter Kritik zu tun. Ich versuche generell, nicht zu viel persönlich zu nehmen, aber mir fällt es nicht immer leicht.“
»Bei Hass ziehe ich mich zurück
Wie schaffen Sie es, bei einprasselnder Kritik mental fit zu bleiben?
„Kritik ist immer wünschenswert – Hass ist dabei etwas anderes, und dabei bleibe ich mental natürlich nicht fit. Zum Glück habe ich in letzter Zeit wenig Hate spüren müssen und bin dafür sehr dankbar. Wenn es solche Zeiten gab, habe ich mich oft etwas zurückgezogen und mir immer wieder gesagt, dass die meisten, die diesen Hass so kundtun, oft eher Probleme mit sich selbst haben und nicht ich das Problem bin. Dies ist nämlich häufig der Fall.“
Als Mutter bekommt man ohnehin viele Ratschläge – dadurch, dass Sie eine Person des öffentlichen Lebens sind, vervielfacht sich diese Summe. Gibt es auch Kommentare und Feedback, über die Sie sich ausdrücklich freuen?
„Das stimmt. Eigentlich wissen immer alle anderen, die das eigene Kind noch nie gesehen oder erlebt haben, alles besser; Spaß beiseite. Es kommt wirklich immer darauf an, aber ich habe tatsächlich schon viele wertvolle Tipps bekommen und freue mich dann auch darüber. Gerade der Austausch beim Abstillen oder beim Thema Schlaf tut mir wahrlich gut. Solange es auf einer freundlichen Ebene bleibt, freue ich mich immer sehr.“
Frühere Erfahrungen lösen Ängste aus
Wie einfach fällt es Ihnen auf den Social-Media-Accounts ehrlich zu sein? Ist „Ehrlichkeit“ in der Online-Welt überhaupt gewünscht?
Anna: „Ich finde Ehrlichkeit unglaublich wichtig, vor allem online! Gerade wenn es darum geht, Produkte zu bewerben oder eben das Muttersein. Wir müssen alle wieder lernen, wie wichtig Ehrlichkeit ist und vor allem Ehrlichkeit zu akzeptieren, in gewisser Weise auch dankbar dafür zu sein. Nur tut Ehrlichkeit eben manchmal auch weh. Dennoch fällt es mir nicht immer leicht, da ich durch frühere Erfahrungen auch Ängste vor den Reaktionen habe.“
Tatsächlich musste sich die 28-Jährige bereits einige Male vor Kritik verteidigen. Als sie kurz vor der 12. Schwangerschaftswoche mit ihrer Community teilte, dass die künstliche Befruchtung erfolgreich war, wollten mehrere Follower, sie zurechtweisen: Babynews, solle man erst nach drei Monaten Schwangerschaft teilen, worauf Anna schlagfertig konterte. Sie ordnete die Kommentare als übergriffig ein und sagte in ihrer Instagram-Story: „Sorry, aber wer glaubt, dass ab der zwölften Woche […] alles gut ist, der täuscht sich leider.“
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„Mein Wochenbett war gar nicht schön“
Sie haben auch den Schlafmangel thematisiert. Gab es noch andere Herausforderungen in den ersten Monaten nach der Geburt Ihres Kindes, die Sie überrascht haben?
„Überrascht hat mich der Schlafmangel offen gesagt nicht, da ich schon ein sehr realistisches Bild von allem hatte und mir bewusst war, dass sich mein Leben eben ändern wird. Ich hatte jedoch eine schönere Vorstellung vom Wochenbett. Mein Wochenbett war einfach gar nicht schön, und ich trauere dem immer noch hinterher.“
Stichwort Mutterschaft und Veränderungen: Hat sich Ihre Skincare- und Beauty-Routine nach der Geburt von Levi verändert?
„Aus Zeitmangel: ja! Ich versuche aber, meine Routine durchzuführen, auch wenn ich gewisse Steps mal auslassen muss. Die Prioritäten haben sich da natürlich einfach verschoben.“