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Gegen u. a. Syphilis und Chlamydien

Immer mehr sexuell übertragbare Krankheiten in Deutschland! Antibiotika werden langsam knapp

Ein Antibiotika-Mangel in Kombination mit dem Anstieg von sexuell übertragbare Krankheiten könnte verheerende Folgen mit sich tragen
Ein Antibiotika-Mangel in Kombination mit dem Anstieg von sexuell übertragbare Krankheiten könnte verheerende Folgen mit sich tragen Foto: Getty Images
Rebecca Stringa
Redaktionsleitung bei STYLEBOOK

17. Juli 2024, 16:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Die zunehmenden Fälle sexuell übertragbarer Krankheiten und die gleichzeitigen Engpässe bei essenziellen Antibiotika stellen ein ernstes Gesundheitsrisiko dar, insbesondere für Frauen. Wie es dazu kommen konnte und was dagegen gemacht wird, fasst Ihnen STYLEBOOK zusammen.

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Die steigenden Fälle sexuell übertragbarer Krankheiten (STI) in Deutschland und die gleichzeitigen Engpässe bei wichtigen Antibiotika wie Doxycyclin und Azithromycin stellen eine ernste Herausforderung dar. Besonders betroffen sind Frauen, die oft erheblich unter den Folgen von unbehandelten oder nicht adäquat behandelten Infektionen leiden.

Alarmierende Zahlen und betroffene Gruppen

Im Jahr 2022 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) 8.305 Fälle von Syphilis gemeldet – ein Rekordwert in Deutschland. Und die Prognosen für 2023 deuten auf eine weitere Zunahme hin. Hinzu kommen rund 300.000 Chlamydien-Neuinfektionen pro Jahr. Auch bei Gonorrhoe – umgangssprachlich Tripper genannt –, Hepatitis C sowie Herpes- und Humanen Papillom-Viren (HPV) gebe es einen Anstieg. Vermeintlich überraschend: Besonders in den älteren Altersgruppen ist ein Anstieg erkennbar.

Diese Negativ-Entwicklung birgt somit auch erhebliche Risiken für Frauen. Sexuell übertragbare Krankheiten wie z. B. Syphilis, Chlamydien und Gonorrhoe können bei Frauen zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen, einschließlich chronischer Schmerzen, Unfruchtbarkeit und Komplikationen während der Schwangerschaft.

Warum steigen die sexuell übertragbare Krankheiten in Deutschland an? Ein Erklärversuch

Geschlechtskrankheiten werden laut der „Deutschen Aidshilfe“ größtenteils durch ungeschützte Sexpraktiken übertragen, bei denen direkter Kontakt mit infektiösen Schleimhäuten oder Körperflüssigkeiten besteht. Am häufigsten geschieht die Übertragung durch ungeschützten Vaginal- und Analverkehr, jedoch ist auch eine Ansteckung durch Oralverkehr, Finger, Hände, sowie Sexspielzeug möglich.

Doch was sind die weiteren Gründe, dass es grade zur jetzigen Zeit so vermehrt ansteigt?„Focus“ zitiert den Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für sexuelle Gesundheit, Norbert Brockmeyer wie folgt: „Viele Menschen glauben immer noch, dass sie sich nur auf HI-Viren testen und sich auch nur vor HIV schützen müssen, während andere sexuell übertragbare Infektionen im Schatten stehen“. Ein weiterer Faktor sei die heutige Möglichkeit, über soziale Medien und andere digitale Wege schneller und bequemer Sexpartner zu finden. „Mit der Zunahme von schnellen sexuellen Kontakten nehmen auch die sexuell übertragbaren Infektionen zu“, so der Facharzt für Geschlechtskrankheiten.

Engpass bei Antibiotika – ein wachsendes Problem?

Doxycyclin und Azithromycin sind Schlüsselmedikamente in der Behandlung von STI. Aktuelle Lieferengpässe bedeuten, dass nur noch etwa 50 Prozent des Bedarfs gedeckt werden können, so Erik Tenberken zur „Deutsche Aidshilfe“. Dies hat weitreichende Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung. Ärzte warnen laut „ZDF“ bereits vor den großen Gefahren dieser Engpässe. Sollte die Verfügbarkeit der Antibiotika weiter sinken, müssten Alternativen mit möglicherweise schweren Nebenwirkungen eingesetzt werden, was den ärztlichen Handlungsspielraum stark einschränkt und das Wohl der Patientinnen und Patienten gefährdet.

Auswirkungen der sexuell übertragbare Krankheiten auf Frauen

Die Knappheit an Antibiotika trifft Frauen besonders hart, da sie anfälliger für die schwerwiegenden Folgen unbehandelter oder unzureichend behandelter sexuell übertragbarer Infektionen (STI) sind.

Syphilis

Syphilis ist eine bakterielle Infektion, die in verschiedenen Stadien verläuft und kann bei Frauen zu schwerwiegenden gesundheitlichen Komplikationen führen.

  1. Frühe Stadien: In den frühen Stadien zeigt sich Syphilis oft durch schmerzlose Geschwüre an den Genitalien, die leicht übersehen oder fälschlicherweise als harmlos abgetan werden können. Ohne Behandlung kann die Infektion in das sekundäre Stadium übergehen, was Hautausschläge und Schleimhautläsionen verursacht.
  2. Spätere Stadien bei Nichtbehandlung: Das sogenannte tertiäre Stadium, kann Jahre nach der Erstinfektion auftreten und zu schweren gesundheitlichen Problemen führen, darunter Schäden an Herz, Gehirn und anderen Organen. Bei Schwangeren besteht das Risiko der Übertragung der Infektion auf das ungeborene Kind, was zu angeborener Syphilis führen kann. Dies kann Fehlgeburten, Totgeburten oder schwere Geburtsfehler zur Folge haben.
  3. Antibiotika-Mangel: Die Knappheit an Doxycyclin und Azithromycin verschärft die Situation erheblich. Frauen, die nicht rechtzeitig behandelt werden, sind einem höheren Risiko ausgesetzt, die Infektion auf Partner und Neugeborene zu übertragen.

Gonorrhoe

Gonorrhoe, ebenfalls eine bakterielle Infektion, betrifft häufig die Genitalien, kann aber auch Rektum und Hals befallen. Bei Frauen kann Gonorrhoe unbehandelt zu schwerwiegenden Komplikationen führen.

  1. Akute Infektionen: Die Symptome können mild oder unspezifisch sein, was die Diagnose erschwert. Frauen können an vaginalem Ausfluss, Schmerzen beim Wasserlassen oder Bauchschmerzen leiden.
  2. Chronische Folgen: Unbehandelt kann Gonorrhoe zur sogenannten Pelvic Inflammatory Disease (PID) führen, einer Entzündung der Gebärmutter, Eileiter und anderer reproduktiver Organe. Dies kann chronische Schmerzen, Unfruchtbarkeit und ein erhöhtes Risiko für ektopische Schwangerschaften verursachen.
  3. Resistenzentwicklung: Gonorrhoe-Stämme entwickeln zunehmend Resistenzen gegen gängige Antibiotika. Die Knappheit von Azithromycin, einem der Hauptmittel zur Behandlung von Gonorrhoe, verschärft dieses Problem. Ohne ausreichende medikamentöse Versorgung könnten Frauen auf weniger wirksame oder toxische Alternativen angewiesen sein, was das Risiko von Nebenwirkungen erhöht.

Chlamydien

Chlamydien sind die häufigste STI und können bei Frauen, wenn sie unbehandelt bleiben, ebenfalls zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen.

  1. Symptome und Diagnose: Oftmals asymptomatisch, können Chlamydien lange unentdeckt bleiben. Symptome, falls vorhanden, umfassen abnormen vaginalen Ausfluss und Schmerzen beim Wasserlassen.
  2. Langzeitfolgen: Unbehandelte Chlamydien können zu PID führen, ähnlich wie bei Gonorrhoe. Dies erhöht das Risiko für chronische Beckenschmerzen, Unfruchtbarkeit und ektopische Schwangerschaften.
  3. Antibiotikaknappe: Die Knappheit an Doxycyclin, das häufig zur Behandlung von Chlamydien verschrieben wird, verschlechtert die Situation erheblich. Frauen, die nicht rechtzeitig behandelt werden, haben ein erhöhtes Risiko für ernsthafte gesundheitliche Komplikationen.
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Politische und wirtschaftliche Herausforderungen

Die deutsche Politik hat zwar Maßnahmen zur Bekämpfung von Lieferengpässen angekündigt, doch bisherige Schritte scheinen nicht ausreichend zu sein. Gesundheitsminister Karl Lauterbach forderte bereits häufiger in der Vergangenheit, die Produktion von Medikamenten wieder verstärkt in Europa zu etablieren, um die Abhängigkeit auf wenige Hersteller zu reduzieren. Die Konzentration auf wenige Lieferketten macht das System anfällig für Ausfälle – eine verstärkte Produktion innerhalb Deutschlands oder Europas könnte diese Risiken mindern.

Laut „ZDFheute“ bestätigt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die bestehenden Lieferengpässe bei bestimmten Antibiotika. Ein Sprecher des Instituts betont jedoch, dass Lieferengpässe nicht zwangsläufig zu Versorgungsengpässen führen. So sei es beispielsweise bei Azithromycin in Apotheken bislang zu keinem vollständigen Lieferausfall gekommen. Der Mangel der vergangenen Wochen sei ausgeglichen worden. Im Falle von Doxycyclin würden Unternehmen sogar frühere Liefertermine ansetzen. Zudem werde untersucht, ob zusätzliche Importmöglichkeiten für beide Antibiotika bestehen.

Themen HPV Sexualität Sexuelle Erkrankungen
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