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Die Erkrankung bekämpfen

Behandlung von Brustkrebs – diese Therapieverfahren gibt es

Brustkrebs-Patientin bei der Strahlentherapie
Die Strahlentherapie zählt zu den am häufigsten angewendeten Behandlungen von Brustkrebs Foto: Getty Images
Laura Pomer freie Autorin bei STYLEBOOK

28. September 2023, 6:07 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Bei Brustkrebs richtet sich die Wahl für die geeignete Behandlung vor allem nach der Tumorart und dem Krankheitsstadium. STYLEBOOK stellt die gängigen Therapiemethoden und ihre Anwendungsgebiete vor.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Dr. med. Rainer Lipp
Dr. med. Rainer Lipp, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie – Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Onkologie

Die Behandlung früher Formen von Brustkrebs zielt darauf ab, die Erkrankung möglichst zu heilen. In späteren Stadien geht es vor allem darum, das Fortschreiten des Mammakarzinoms zu verhindern, beziehungsweise die Ausbreitung von Krebszellen.

Behandlung von Brustkrebs abhängig vom Tumorstadium

Besteht der Verdacht auf Brustkrebs, gilt es, diesen so zeitnah wie möglich abzuklären. Denn ein schneller Behandlungsbeginn erhöht den Therapieerfolg maßgeblich. Der Tumor wird klassifiziert und einem Stadium zugeordnet. Davon ausgehend wird über das weitere Vorgehen entschieden.

Abhängig von der Art und Entwicklungsstufe des Tumors, in diesem Fall ein sogenanntes Mammakarzinom, kann eine kurative Therapie möglich sein. Das würde bedeuten, dass eine vollständige Heilung erreichbar ist. Ist die Erkrankung dafür zu weit fortgeschritten, da sich zum Beispiel an vom Primärtumor entfernten Stellen bereits Metastasen gebildet haben, ist das Ziel der Behandlung, die Entwicklung in Schach zu halten und den Betroffenen ein Maximum an Lebensqualität zu ermöglichen.

Operation

Gemeinhin gilt, dass zur vollständigen Entfernung bösartiger Tumoren eine OP unumgänglich ist. In den meisten Fällen (70 bis 80 Prozent) lässt sich allein durch die adäquate Operation eine dauerhafte Heilung erzielen. Eine Behandlung von Brustkrebs ohne chirurgischen Eingriff ist die Ausnahme; etwa, wenn die Patientin sehr alt ist oder in einer generell zu schlechten körperlichen Verfassung, ebenso, wenn Fernmetastasen vorhanden sind, die Erkrankung also mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr heilbar ist, beschränkt man sich häufig auf eine Strahlentherapie.

Brusterhaltende OP oder Mastektomie

Grundsätzlich versucht man immer, möglichst „brusterhaltend“ zu operieren, d. h.: nur den Tumor und sicherheitshalber Teile des umliegenden Gewebes zu entfernen. Ob das machbar ist, hängt hauptsächlich von der Beschaffenheit und Lage des Tumors ab. Etwa darf dieser nicht in umliegendes Gewebe gewachsen und sollte weiterhin im Verhältnis zur betroffenen Brust möglichst klein sein.

Bei einer Mastektomie dagegen entfernt man das gesamte Brustdrüsengewebe mitsamt der Haut und Hüllschicht (Faszie) des Brustmuskels. Man bemüht sich, zumindest die Muskeln und somit die runde Kontur der Brust zu erhalten. Es ist sinnvoll, dass sich Patientinnen bereits im Vorfeld über die Möglichkeiten einer Brustrekonstruktion informieren, denn hierfür können bereits während des Eingriffs erste Schritte unternommen werden. Lesen Sie hier mehr zum Thema Brustrekonstruktion nach Brustkrebs –Ablauf, Kosten, Risiken.

Die Notwendigkeit des Operationsumfangs hängt auch bei der Mastektomie vom Zustand des Tumors ab. Ist er sehr groß und/oder die Brusthaut mitbetroffen? Sind in der Brust vermehrt Krebsvorstufen vorhanden? Gibt es mehrere Tumorherde in einer Brust? Dies können mögliche Gründe dafür sein, die Brust vollständig zu entfernen. Ebenso kann eine Mastektomie erfolgen müssen, wenn bei einer ersten OP nicht vollständig alle bösartigen Tumorteile entfernt werden konnten oder wenn es sich um ein entzündliches („inflammatorisches“) Mammakarzinom handelt. Erscheinen die Lymphknoten im Vorfeld der Operation unauffällig, versucht man, sich bei der Entfernung auf die sogenannten Wächterlymphknoten zu beschränken. Das sind die am nächsten liegenden Lymphknoten, zu dem die Lymphflüssigkeit vom Tumorgebiet aus direkt hin fließt.

Die Operation sollte in einem der mehr als 300 zertifizierten Brustzentren durchgeführt werden, da hier eine entsprechend hohe Anzahl von Operationen durchgeführt wird, was die Qualität des Eingriffs deutlich erhöht.

Nach dem Eingriff

Jede Operation birgt gewisse Risiken. Dazu zählen auch bei einer Brustkrebs-OP etwa Wundheilungsstörungen und Infektionen. Ebenso sind aufgrund der Entfernung von Haut Spannungsbeschwerden möglich, die einige Wochen andauern können, bis die verbliebene Haut sich entsprechend ausgedehnt hat. Es kann sinnvoll sein, die operierte Brust mit speziellen BHs zu schützen. Sämtliche Verhaltensempfehlungen im Nachgang an die OP werden ausführlich mit dem Arzt besprochen.

Strahlentherapie

Bei einer brusterhaltenden Operation muss immer eine Bestrahlung angeschlossen werden, um ein lokales Wiederauftreten des Tumors (Rezidiv) zu vermeiden. Bei einer Mastektomie, also der vollständigen Entfernung der Brust, ist die Strahlentherapie dagegen nur in Ausnahmen notwendig, z. B. bei einem Tumorwachstum dicht an die Brustwand. Manchmal ist die Bestrahlung auch die Haupttherapie, etwa bei Patientinnen, die nicht operiert werden können. Bei Patientinnen mit Knochenmetastasen dient sie der Stabilisierung der Knochen und somit der Beschwerdenlinderung.

Die Therapie nutzt hoch dosierte ionisierende Strahlen, mit dem Ziel, das Erbmaterial von Zellen zu schädigen. Die Wirkung entfaltet sich auf alle angestrahlte Zellen, also auch auf die gesunden. Doch Krebszellen können sich weniger gut regenerieren und sterben daher ab. Als an eine OP anschließende Maßnahme soll die Strahlentherapie verhindern, dass der Krebs zurückkommt. Man beginnt damit möglichst zeitnah – meist drei Wochen nach der OP, wenn die Wundheilung abgeschlossen sein sollte. Einzig bei der intraoperativen Bestrahlung (IORT) kommen unmittelbar nach dem Eingriff Strahlen zum Einsatz.

Externe und interne Bestrahlung

Meist erfolgt die Strahlentherapie von außen, also über die Haut, mit hochmodernen Geräten, die ihre zellschädigende Wirkung ganz gezielt entfalten. Bei der internen Bestrahlung (auch: Brachytherapie) hingegen kommt ein Katheter zum Einsatz, der unter die Haut direkt auf das zu behandelnde Gebiet abzielt. In diesem Fall erfolgt die Behandlung unter kurzer Narkose.

Die Dauer und Intensität der für gewöhnlich ambulant durchgeführten Behandlung hängt vom jeweiligen Fall ab. Durchschnittlich sind es drei bis sechs Wochen, in denen an Wochentagen jeweils eine Dosis der Strahlentherapie verabreicht wird. Dabei empfiehlt man Patientinnen, die entweder jünger sind als 50 oder älter, jedoch ein erhöhtes Rezividrisiko haben, zusätzlich eine sogenannte „Boost-Bestrahlung“. Studien haben demnach gezeigt, dass diese Zusatzbestrahlung das Rückfallrisiko deutlich reduziert. Diese Maßnahme verlängert die Chemotherapie um etwa zwei Wochen.

Mögliche Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen einer Strahlentherapie sollten im Normalfall nicht über leichte Übelkeit, gegebenenfalls mit gelegentlichem Erbrechen, hinaus gehen. Bei externer Bestrahlung treten häufiger Rötungen oder Verhärtungen der Haut auf und damit einhergehende Beschwerden, vergleichbar mit einem Sonnenbrand. Hier gilt es, die Empfehlungen der behandelnden Strahlentherapeuten zu Pflege der Haut zu berücksichtigen.

Auch interessant: So pflegt man die Haut bei einer Brustkrebs-Behandlung

Hormontherapie

80 bis 85 Prozent der Mammakarzinome zeigen auf der Oberfläche der Tumorzellen sogenannte Hormonrezeptoren. Diese sind Östrogen-Rezeptoren (= estradiol receptors = ER) und/oder Progesteron-Rezeptoren (=PR). Bei einem Prozent oder mehr Tumorzellen mit einem solchen ER/PR-Nachweis spricht man von „Hormonrezeptor-positiven“ Tumoren. Bei ihnen empfiehlt man nach der Operation die Durchführung einer medikamentösen Anti-Hormon-Therapie. Die Dauer dieser Behandlung richtet sich nach der individuellen Risikostruktur. Eingesetzte Medikamente sind z. B. Tamoxifen, das die Rezeptoren blockiert, oder Letrozol, das als Hemmer der Östrogenproduktion, agiert. Bei einem hohen Risiko auf ein Wiederauftreten (Rezidiv) kann in Kombination mit einer Anti-Hormon-Therapie der Einsatz spezieller, neuer zielgerichteter Arzneimittel sinnvoll sein.

Zielgerichtete Therapien

In den vergangenen Jahren haben sich zunehmend zielgerichtete Medikamente in der Behandlung von Brustkrebs etabliert. Zu den bekanntesten zählt hier das Trastuzumab – ein Antikörper, der sich gegen HER2-Rezeptoren auf der Oberfläche von Tumorzellen richtet. HER2-Rezeptoren funktionieren als Bindungsstellen für Wachstumsfaktoren, sie treiben die Krebszellteilung an. Trastuzumab kann diese Wirkung blockieren und so ein weiteres Fortpflanzen der Krebszelle unterdrücken. Mittlerweile wird daher routinemäßig auf die Häufigkeit dieser HER2-Rezeptoren an der Oberfläche oder auf das Vorliegen entsprechender Genveränderungen untersucht. Sollte sich hier eine hohe Rezeptordichte oder eine Genveränderung zeigen, gehört Trastuzumab in Kombination mit einer Anti-Hormontherapie oder mit einer Chemotherapie aktuell zur Standardtherapie. Aber auch andere neue Medikamente (z. B. Immuntherapeutika) werden immer mehr bei Brustkrebs eingesetzt. In bestimmten Situationen kann deren Einsatz im Zusammenhang mit einer Chemotherapie die Heilungsrate bei einer Therapie nach der Operation erhöhen. Hier macht die Entwicklung immer größere Fortschritte.

Chemotherapie

Chemotherapie klingt für viele sehr ernst. Tatsächlich wird heutzutage den meisten Patientinnen mit Brustkrebs – immer häufiger auch vorbeugend und im Vorfeld einer OP – zur Chemotherapie geraten, also längst nicht nur in einem fortgeschrittenen Stadium. Einzig, wenn der Tumor zu einem sehr frühen Zeitpunkt entdeckt wurde oder zuverlässig von einem geringen Rückfallrisiko ausgegangen werden kann, wird darauf verzichtet. Eine Chemotherapie vor dem Eingriff kann den Tumor zum Schrumpfen bringen und entsprechend den zu operierenden Umfang reduzieren. Bestenfalls kann statt einer Mastektomie dann die Erhaltung der Brust möglich sein.

Was passiert bei der Behandlung?

Die Patientin bekommt sogenannte Zytostatika verabreicht, meist per Infusion. Daneben gibt es Möglichkeit, die Wirkstoffe oral (als Tabletten) zuzuführen. Diese haben die Eigenschaft, eine normale Zellteilung zu verhindern und somit als sogenannte „Zellstopper“ zu agieren.

Zytostatika gelangen über das Blut bzw. aus dem Verdauungstrakt in den gesamten Körper der behandelten Person. Dadurch werden auch mitunter gesunde Zellen beschädigt; weil aber Krebszellen sich in der Regel schneller vermehren, reagieren sie empfindlicher auf die Substanzen.

Die Chemotherapie erfolgt für gewöhnlich in mehreren Sitzungen mit einem Abstand von jeweils einigen Tagen oder Wochen. In diesen Behandlungspausen sollen sich die gesunden Zellen etwas erholen können. Ebenso zielt dies darauf ab, bei einer Wiederaufnahme der Behandlung auch Tumorzellen anzusprechen, die sich bei der vorangegangenen Sitzung in einer Ruhephase befunden haben.

Viele Nebenwirkungen

Die Liste der möglichen Nebenwirkungen durch eine Chemotherapie ist lang. Ob und gegebenenfalls wann diese auftreten – direkt nach der ersten Sitzung oder erst mit einigen Tagen oder Wochen Verzögerung –, ist von Patientin zu Patientin unterschiedlich und kann für den Einzelfall leider nicht vorausgesagt werden.

Die Intensität der Nebenwirkungen hängt dabei neben der Menge der eingesetzten Wirkstoffe und Behandlungsdauer auch von der individuellen Verfassung der Behandelten ab. Unter den gesunden Zellen, die auf die bei der Chemotherapie eingesetzten Substanz reagieren, sind es wieder hauptsächlich die mit einem schnellen Vermehrungsverhalten. Das sind z. B. die Zellen der Magen-Darm-Schleimhaut und im Bereich der Haarwurzeln. Dies erklärt, warum besonders viele Patientinnen unter starker Übelkeit mit Erbrechen und Durchfall leiden sowie vorübergehend die Haare verlieren. Sie sind im Zuge der Behandlung infektanfälliger und leiden an Konzentrationsschwäche. Überdies kommt es oft zu Neuropathien, also Empfindungsstörungen im Bereich der Hände und Füße.

Einige der Beschwerden (vorwiegend Übelkeit und Empfindungsstörungen) lassen sich mithilfe einer gezielten Medikation oft vermeiden oder zumindest lindern. Gerade im Bereich der Übelkeit zeigen moderne Medikamente gute Erfolge, weshalb diese inzwischen zur Standard-Begleittherapie im Rahmen von Chemotherapien gehören. Im Normalfall verschwinden die Nebenwirkungen nach Abschluss der Behandlung.

Dr. Lipp, Facharzt für innere Medizin, Hämatologie und Onkologie: „Mittlerweile kann über spezielle Gen-Expressions-Tests bei Patientinnen mit einem geringen Risiko abgeschätzt werden, ob eine adjuvante Chemotherapie sinnvoll ist macht oder man auf diese verzichten kann. “

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Quellen

Themen Brustkrebs
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