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Pinktober 2022

So pflegt man die Haut bei einer Brustkrebs-Behandlung

Eine Brustkrebs-Behandlung kann sich auch auf die Haut auswirken. Was dann hilft, haben zwei Expertinnen verraten
Eine Brustkrebs-Behandlung kann sich auch auf die Haut auswirken. Was dann hilft, haben zwei Expertinnen verraten Foto: Getty Images
Carmen Dörfler
Redakteurin STYLEBOOK

27. Oktober 2022, 17:56 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Oktober ist Brustkrebs-Monat. Jährlich wird so auf die häufigste Krebsart bei Frauen aufmerksam gemacht. Während Haarausfall oder Übelkeit bei der Krebsbehandlung auch vielen Nicht-Betroffenen bekannt sind, ist die Veränderung der Hautbeschaffenheit weniger bekannt. STYLEBOOK hat für Sie als betroffene oder unterstützende Person Expertinnen befragt, wie man die Haut bei einer Brustkrebs-Behandlung am besten pflegen kann.

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Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum erkrankt eine von acht Frauen in Deutschland aktuell an Brustkrebs. Die Behandlungen umfassen Operationen, Bestrahlungen sowie medikamentöse Therapien, wie Chemo- oder Immuntherapie. Viele der Komponenten wirken sich natürlich auch über den Tumor hinaus auf den Körper sowie die Psyche der Frauen aus. Neben Haarausfall, Übelkeit oder Wechseljahrsbeschwerden ist auch die Veränderung der Hautbeschaffenheit eine häufige Nebenwirkung der Therapien bei Brustkrebs. Zwei Expertinnen wissen Abhilfe für die Hautpflege bei Brustkrebs.

Brustkrebs-Therapie greift auch die Haut an

Denn die Veränderung der Haut ist keine seltene Nebenwirkung, erklärt Patricia Maas. Sie ist pharmazeutisch-technische Assistentin der ABF Apotheke in Bayern und auf die Betreuung und Beratung onkologischer Patienten spezialisiert. „Bei Chemo- oder Krebstherapie im Allgemeinen sorgen sich viele darum, dass ihre Organe angegriffen werden. Meist ist die Rede von Leber oder Niere. An die Haut, unser größtes Organ, denken die meisten erst, wenn diese Probleme verursacht. Einige Stoffe, die wir jedoch nicht über den Verdauungstrakt ausscheiden, verlieren wir über die Haut. Somit ist es kein Wunder, dass die Haut bei einer Krebsbehandlung zwangsläufig in Mitleidenschaft gezogen wird.“

Auch die verschiedenen Behandlungsmethoden setzen der Haut zu, so Maas weiter: „Klassische Krebsmedikamente beispielsweise richten sich gegen Zellen, die sich rasch teilen, wie es bei den Tumorzellen der Fall ist. Doch auch Haut und Schleimhäute zählen zu dieser Gruppe und werden so mit angegriffen. Weiterhin kommt besonders bei einer Brustkrebs-Behandlung häufig eine Strahlentherapie zum Einsatz. Dabei müssen die Strahlen durch das gesunde Gewebe, um an den Tumor zu kommen. Da kann die Haut kaum intakt bleiben.“

Auch Dr. Friederike Siedentopf erklärt die Symptomatik gerade bei einer Strahlentherapie: „Bei der regionalen Therapie wird der gesamte Brustbereich bestrahlt. Dadurch kann es zu Symptomen wie bei einem Sonnenbrand kommen. Panthenol-haltige Salben mit zarter Textur können hier Abhilfe schaffen.“

So reagiert die Haut bei einer Brustkrebs-Therapie

Doch wie reagiert die Haut denn überhaupt bei einer Brustkrebs-Behandlung? „Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass die Haut grundsätzlich trockener wird,“ so Maas. Ein Grund dafür könne die anti-östrogene Therapie sein, die vielen Frauen nach einer Operation oder einer Strahlentherapie empfohlen werde, erklärt Siedentopf. „Weibliche Hormone, wie das Östrogen, halten unsere Haut elastisch, denn sie binden Wasser. Um jedoch das Tumorwachstum einzudämmen bzw. dafür zu sorgen, dass er nicht zurück kommt, werden anti-östrogene Medikamente verschrieben, denn in 75 % der Fälle ist eine Brustkrebs-Erkrankung hormonabhängig, weshalb diese eingeschränkt werden sollen.“ Dadurch könne es jedoch auch zu Trockenheit der Haut sowie frühzeitiger Hautalterung kommen.

Auch Rötungen und Juckreiz seien keine seltene Nebenwirkung, sagt Maas. „Durch die Störung des natürlichen pH-Werts der Haut sind Patientinnen auch oft anfälliger für Infektionen. Trockene Haut kann leichter einreißen oder schuppig werden, wenn der Säureschutzmantel nicht mehr richtig funktioniert.“ Manchmal seien auch Verfärbungen möglich, die entweder als starke Rötungen oder als Flecken, ähnlich den Pigmentflecken, aufträten. „Allerdings gehen die meisten Nebenwirkungen, die die Haut zeigt, nach dem Ende der Therapie wieder vorbei.“

Hautpflege bei Brustkrebs: Nie ohne Sonnencreme!

In einigen Fällen könnten die Pigmentflecken jedoch bestehen bleiben. Die Ursache dafür waren häufig dann laut Maas nicht die Wirkstoffe, sondern die damit einhergehende Sonnenempfindlichkeit, die durch die Medikamente verstärkt wird, was bei fast allen Krebsmedikamenten der Fall sei. „Deswegen ist ein hoher Sonnenschutz von 50 plus unerlässlich. Weiterhin sollte die Sonnencreme UVB- und UVA-Schutz bieten, denn gerade die UVA-Strahlen dringen tief in die Haut und können dort Schäden verursachen.“

Auch wenn viele ihrer Kundinnen besonders während einer Karzinom-Behandlung vor weiterer Chemie zurückschrecken würden, empfiehlt die Expertin bei der Sonnenpflege den Einsatz chemischer Filter: „Bei mineralischen Filtern muss man sehr streng sein, was das Nachcremen angeht. Wenn das nicht regelmäßig und dick genug gemacht wird, helfen die Filter nichts. Auch gegen UVA-Strahlen wirken mineralische Filter nicht richtig, deswegen setzen wir hier auf chemische Filter.“

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Bei der Hautpflege bei Brustkrebs auf Zusatzstoffe verzichten

Bei der Pflege, egal ob Sonnenschutz oder nicht, rät sie dazu, auf unnötige Zusätze, wie Duftstoffe oder Alkohol und ähnliches zu verzichten. Diese könnten die Haut nur zusätzlich reizen. „Am besten nutzen Sie Cremes, die auch für Allergiker geeignet sind und keine irritierenden Stoffe enthalten.“ Auf jeden Fall nützlich sei Harnstoff bei trockener Haut und das auch ohne Mengenbegrenzung. „Wenn Sie merken, Ihre Haut benötigt Pflege, cremen Sie sie ein, auch wenn es mehrmals täglich ist. Hören Sie auf Ihren Körper und vor allem: Nutzen Sie die Cremes regelmäßig! Wenn Sie hier am Ball bleiben, sorgen Sie für eine bessere Schutzschicht und somit für weniger Irritationen der Haut.“

Hilfreich seien auch pflegende Öle, wie Aprikosenkernöl oder Mangobutter. Dexpanthenol wirke hautberuhigend. „Auch pflanzliche Extrakte, die entzündungshemmend wirken, werden gerne verwendet, weil sie wenig Nebenwirkungspotential haben. Dazu gehört zum Beispiel Rosmarin.“

Zur Reinigung empfiehlt Maas rückfettende, pH-neutrale Seifen am Stück, keine herkömmlichen Duschgele. „Weiterhin sollte auf einige Kleinigkeiten geachtet werden, die der Haut helfen können. Meiden Sie die Sonne, tupfen Sie sich nur trocken, nicht mit dem Handtuch rubbeln. Duschen Sie allgemein weniger und waschen einzelne Bereiche mit der Hand, um die umliegende Haut zu schonen. Auch heißes Wasser ist tabu.“

Die Nebenwirkungen einiger Wirkstoffe der Mammakarzinom-Behandlung können so weit gehen, dass es zum sogenannten Hand-Fuß-Syndrom kommen kann. Dabei kann sich die Haut an den betroffenen Stellen röten, Blasen werfen oder im schlimmsten Fall abschälen. Hier könne man der Haut helfen, indem man einen Wärmestau vermeidet und möglichst wenig Druck auf die entsprechenden Stellen kommen lässt. „Wenig laufen und zu Hilfsmitteln greifen, um beispielsweise eine Flasche zu öffnen, können da schon helfen.“

Hautpflege bei Brustkrebs muss angepasst werden

Neben der trockenen Haut, die bei den meisten Behandlungsmöglichkeiten von Brustkrebs als Nebenwirkung bekannt ist, sei jedoch auch das Gegenteil möglich, so Maas. „Gerade bei der zielgerichteten Therapie mit Tyrosinkinase-Inhibitoren kann es auch zu Akne kommen. Denn dabei werden, anders als bei der klassischen Chemotherapie, die in einer bestimmten Zellteilungsphase ansetzt, bestimmte Zellstrukturen angegriffen, die auf Tumorzellen vorhanden sind, um diese auszumerzen. Das erwischt aber auch gesunde Zellen, die diese Struktur aufweisen. Patientinnen leiden hierbei oft zuerst unter einer auch starken Akne bevor die Haut richtig trocken wird.“ Dementsprechend müsse man den aktuellen Zustand der Haut betrachten und beispielsweise mit Zink gegen die Pickel vorgehen. Hier sei fetthaltige Pflege kontraproduktiv.

Auch beim Gebrauch von Make-up, insbesondere von Foundation sollte auf die Grundlage des Produkts geachtet werden, rät die technisch-pharmazeutische Assistentin. „Dasselbe wie für die Pflegecreme gilt natürlich auch für dekorative Kosmetik. Eine ölige Basis ist beispielsweise Gift für Akne-geplagte Haut. Oft ist auf den Produkten jedoch ausgezeichnet, für welchen Hauttyp sie gedacht sind. Darauf zu achten, lohnt sich, da oftmals in der Grundlage schon entsprechende Wirkstoffe enthalten sind, die Rötungen oder Entzündungen lindern können.“

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Vorbeugen lautet die Devise

Um den Auswirkungen auf die Haut allgemein vorzubeugen, sei es wichtig, bereits mit der entsprechenden Hautpflege zu beginnen, sobald die Wirkstoffe, die bei der Brustkrebs-Behandlung eingesetzt werden sollen, feststehen. „Dabei hat sich gezeigt, dass bei einem frühen Pflegebeginn die Nebenwirkungen nur schwach oder gar nicht auftreten.“

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Auch den Intimbereich nicht vergessen

Neben der Gesichts- und Körperhaut, erinnert Dr. Siedentopf auch an eine weitere Stelle, die man bei der Hautpflege bei einer Brustkrebs-Behandlung bedenken sollte: „Durch die anti-östrogene Therapie in Zusammenhang mit der Brustkrebs-Behandlung können die Wechseljahre deutlich früher einsetzen. Dadurch leiden viele Frauen auch unter einer trockenen Scheide. Das kann extrem unangenehm sein und zu Schmerzen beim Sexualverkehr bis hin zur Vermeidung desselben und damit zu Beziehungsstörungen führen, neben allem, was die Diagnose Brustkrebs sowieso schon mit sich bringt.“ Betroffene Frauen sollten sich dafür keinesfalls schämen, sondern den behandelnden Arzt offen darauf ansprechen, den so könne Abhilfe geschafft werden.

Quellen:

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