25. März 2023, 17:47 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Drei spezielle Gene sind für ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko verantwortlich. Doch was bedeutet das eigentlich genau? Müssen die Brüste bei einem positiven Testergebnis vorsorglich amputiert werden? STYLEBOOK sprach darüber mit dem Direktor der Frauenklinik im Universitätsklinikum Ulm.
Angelina Jolie und Sharon Osbourne sind nur einige von vielen Stars, die sich vorsorglich beide Brüste komplett entfernen ließen. Einige Frauen entscheiden sich dazu, wenn sie bereits Brustkrebs hatten und eine erneute Erkrankung verhindern wollen. Manche Frauen wollen sichergehen, dass durch eine Amputation der Krebs auch wirklich komplett beseitigt wird. Aber Angelina Jolie und Sharon Osbourne haben sich zu diesem drastischen Schritt entschlossen, obwohl nicht einmal ein Anfangsverdacht auf Krebs vorlag – ihr Grund für die Mastektomie war noch ein anderer: Beide tragen ein sogenanntes Brustkrebs-Gen in sich. Aber was steckt dahinter?
Übersicht
Was sind Brustkrebs-Gene?
„Wenn man von den Brustkrebs-Genen spricht, meint man eigentlich Veränderungen, also Mutationen, dieser Gene“, präzisiert Professor Dr. Wolfgang Janni. Der Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe ist Direktor der Frauenklinik im Universitätsklinikum Ulm. Diese Gene können also mutieren und in der Folge Brustkrebs auslösen. „Neben BRCA1 und BRCA2 hat man mittlerweile ein drittes Gen, das PALB2, identifiziert, das mit einem hohen Brustkrebsrisiko einhergeht“, erklärt Professor Dr. Wolfgang Janni. „Diese Hochrisikogen-Veränderungen verursachen aber nur zehn Prozent aller Brustkrebserkrankungen.“
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Wer sollte sich testen lassen?
Frauen mit diesen Genveränderungen erkranken mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 80 Prozent in ihrem Leben an Brustkrebs – und das meist auch früher als andere Frauen. Doch woher weiß man, ob man diesen Gendefekt geerbt hat? Das Deutsche Konsortium für familiären Brust- und Eierstockkrebs hat dazu einen Kriterienkatalog verfasst. Demnach kann man möglicherweise betroffen sein, wenn innerhalb der Familie gleich drei Frauen an Brustkrebs erkrankt sind. Risiko-Patientin kann man auch sein, wenn nur zwei Frauen in der Familie an Brustkrebs erkrankt sind, aber mindestens eine von ihnen nicht älter als 50 Jahre war, als sie die Diagnose erhielt. Das Risiko ist besonders dann hoch, wenn es sich bei den Familienmitgliedern um Verwandte ersten Grades handelt. „Erfüllt man diese Kriterien, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Beratung in der Risiko-Sprechstunde und die Testung“, erklärt Professor Dr. Wolfgang Janni. „Die Risikogen-Veränderungen lassen sich ganz leicht durch eine Blutuntersuchung ermitteln.“
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Was tun, wenn das Ergebnis positiv ausfällt?
Bei einem positiven Testergebnis gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann sich für eine intensivierte Brustkrebs-Vorsorge, inklusive Kernspintomographie, entscheiden. „Die Brust wird also häufiger und genauer untersucht als sonst üblich“, erklärt der Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Die Alternative ist, den Brustdrüsenkörper unter dem Hautmantel komplett zu entfernen und die Brüste mittels Brustrekonstruktion wieder aufzubauen.“ Das bedeutet: Amputation beider Brüste und anschließender Wiederaufbau der Brüste mithilfe von beispielsweise Silikon-Implantaten.