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Nachsorge

So geht es nach der Brustkrebs-Therapie weiter

Frau bei der Brustkrebs-Nachsorge
Vor allem in den ersten Jahren nach der Brustkrebs-Behandlung ist die Nachsorge sehr wichtig Foto: Getty Images
Laura Pomer freie Autorin bei STYLEBOOK

7. November 2023, 6:29 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Die Nachsorge nach der erfolgten Therapie einer Brustkrebs-Erkrankung wird als besonders wichtig erachtet. Denn das Rückfallrisiko beim Mammakarzinom gilt als relativ hoch. STYLEBOOK hat mit einem Arzt gesprochen und geht im Folgenden genauer auf das Thema ein.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Dr. med. Rainer Lipp
Dr. med. Rainer Lipp, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie – Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Onkologie

Ist die eigentliche Brustkrebs-Therapie abgeschlossen, beginnt ein nächster Teil der Behandlung: die medizinische Nachsorge. Sie zielt darauf ab, die Möglichkeit eines Rezidivs – also eines Rückfalls – zu überwachen, um entsprechend zeitnah reagieren zu können, sollte der Krebs zurückkehren. Neben den rein körperlichen Nachuntersuchungen sind speziell bei Brustkrebs auch andere weiterführende Behandlungsbereiche von Bedeutung.

Brustkrebs unterscheidet sich von anderen Krebsarten. Das erklärt Dr. med. Rainer Lipp, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, internistische Onkologie und Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Onkologie, der STYLEBOOK zu dem Thema fachlich beraten hat. Am häufigsten seien Rezidive in den ersten ein bis drei Jahren nach der Therapie. Nach etwa fünf Jahren werden sie unwahrscheinlicher. Jedoch sei es auch zu einem späteren Zeitpunkt noch möglich, dass sich Brustkrebszellen reaktivieren. Das passiere bei verschiedenen anderen Krebsarten seltener. 

Vorgehen bei der Brustkrebs-Nachsorge

Die Nachsorge schließt gemeinhin direkt an die abgeschlossene Therapie an. Dabei richtet sich das konkrete Vorgehen nach der Tumorart, an der die Patientin erkrankt war, sowie nach dem Krebsstadium und der erfolgten Therapie. Eine Orientierung finden Ärzte in den Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft.1 

Daneben bringt die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) jedes Jahr eine Konsensus-Empfehlungen heraus, die einen wichtigen Empfehlungsgrad von der Prävention über die aktive Behandlungen bis zur Nachsorge darstellt.2 Im Detail richtet sich das konkrete Vorgehen aber nach dem individuellen Fall.

Der allgemeine Nachsorge-Zeitplan gemäß S3-Leitline der Deutschen Krebsgesellschaft für symptomfreie Patientinnen:

Die ersten drei Jahre nach der Erkrankung

Die Patientin sollte in den ersten drei Jahren nach der abgeschlossenen Therapie vierteljährlich zum Nachsorge-Termin erscheinen. Dieser setzt sich aus einem Gespräch und einer körperlichen Untersuchungen zusammen. Laboruntersuchungen des Bluts erfolgen in der Regel nur dann, wenn begründeter Verdacht für ein Rezidiv besteht. Wurde im Rahmen der Therapie eine brusterhaltende Operation durchgeführt, empfiehlt sich in Abständen von jeweils einem Jahr zur Kontrolle eine Mammographie bzw. eine Ultraschalluntersuchung beider Brüste.

Ab dem 4. Jahr nach der Brustkrebs-Behandlung

Die 12-monatigen Abstände zwischen den bildgebenden Untersuchungsverfahren (Mammographie, Ultraschall) werden gemeinhin beibehalten. Darüber hinaus müssen symptomfreie Patientinnen zu den allgemeinen Nachsorge-Terminen (Gespräch, Abtastuntersuchung) nur noch halbjährlich erscheinen.

Sechs Jahre nach Behandlung

Allgemeine Nachsorge-Termine sind nun nicht mehr zwingend notwenig. Die Patientinnen sollten nun wieder entsprechend der Standard-Früherkennungsrichtlinie in einen jährlichen Rhythmus mit körperlichen Untersuchungen zurückkehren. Zwischen den bildgebenden Untersuchungsverfahren empfiehlt sich weiterhin ein Abstand von jeweils einem Jahr. Besteht der Verdacht auf einen Rückfall bzw. Metastasen, müssen weiterführende Tests vorgenommen werden.

Wenn der Krebs zurückkommt

Wie häufig Rezidive bei Brustkrebs sind, kann man pauschal nicht beantworten. Denn die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls hängt neben der Biologie des Primärtumors von verschiedenen weiteren Faktoren ab. Hierzu zählen u. a. die gesundheitliche Vorgeschichte der Patientin sowie ihr Alter und Lebensstil.

Allgemein geht man davon aus, dass nach der Erstbehandlung bei „fünf bis zehn von hundert Patientinnen“ erneut ein Tumor im zuvor erkrankten Gewebe bzw. in dessen unmittelbarer Umgebung festgestellt wird.3 Am seltensten sind laut aktuellem Stand Rezidive bei Frauen, die primär an einem Hormonrezeptor-positiven Tumor erkrankt waren. Diese Art ist u. a. dadurch charakterisiert, dass das Tumorwachstum von Hormonen gefördert wird und relativ langsam voranschreitet.

Bei einem Rezidiv des Ersttumors entspricht das Gewebe- und Molekularmuster meist dem des Ersttumoren, erklärt Dr. Lipp. Bei einem lokal begrenzten Krankheitsgeschehen entsprechen die Behandlungsabläufe in der Regel denen der Erstbehandlung, sodass ebenso hier die Operation den höchsten Stellenwert für eine Heilung einnimmt.

Auch interessant: Behandlung von Brustkrebs – diese Therapieverfahren gibt es

Was noch zur Brustkrebs-Nachsorge gehört

Zur Nachsorge von Brustkrebs können auch Eingriffe in beeinflussbare Lebenstilfaktoren gehören. Etwa eine Umstellung der Ernährung, die „reich an Gemüse, Obst, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten“ sein und nur wenig ungesättigte Fette enthalten sollte. So ist es in der S3-Leitline nachzulesen. Weiterhin sollte ein etwaiges Rauchen aufgegeben werden. Speziell im Fall einer hormonrezeptor-positiven Erkrankung gilt es, Alkohol nur in geringem Maße zu konsumieren.

Zudem sollten „Patientinnen zu körperlicher Aktivität und zur Normalisierung des Körpergewichts (bei erhöhtem BMI) motiviert werden“, heißt es in der Arbeit. Ein hohes Körpergewicht stellt in gewisser Weise einen Risikofaktor dar – lesen Sie mehr zur Entstehung von Brustkrebs hier. Regelmäßige Bewegung oder idealerweise Sport sollen die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs reduzieren können.

Behandlung von (Therapie-)Nebenwirkungen

Daneben bedeutet Nachsorge häufig auch die Behandlung etwaiger Spätfolgen/Begleiterscheinungen der Therapie. Insbesondere Krafttraining wird empfohlen, um ein mit der Erkrankung assoziiertes Fatigue-Syndrom (Erschöpfungssyndrom) zu lindern. Gehörten zu den Nebenwirkungen der Chemotherapie Polyneuropathien (= gestörte Reizweiterleitung des peripheren Nervensystems, FITBOOK erklärt es hier genauer), sollte „zur Verbesserung der Funktionalität eine Bewegungstherapie erfolgen“.

Psychotherapie und weitere Maßnahmen

Im Nachsorge-Programm einer Brustkrebs-Erkrankung hat laut Dr. Lipp nicht zuletzt die psycho-onkologische Betreuung einen hohen Stellenwert. Das beweise, dass bei Brustkrebs-Patientinnen die Bereitschaft entsprechender weiterführender Behandlung groß ist. Viele der Patientinnen gehen demnach sehr sensibel und bewusst mit ihrer Krankheit um und engagieren sich z. B. in Selbsthilfegruppen.

Dr. Lipp hält es für wichtig, dass die Betroffenen sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen, jedoch „die Krankheit nicht ihr Leben beherrschen lassen“. Psycho-Onkologen (= Psychologen mit einer entsprechenden Fachkenntnis bzw. Behandlungserfahrung) sollten ihre Arbeit darauf und auf die Bedürfnisse der Patientin ausrichten. Manche der Frauen wünschen sich nur Entspannung, andere eine integrative Psychotherapie.

Frage nach dem Warum und ihre Gefahren

Es sei auffällig, so Dr. Lipp, dass viele der Patientinnen aus einer Reha zurückkommen und primär ihre Beziehung als möglichen Auslöser der Krebserkrankung hinterfragen. Dies könnte damit zusammenhängen, dass beim Mammakarzinom – anders als zum Beispiel beim Lungenkrebs – die Ursachen meist unklar sind und man nach Erklärungen sucht. Als mögliche Gründe werden daher oft die Lebensführung bzw. die emotionale und private Situation identifiziert. Der Onkologe räumt ein, dass Beziehungen zu Leid führen können, mit der möglichen Folge gesundheitlicher Probleme, und es sinnvoll sein kann, die frühere Lebensführung nach dem Krebs zu überdenken. Eine alleinige Ursache für eine Erkrankung an Brustkrebs sei eine unglückliche Beziehung aber sicherlich nicht.

Komplementärmedizin

Auch darüber hinaus seien Brustkrebs-Patientinnen oft empfänglich für komplementärmedizinische Maßnahmen – und das sei per se nichts Schlechtes. Denn eine entsprechende Therapie kann begleitend zu einer schulmedizinischen Behandlung dazu beitragen, dass die Patientin sich besser fühlt.

„Hokuspokus“ von sinnvollen Therapien abgrenzen

Allerdings ist es auch ein attraktiver Markt. Damit Patientinnen und deren Angehörige sich fundiert darüber informieren können, womit sie es zu tun haben – und sich, etwas salopp gesagt, nichts Sinnloses andrehen lassen –, werden die gängigen Angebote von Fachärzten beurteilt. Dr. Lipp verweist auf Onkopedia, das Leitlinienportal der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), das Komplemetärmedizin aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet. Die dort zu findenden Abhandlungen geben gute Hinweise darauf, was wirklich etwas bringt.4

Die Gesellschaft für integrative Onkologie (Society for Integrative Oncology) hat eine systematischen Überprüfung der bestehenden Literatur zu verschiedenen komplementärmedizinischen Maßnahmen vorgenommen.5 Hier habe sich u. a. gezeigt, dass etwa Meditation, Musiktherapie, Yoga und Massage zu einem Abbau von Stress und Ängsten bzw. Depressionsneigungen beitragen können. Derartige therapiebegleitende Maßnahmen könnten demnach zu einem gewissen Maß die Lebensqualität der Betroffenen erhöhen. Daneben stellten die Forscher fest, dass Akupunktur bestimmte Nebenwirkungen einer Chemotherapie lindern können. Für den Einsatz von Nahrungsergänzungsmittel und pflanzlichen Mitteln hingegen, sprich dafür, dass diese einen Zweck erfüllt, konnten sie „keine stichhaltigen Beweise“ finden.

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Wann gilt Brustkrebs als geheilt?

Rein statistisch betrachtet ist ein Rezidiv ab dem fünften Jahr nach der abgeschlossenen Therapie relativ unwahrscheinlich, jedoch nicht ganz auszuschließen. Die Patientinnen sollten das Thema Nachsorge weiterhin ernst nehmen und sich spätestens dann an einen Arzt wenden, sollten sie Auffälligkeiten (z. B. tastbare Veränderungen, Schwellungen oder Schmerzen) an sich wahrnehmen.

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Quellen

Themen Brustkrebs
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