7. August 2023, 15:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im Sommer kommt es häufiger vor als im Winter – sei es auf Festivals oder öffentlichen Toiletten. Die Rede ist vom Pinkeln im Stehen. Dabei soll das für uns Frauen alles andere als gesund sein. STYLEBOOK sprach mit einer Frauenärztin.
Im Sitzen pinkeln – so machen wir es tagein und tagaus. Was jedoch, wenn die Toilette im Restaurant oder auf dem Festival zu dreckig ist, um sich wirklich hinzusetzen? Im Stehen zu pinkeln, kann auf Dauer jedoch Schäden verursachen! Welche, verrät uns die Expertin.
Darum ist es ungesund für Frauen im Stehen zu pinkeln
Unsere Expertin, Gynäkolgin Dr. Heidi Gösslinghoff, rät Frauen ab, im Stehen zu urinieren. „Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine saubere, luxuriöse Toilette, auf der Sie sitzen können. Als Alternative gibt es eine genauso saubere Stehtoilette. Was würden Sie wählen?
Ich wette, die meisten von uns wählen die Variante des Sitzens. Entspannt auf der Toilette sitzen und der Natur ihren freien Lauf lassen, ohne Verrenkungen und angespannten Oberschenkeln.“
Und genau das ist der Grund, warum es besser ist, im Sitzen zu pinkeln: „Die Beckenbodenmuskulatur entspannt sich und die Blase kann sich vollständig entleeren. Wenn Sie im Stehen urinieren, bleibt immer etwas Restharn in der Blase“.
Auch interessant: Blasenentzündung nach dem Sex – wie beuge ich am besten vor?
Entstehen Risiken beim Urinieren im Stehen?
Überwiegend ist es harmlos, wenn etwas Urin in der Harnblase bleibt. Passiert das aber ständig, können sich Keime in der Blase vermehren und zu einer Blasenentzündung führen. „Gerade, wenn man für Infektionen der Harnwege anfällig ist, kann das schneller und häufiger in Harnwegsentzündungen enden“, so die Expertin zu STYLEBOOK.
Bleiben diese unbemerkt, können die Erreger sich ihren Weg in die Niere bahnen und zu einer Nierenbeckenentzündung führen. Hohes Fieber und Schmerzen im Nierenlager sind die Symptome. Eine Nierenbeckenentzündung muss konsequent behandelt werden, sonst können die Nieren Schaden nehmen. Das ist aber ein selteneres, wenn auch nicht unmögliches Ereignis.
Außerdem gilt es einen weiteren Hygienemythos zu entkräften: Auf öffentlichen Toiletten holt man sich äußerst selten eine Geschlechtskrankheit. Zwar lassen sich auf Klobrillen Keime nachweisen, doch die Chance, sich dort tatsächlich zu infizieren, ist laut aktuellem STI-Report vom Online-Arzt Zava sehr gering. Dazu müssten sich nicht nur extrem viele Erreger auf der Klobrille befinden, diese müssten auch in den Intimbereich gelangen. Zudem überleben Keime nicht lange auf Klobrillen.
Gesunde Alternativen
Die erste ist ganz banal: Auch wenn man noch nicht muss, die Blase zu Hause vorher entleeren. Des Weiteren findet man im Internet viele Urinierhilfen für Frauen, die sich nicht ewig anstellen oder auf unsaubere Toilettenbrillen setzen möchten. In diesen Situationen kann Pinkeln im Stehen die hygienischere Alternative sein. Auch beim Waldspaziergang sind sie eine gute Hilfe.
Ebenso kann der Verzicht auf Alkohol auch hilfreich sein, denn wer Alkohol trinkt, muss häufiger den Weg zum stillen Örtchen antreten.
Zu guter Letzt, aber dies bitte nur, wenn nichts anderes geht, „können Sie durch eine sparsame Flüssigkeitszufuhr die Blasenfüllung regulieren“.
Auch interessant: 5 Hausmittel, mit denen man Urinstein wieder loswird
Nasse Bikinihose, zu viel Sex, … Mythen hinterfragt! Wie es wirklich zu einer Blasenentzündung kommen kann
Auch ohne Schwangerschaft Expertin erklärt, warum Sie Ihren Beckenboden trainieren sollten
Wattestäbchen für die Vagina Warum der „Dripstick” komplett unnötig im Schlafzimmer ist
Darum sollten Sie nicht in die Dusche urinieren
Und auch, wenn wir es alle manchmal tun (seien Sie ehrlich!) ist das Pinkeln in der Dusche aus mehreren Gründen keine empfehlenswerte Praxis.
Zunächst einmal enthält Urin Bakterien und Mikroorganismen, die potenziell gesundheitsschädlich sein können. Abgesehen von der möglichen Gesundheitsgefahr, kann das regelmäßige Pinkeln in die Dusche auch zu unangenehmen Gerüchen führen. Urin hat einen charakteristischen Geruch, der sich im Laufe der Zeit verstärken kann, wenn er sich in der Dusche ansammelt. Es besteht auch die Gefahr von Verstopfungen in den Abflussrohren. Urin kann sich mit Seifenrückständen und Haaren vermischen und so die Entwässerung beeinträchtigen. Dies kann letztendlich zu teuren Reparaturen führen.
Quellen
- mit fachlicher Unterstützung von Gynäkologin Dr. med. Heidi Gößlinghoff
- Geschlechtskrankheiten: Die unsichtbare Epidemie unserer Zeit, Zava