20. September 2023, 16:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der regelmäßige Besuch beim Frauenarzt ist nicht nur wegen Geschlechtskrankheiten, Verhütung und Schwangerschaften sinnvoll – die Vorsorgeuntersuchung soll vor allem zur frühzeitigen Diagnose von Brustkrebs beitragen. Eines der ersten Anzeichen für eine bösartige Erkrankung ist Mikrokalk in der Brust.
Kalk in der Brust? Was gefährlich klingt, kann zunächst auch „nur“ eine gutartige Ansammlung von kleinen Kalkpartikeln sein – Mikrokalk eben. Gleichzeitig kann es sich dabei jedoch auch um ein frühzeitiges Warnzeichen für Brustkrebs handeln. STYLEBOOK hat mit der Frauenärztin und Reproduktionsmedizinerin Dr. Heidi Gößlinghoff über die Verkalkungen in der Brust gesprochen.
Übersicht
Was ist Mikrokalk?
Wie der Name bereits verrät, handelt es sich bei Mikrokalk um kleine Kalkablagerungen, die sich im Gewebe der Brustdrüse ansammeln. Er kann auf unterschiedliche Arten auftreten und wichtige Hinweise auf Gewebeveränderungen liefern. „Kalkeinlagerungen in der Brust hören sich immer erst mal beängstigend an“, weiß Frauenärztin Dr. Gößlinghoff. Grundsätzlich ist eine Verkalkung nicht immer automatisch ein bösartiger Tumor – in vielen Fällen handelt es sich um eine gutartige Erkrankung. „Tatsächlich sind in nur 20 Prozent der Fälle solche Kalkeinlagerungen bösartig oder Krebsvorstufen, aber sie sind ein ernstes Warnzeichen“, so die Ärztin. Anordnung und Größe der Kalkpartikel können dabei bereits helfen, zu identifizieren, um was für eine Art von Verkalkung es sich handelt. Da es sich nicht um eine Krankheit als solches handelt, bestehen auch keine klassischen Krankheitssymptome wie Schmerzen oder Knotenbildung. Die Diagnose hängt alleine von einem Mammografie-Screening ab.
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So entsteht Mikrokalk
Die Ursachen für eine Verkalkung in der Brust sind meist hormonell bedingt. Dabei kann es sich zum Beispiel um eine Veränderung des Brustgewebes oder eine fibrös-zystische Brustdrüsenveränderung handeln. Dabei wachsen die Brustdrüsenzellen, was die Flüssigkeitsproduktion steigert. So können kleine, mit Flüssigkeit gefüllt Zysten entstehen, in denen sich der Kalk ablagern kann. Sie entstehen häufig im Rahmen hormoneller Veränderungen und betreffen deshalb oftmals Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden.
Was passiert, wenn Mikrokalk in der Brust gefunden wird?
In der Regel wird Mikrokalk im Rahmen einer Mammografie festgestellt. Auf dem entstandenen Röntgenbild sind die Verkalkungen als kleine, weiße Flecken zu erkennen. In diesem Fall empfiehlt es sich, den betroffenen Bereich erneut zu röntgen und das Ergebnis zu vergrößern. Stellt sich der Mikrokalk als unverdächtig heraus, sollte man dennoch halbjährlich bis jährlich eine Mammografie durchführen lassen, um mögliche bösartige Veränderungen im Auge zu behalten.
„Kann der Radiologe anhand des Röntgenbildes nicht sagen, ob es gut- oder bösartig ist, ist die Entnahme einer Probe angesagt“, sagt Dr. Gößlinghoff. Das gilt auch, wenn der Mikrokalk ungewöhnlich ist, sprich, wenn die Verkalkungen aufgrund ihrer Form, Anordnung und Größe eine Auffälligkeit aufweisen. In diesem Falle sind weitere Untersuchungen nötig. Zur weitere Diagnose wird deshalb das Gewebe mit den Kalkeinlagerungen entfernt und im Labor unter dem Mikroskop untersucht. Sollte sich der Verdacht auf eine Krebserkrankung bestätigen, muss der Arzt eventuell den gesamten betroffenen Bereich operativ entfernen.
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„Wird hier ein „Carcinom in situ“ (CIS) diagnostiziert, heißt das, dass entartete Krebszellen da sind, die aber noch nicht in umliegende Gewebestrukturen und Gefäße eingebrochen sind“, ergänzt Dr. Gößlinghoff. „Diese Zellen haben noch nicht gestreut, es gibt keine Tochtergeschwülste. Aber genau das passiert, wenn man sie nicht entfernt.“
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Behandlung von Kalk in der Brust
Da es sich bei Mikrokalk nicht um eine Erkrankung des Brustgewebes als solches handelt, kann man sie auch nicht wie eine solche behandeln. Vielmehr geht es darum, mögliche, schwerwiegende Krankheiten frühzeitig zu erkennen und deren Verläufe möglichst positiv zu beeinflussen. Die regelmäßige Brustkrebsvorsorge kann dabei helfen, Kalkablagerungen in den Brüsten rechtzeitig zu erkennen. Eine Mammografie sollte man deshalb (auch wenn kein Verdacht auf Mikrokalk oder Brustkrebs besteht) spätestens ab dem 50. Lebensjahr im Abstand von etwa zwei Jahren durchführen lassen.
Quelle
- Brustkrebs – Der auffällige Befund, Deutsche Krebsgesellschaft