3. Juli 2023, 14:53 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein Verhütungsunfall ist schnell passiert. Im Fall der Fälle hilft die „Pille danach“ gegen eine ungewollte Schwangerschaft, doch was ist eigentlich mit sexuell übertragbaren Krankheiten? Forscher der University of California haben nun zum ersten Mal ein Medikament getestet, welches vorbeugend gegen Syphilis, Tripper und Co. helfen soll.
Die Syphilis-Zahlen in Deutschland sind so hoch wie lange nicht mehr. Ob aus Scham, nicht darüber reden zu wollen oder aus Unwissenheit, dass man bereits erste Symptome zeigt, verbreiten sich sexuell übertragbare Infektionen rasend schnell. Das Antibiotikum Doxycyclin soll nun vorbeugend wie eine Art „Pille danach“ gegen Geschlechtskrankheiten wirken.
Übersicht
Laut Studie kann Doxycyclin Geschlechtskrankheiten verhindern
Wenn das Kondom beim Sex reißt, greifen viele Frauen zur „Pille danach“, um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. Das Problem: Die Hormontablette schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Doch dafür gibt es nun möglicherweise eine Lösung. Forscher der University of California in San Francisco haben erstmals eine Art „Pille danach“ getestet, die Geschlechtskrankheiten vorbeugen soll. Dabei handelt es sich um eine Einmal-Dosis des Antibiotikums Doxycyclin. Dieses soll vor den häufigsten STIs wie Syphilis, Chlamydien oder Tripper schützen. Für die Studie wurden die Probanden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe nahm das Antibiotikum bis zu 72 Stunden nach dem ungeschützten Sex ein – vorbeugend also. Die zweite Gruppe wurde erst mit Doxycyclin behandelt, nachdem bereits eine Geschlechtskrankheit festgestellt wurde.
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Etwa zwei Drittel der Geschlechtskrankheiten verhindert
Das Ergebnis der Studie ist erstaunlich: Etwa zwei Drittel der Geschlechtskrankheiten ließen dich durch die vorbeugende Einnahme von Doxycyclin verhindern. Die Probanden griffen im Schnitt etwa viermal pro Monat zur „Pille danach“ für Geschlechtskrankheiten – etwa ein Viertel aller Studienteilnehmer nahm das Antibiotikum zehnmal oder öfter ein. Das mag zunächst viel klingen, jedoch würden Probanden, die im Falle einer Infektion mehrere Tage damit behandelt werden müssten, mindestens die gleiche Dosis einnehmen.
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Doxycyclin kann Antibiotika-Resistenz fördern
Das (häufige) Einnehmen von Doxycyclin ist jedoch – wie bei den meisten Medikamenten – mit Risiken verbunden. So kann sich durch die Einnahme des Antibiotikums eine Resistenz entwickeln. So ist es also zu befürchten, dass Doxycyclin langfristig gesehen die Ausmaße von Geschlechtskrankheiten zwar verringern, jedoch nicht vorsorglich verhindern kann. Außerdem sei es laut Experten schwierig, hier eine generelle Empfehlung auszusprechen. So müsse man beispielsweise bedenken, ob die Einnahme des Antibiotikums, die Wirkung der tatsächlichen „Pille danach“ – also die, die gegen ungewollte Schwangerschaften schützt – beeinflusst.
Zudem ist Doxycyclin hierzulande bislang verschreibungspflichtig und noch nicht für die Heilung sexuell übertragbarer Krankheiten zugelassen. Bis das Antibiotikum bei uns in den Apotheken als vorbeugendes Mittel gegen Geschlechtskrankheiten zu finden ist, müssen wir uns wohl also noch gedulden. Deshalb gilt auch hier: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Die Verhütung sollten Sie also von vornherein ernst nehmen, um einen sicheren Schutz gegen sexuell übertragbare Krankheiten zu liefern.
Quellen
- Postexposure Doxycycline to Prevent Bacterial Sexually Transmitted Infections, New England Journal of Medicine
- Tripper und Co. wieder auf dem Vormarsch, Zdf