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Expertin erklärt

Haben synthetische Duftstoffe negative Auswirkungen auf den weiblichen Hormonhaushalt?

Wir lieben Parfums! Jedoch sollte man öfter einen Blick auf die Duftstoff-Inci-Liste werfen! Warum, erklärt eine Frauenärztin STYLEBOOK.
Wir lieben Parfums! Jedoch sollte man öfter einen Blick auf die Duftstoff-Inci-Liste werfen! Warum, erklärt eine Frauenärztin STYLEBOOK. Foto: Getty Images

2. Januar 2025, 13:52 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Bestimmte Duftstoffe können negative Folgen für die Gesundheit haben. Denn manche wirken sich auf den weiblichen Hormonhaushalt aus und können zu Unfruchtbarkeit oder zu früher Pubertät führen. STYLEBOOK hat bei Frauenärztin und Autorin Dr. med. Judith Bildau nachgefragt, welche chemischen Stoffe hormonkritisch sind.

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Duftstoffe (fragrance) sind beliebte Inhaltsstoffe, die nicht nur im herkömmlichen Parfüm, Raumduft oder Bodyspray zu finden sind. Sie stecken in vielen alltäglichen Produkten wie Deos, Feuchtigkeitscreme, Sonnenmilch, Rasierschaum, Shampoo, Conditioner sowie in Kosmetika oder auch Spielsachen, Stiften oder Putzmitteln. Denn Menschen reagieren auf Düfte. Angenehme Gerüche können die Laune heben, das Lieblingsparfüm das Selbstbewusstsein ankurbeln. Düfte wecken bestimmte Erinnerungen und sind im Alltag fest verankert – doch es gibt einen Haken!

Duftstoffe wirken toxisch auf weibliche Hormone 

Synthetische Duftstoffe verbessern den Geruch von Produkten und hinterlassen einen angenehmen Hauch auf der Haut oder im Raum. Dabei werden Duftstoffe unter dem Begriff „Parfum“/„Perfume“ in der EU oder auch „Aroma“ sowie „Fragrance“ hauptsächlich in den USA auf der INCI-Liste (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) von Produkten zusammengefasst.

Dahinter steckt aber keine einzelne Substanz. Der Sammelbegriff beschreibt eine Vielzahl von möglichen chemischen Stoffen, die auf Produkten nicht explizit und einzeln aufgeführt werden müssen. Dabei stehen synthetische Duftstoffe unter dem Verdacht krebsfördernd und fertilitäts- oder entwicklungstoxisch zu wirken. Zudem können diese chemischen Substanzen zu einer Vielzahl an Allergien führen und erste Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafprobleme, Kurzatmigkeit, Übelkeit, Antriebslosigkeit oder auch Hautirritationen auslösen sowie Asthma-Beschwerden verschlimmern.

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Obacht bei Phthalate

Ein Beispiel für giftige Chemikalien sind Phthalate, die in einigen Parfums enthalten, aber meist nicht auf der Inhaltsstoffliste erkennbar sind. „Bei Phthalaten handelt es sich um sogenannte Weichmacher, die Duftstoffe stabilisieren und Produkte länger haltbar machen“, erklärt Dr. Bildau. „Es gibt verschiedene Inhaltsstoffe in Kosmetika und Parfüms, die einen negativen Einfluss auf den weiblichen Hormonhaushalt haben können. Wir nennen sie endokrine Disruptoren. Auf der INCI-Liste sind einige von ihnen gelistet, die Frauen vermeiden sollten, wenn sie ihren Hormonhaushalt nicht stören möchten“, führt die Frauenärztin weiter aus. Und Phthalate gehören dazu.

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„Auch Parabene sollten vermieden werden. Hierbei handelt es sich um Konservierungsstoffe, die das Keimwachstum in vielen Produkten hemmen“, erklärt Dr. Bildau. Doch die chemische Substanz für längere Haltbarkeit ist aufgrund von Studienergebnissen umstritten. In ihrer Struktur ähneln einige Parabene dem weiblichen Sexualhormon Östrogen. Diese Stoffe reichern sich im Körper an und stören das hormonelle Gleichgewicht.

Kritisch ist hauptsächlich der tägliche Gebrauch von mehreren Produkten, die Parabene enthalten und so über die Haut in den Körper gelangen. Dann sind schnell die Grenzwerte der EU-Kosmetikverordnung überschritten. Zudem kommen noch mögliche Giftstoffe aus der Umwelt hinzu. Denn endokrine Disruptoren finden sich auch in Pflanzenschutzmitteln und Pestiziden wieder. Achten Sie also zumindest beim Kauf von Kosmetika und Pflegeprodukten auf Kennzeichnungen mit dem Namensbestandteil „-paraben“ als Endung und lassen Sie diese Produkte lieber im Regal. 

„Auch Benzophenone sind endokrine Disruptoren“, listet Dr. Bildau einen weiteren bedenklichen Stoff aus der Gruppe der Ketone und Aromaten auf, der sich ebenfalls im Parfum befinden kann. „Die chemischen UV-Filter schützen Produkte vor Sonneneinwirkung, können aber auch den Hormonhaushalt beeinflussen“, so die Gynäkologin.  

Folgen für den (weiblichen) Hormonhaushalt 

Endokrine Disruptoren können den Hormonhaushalt von Menschen durcheinander bringen – egal welches Geschlechts. Bei Frauen können diese Chemikalien den natürlichen Zyklus stören, „also zum Beispiel dafür sorgen, dass es zu Zwischenblutungen kommt oder sich die Zykluslänge verändert. Letztlich kann das natürlich auch die Erfüllung des Kinderwunsches schwieriger gestalten. Es wird zudem diskutiert, ob diese Disruptoren dafür verantwortlich sind, dass Mädchen immer früher in die Pubertät kommen. Ein Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für eine Brustkrebserkrankung wird ebenfalls vermutet“, zählt Dr. Bildau die negativen Folgen von Duftstoffen auf. Auch bei Männern können die Disruptoren zu einer verminderten Fortpflanzungsfähigkeit führen oder Prostatakrebs begünstigen. 

Vor allem Kinder und Jugendliche reagieren sensibel auf endokrine Disruptoren. Denn die Entgiftungsmechanismen in Leber und Nieren sind im Wachstum nicht ganzheitlich entwickelt. Kinder können chemische Substanzen also nicht so gut aus dem Körper leiten wie Erwachsene. Erst im Alter von ungefähr zehn Jahren sind diese körperlichen Fähigkeiten vollständig entwickelt. 

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Alternativen zu Duftstoffen

Vermeiden Sie Produkte mit synthetischen Duftstoffen. Gesünder sind natürliche Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau. Alternativen zu synthetischen Duftstoffen in Kosmetikartikeln liefert zertifizierte Naturkosmetik. Bio-Produkte mit anerkannten Siegeln wie NATRUE, Ecocert, Demeter und BDIH (BDIH = Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzung und Körperpflege) verzichten auf synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe.

„Tatsächlich sind hier natürliche Düfte ohne diese Inhaltsstoffe eine gesündere Alternative“, meint auch Dr. Bildau. Vorsicht gilt hier nur für Menschen, die zu Überempfindlichkeit neigen. Denn auch natürliche Duftstoffe wie Geraniol, Linalool und Limonene können Allergien auslösen oder verschlimmern. Eine sichere Möglichkeit und Orientierung bieten dann Produkte mit dem DAAB-Siegel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund. 

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Vermeiden Sie zudem herkömmliche Raumdüfte als auch Duftkerzen, denn „auch diese Produkte können endokrine Disruptoren enthalten“, warnt Dr. Baldau. Auch feste Parfüms sind leider keine sinnvolle Alternative zu Sprays, denn auch hier kommt es auf die genaue Zusammensetzung der Inhaltsstoffe an. Sobald „Parfum“/„Perfume“, „Aroma“ oder „Fragrance“ als Bestandteil auf dem Produkt gelistet ist, können sich dahinter endokrine Disruptoren verbergen. 

Themen #AmazonNutrition Kosmetik-Inhaltsstoffe / INCI Parfum
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