25. April 2024, 17:40 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Über 7.000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich an Eierstockkrebs. Damit zählt die Tumorart zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Betroffen sind in den meisten Fällen Frauen über 60 Jahre, doch auch im jüngeren Alter kann die Krankheit auftreten, weshalb eine regelmäßige Vorsorge wichtig ist. STYLEBOOK hat mit einer Expertin gesprochen.
Eierstockkrebs kommt ist zwar nicht so häufig vor wie Gebärmutterhalskrebs,ist jedoch nicht so selten, wie man vielleicht denken mag. Gerade weil die Tumorart oftmals erst in späteren Stadien entdeckt wird, ist es wichtig, auf mögliche Symptome zu achten. Worauf es ankommt und wie man die Krankheit behandelt, lesen Sie im STYLEBOOK-Artikel.
Übersicht
Was ist Eierstockkrebs?
Bei Eierstockkrebs, auch Ovarialkarzinom genannt, handelt es sich um bösartige Tumore an den Eierstöcken (Ovarien). Da die weiblichen Geschlechtsorgane aus verschiedenen Gewebe- und Zellarten bestehen, an denen sich Krebszellen bilden können, unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten von Eierstockkrebs. Am häufigsten kommen dabei sogenannte epitheliale Tumore vor. Diese gehen von der obersten Zellschicht aus. Auch am Bauchfell oder im Eileiter können sich Metastasen bilden. Technisch gesehen handelt es sich hierbei zwar nicht direkt um Eierstockkrebs, allerdings ist dieser den beiden weiteren Tumorarten sehr ähnlich, weshalb man sie auf die gleiche Weise behandelt.
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Ursachen von Eierstockkrebs
Ähnlich wie andere Krebserkrankungen entsteht Eierstockkrebs durch eine Veränderung der Gene, bei der sich „normale“ Körperzellen in bösartige umwandeln und sich unkontrolliert im Körper verbreiten. Diese Genänderungen können vererbt werden, allerdings gibt es auch Risiken, die die Entstehung solcher Genmutationen begünstigen. Zu diesen zählt zum Beispiel Übergewicht, aber auch eine vorliegende Unfruchtbarkeit. Zudem erhöht sich das Risiko, ein Ovarialkarzinom zu bekommen mit voranschreitendem Alter. Frauenärztin und Reproduktionsmedizinerin Dr. Heidi Gößlinghoff ergänzt: „Auch Kinderlosigkeit kann ein Risiko für Eierstockkrebs sein.“ Zudem gebe es zwei 2 Gene, die für eine erhöhte Indiz für Eierstockkrebs ausschlaggebend sind. „Die Genmutationen BRCA1 und BRCA2 führt bei den betroffenen Frauen in 10 bis 45 Prozent der Fälle zu einem Krebs der Eierstöcke“, so die Ärztin.
Vorbeugen lässt sich Eierstockkrebs nur bedingt. „Schützend wirken alle Zustände, die weniger Eisprünge mit sich ziehen“, meint Dr. Gößlinghoff. Zu diesen Zuständen zählt etwa die hormonelle Verhütung, eine Schwangerschaft oder lange Stillzeiten.
Symptome eines Ovarialkarzinoms
Problematisch ist bei Eierstockkrebs vor allem, dass die Symptome meist sehr unscheinbar sind und deshalb oftmals nicht ernst genommen oder als harmlos eingestuft werden. Der Tumor bleibt deshalb in frühen Stadien häufig unentdeckt. Beschwerden entstehen erst, wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist und bis zum Becken oder zur Bauchhöhle gestreut hat. Zu den häufigsten Symptomen bei Eierstockkrebs gehören:
- Bauchschmerzen, die nicht klar zuzuordnen sind
- Verdauungsbeschwerden inkl. Völlegefühl und Blähungen
- Veränderung des Stuhlgangs sowie häufigeres Wasserlassen
- Zunahme des Bauchumfangs, ohne Zunahme an Gewicht
- Blutungen außerhalb der normalen Regelblutung
Da viele dieser Symptome auch auf harmlose Krankheiten oder Infektionen hinweisen können, ist es wichtig, sie langfristig zu beobachten. Halten verschiedene Symptome verhältnismäßig lange an oder treten immer wieder auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Diagnose und Stadieneinteilung
Bei Verdacht auf Eierstockkrebs führt der Frauenarzt zunächst eine routinemäßige körperliche Untersuchung durch. Im Anschluss werden die Eierstöcke mittels eines vaginalen Ultraschalls nach groben, auffälligen Veränderungen untersucht. Dafür führt der Arzt eine Ultraschallsonde in Form eines stäbchenförmigen Instruments in die Vagina ein. Die Untersuchung ist in der Regel unkompliziert und schmerzfrei. Allerdings lässt sich hierbei in der Regel nur feststellen, ob eine Anomalie vorliegt und nicht, in welchem Umfang bzw. in welchem Stadium der Krebs sich bereits befindet.
Für eine detaillierte Diagnose und die Stadieneinteilung ist in der Regel eine Operation notwendig. Bei dieser entnimmt der Arzt den Tumor entnehmen und diesen im Labor feingeweblich untersuchen lassen. Auf diese Weise kann der Arzt schließlich bestimmen, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt und wie aufgrund dessen die Behandlung des Eierstockkrebs ausfällt. Das bestätigt auch Dr. Gößlinghoff: „Die endgültige Diagnose stellt der behandelnde Arzt am Operationsmaterial gestellt, indem er das entnommene Gewebe dabei feingeweblich untersucht.“
Behandlung und Krankheitsverlauf
Eierstockkrebs lässt sich in vier Stadien aufteilen. Stadium I und II bezieht sich dabei auf örtlich begrenzte Tumore. Das heißt, der Tumor beschränkt sich entweder auf einen oder auf beide Eierstöcke, breitet sich aber darüber hinaus nicht weiter im Körper aus. Tumore in Stadium III und IV dehnen sich auf andere Organe in Bauchraum und Becken aus und können im schlimmsten Fall sogar auf weiter entfernte Organe des Körpers streuen. Da Eierstockkrebs in der Regel erst sehr spät entdeckt wird, befindet sich der Tumor bei 3 von 4 Frauen bereits in einem fortgeschrittenen Stadium.
Zur Behandlung von Eierstockkrebs ist fast immer eine Operation nötig. Genauer handelt es sich um eine größere Operation im Bauchraum unter Vollnarkose, mit dem Ziel, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen. Bei einem örtlich begrenzten Tumor reicht es oftmals, den betroffenen Eierstock sowie der dazugehörige Eileiter entfernt. Da die Diagnose von Eierstockkrebs oftmals erst bei einer Operation gestellt wird, kann es vorkommen, dass der Arzt während des Eingriffes befallene umliegende Organteile entnimmt, um den Tumor vollständig entfernen zu können.
Liegt Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium vor, steht für die Betroffene nach der Operation in der Regel zusätzlich eine Chemotherapie an. Diese soll Metastasen, die bereits gestreut haben abtöten oder zumindest dafür sorgen, dass der Tumor nicht weiter wächst, wenn der Arzt ihn nicht vollständig entfernen konnte.
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Nachsorge
„Wird der Eierstockkrebs früh erkannt, kann er mit einer OP gut behandelt werden. Da aber selten Symptome vorhanden sind, sieht man oft fortgeschrittene Stadien. Hier kann die Behandlung deutlich herausfordernder werden“, so die Frauenärztin. In der Nachbehandlung geht es vor allem darum, durch regelmäßige Kontrollen zu überprüfen, ob sich neue Anomalien im Bereich der Eierstöcke gebildet haben, um Rückfälle schnellstmöglich erkennen zu können. Wichtig ist dabei jedoch nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Betreuung der Patienten. Die meisten Betroffenen leiden nach einer Krebserkrankung unter einer starken seelischen Belastung. Eine Kur oder die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe sowie der Austausch mit Gleichgesinnten kann bei der Nachsorge helfen.