
5. März 2025, 15:56 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, doch ihre Diagnose stellt Mediziner vor große Herausforderungen. Viele Frauen leiden über Jahre hinweg unter Beschwerden, ohne zu wissen, was die Ursache sein könnte. Dr. Heidi Gösslinghoff, Gynäkologin und Reproduktionsmedizinerin, erklärt im Interview mit STYLEBOOK, was es mit der Erkrankung auf sich hat, welche Behandlungsoptionen es gibt und warum eine frühe Diagnose entscheidend ist.
„Endometriose sind versprengte Gebärmutterschleimhaut-Zellen außerhalb der Gebärmutter“, erklärt Dr. Gösslinghoff. „Meistens befinden sich diese Herde im kleinen Becken, können aber auch zwischen den Darmschlingen oder – seltener – in Organen wie der Lunge auftreten.“ Eine Sonderform der Erkrankung ist die Adenomyose, bei der Endometriose-Zellen in die Gebärmuttermuskulatur eindringen.

Übersicht
Warum ist die Diagnose so schwierig?
Dabei ist Endometriose eine tückische Erkrankung, denn sie kann gänzlich symptomfrei bleiben oder starke Beschwerden verursachen. Betroffene klagen häufig über Schmerzen im Unterbauch, insbesondere vor und während der Periode. Doch genau hier liegt die Schwierigkeit: „Die Krux ist tatsächlich, dass man Endometriose im Ultraschall nicht sieht“, betont die Expertin.
Die Diagnose von Endometriose erfolgt meist erst durch eine Bauchspiegelung. „Man muss tatsächlich hineinschauen, um eine Endometriose sicher feststellen zu können“, so Dr. Gösslinghoff. Während dieser Operation identifiziert man die versprengten Gewebezellen und verödet sie auch direkt, um die Beschwerden zu lindern. Endometriose kann verschiedene Schweregrade aufweisen, die von eins bis fünf eingeteilt werden. Dabei spielt es eine Rolle, ob sich die Herde ausschließlich im kleinen Becken befinden oder sich weiter ausgebreitet haben. Je nach Ausmaß der Erkrankung variiert auch die Behandlung.
Behandlungsmöglichkeiten von Endometriose: Hormontherapie oder Operation?
Endometriose ist hormonabhängig, was bedeutet, dass sie in den Wechseljahren mehrheitlich von selbst zurückgeht. Doch für Frauen mit Kinderwunsch ist das natürlich keine Lösung. „Man kann die Endometriose mit bestimmten Medikamenten in eine Art künstliche Wechseljahre versetzen“, erklärt Dr. Gösslinghoff. „Dadurch stoppt die Produktion von Östrogenen, was die Herde austrocknet.“ Diese Behandlung ist allerdings nicht unbegrenzt möglich, da sie Nebenwirkungen wie eine Schwächung der Knochendichte mit sich bringt.
Alternativ gibt es Gestagen-Präparate, die ohne Östrogen auskommen und so das Wachstum der Endometriose eindämmen. Aber auch der Lebensstil spielt eine wichtige Rolle: „Frauen sollten darauf achten, Entzündungen im Körper zu reduzieren, zum Beispiel durch eine gesunde Ernährung mit wenig künstlichen Zusatzstoffen und viel Omega-3-Fettsäuren.“
Endometriose und Kinderwunsch
Für viele Frauen wird Endometriose erst dann zum Thema, wenn sie schwanger werden möchten und es nicht klappt. „Wenn nach einer erfolgreichen Operation die Endometriose-Herde reduziert wurden, empfehlen wir oft, drei Monate lang spontan eine Schwangerschaft zu versuchen“, so Dr. Gösslinghoff. Sollte das nicht funktionieren, kann eine Kinderwunschklinik weiterhelfen.
Der Weg in eine solche Klinik ist individuell und hängt von der Schwere der Erkrankung sowie vom Alter der Frau ab. „Wenn ich bereits älter bin und eine ausgeprägte Endometriose habe, würde ich mich eher früher als später an eine Kinderwunschklinik wenden“, rät die Expertin. Besonders kompliziert ist häufig eine Schwangerschaft bei einer Adenomyose, da hier die Gebärmuttermuskulatur betroffen ist. „Das kann die Einnistung des Embryos erschweren und im späteren Verlauf der Schwangerschaft Probleme verursachen, weshalb bei betroffenen Frauen oft ein geplanter Kaiserschnitt empfohlen wird.“

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Endometriose ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Sie kann vollkommen unauffällig verlaufen oder zu starken Schmerzen und Unfruchtbarkeit führen. Da sie oft spät erkannt wird, ist es umso wichtiger, dass Frauen mit anhaltenden Regelschmerzen oder unerfülltem Kinderwunsch ihre Beschwerden ernst nehmen und sich gezielt untersuchen lassen. „Endometriose ist ein Chamäleon – je früher sie diagnostiziert wird, desto besser kann sie behandelt werden“, betont Dr. Gösslinghoff.