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Achtung bei Tampons und Menstruationstassen

Expertin erklärt, was hinter dem Toxischen Schocksyndrom (TSS) steckt

Das Toxische Schocksyndrom (TSS) ist selten, kann aber fatale Folgen haben
Das Toxische Schocksyndrom (TSS) ist selten, kann aber fatale Folgen haben Foto: Getty Images

13. September 2023, 11:40 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Davon gehört haben viele, was wirklich dahinter steckt, wissen jedoch die Wenigsten. Die Rede ist vom Toxischen Schocksyndrom, auch TSS oder Tamponkrankheit genannt. Wenngleich die Infektionskrankheit relativ selten ist, so sind die möglichen Schäden umso schwerwiegender. Glücklicherweise lässt sich TSS durch den richtigen Umgang mit Hygieneartikeln fast immer vermeiden. STYLEBOOK macht den Check.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Dr. med. Heidi Gößlinghoff
Dr. med. Heidi Gößlinghoff, Frauenärztin und Reproduktionsmedizinerin

Ein Großteil aller Frauen nutzt regelmäßig Tampons oder Menstruationstassen. Deshalb ist eine Aufklärung über den richtigen Umgang mit Periodenprodukten wichtig. STYLEBOOK hat mit der Frauenärztin und Reproduktionsmedizinerin Dr. Heidi Gößlinghoff über die Ursachen und Symptome des Toxischen Schocksyndroms gesprochen und gibt Tipps, wie Sie TSS vorbeugen können.

Was ist das Toxische Schocksyndrom?

Unter dem Toxischen Schocksyndrom (TSS) versteht man eine zwar relativ seltene, jedoch schwerwiegende Infektion, die im schlimmsten Fall zu einem Organ- und Kreislaufversagen führen kann. Da sie oftmals im Zusammenhang mit der Benutzung von Hygieneartikeln während der Menstruation auftritt, wird sie umgangssprachlich auch „Tamponkrankheit“ genannt. Hervorgerufen wird die Infektion durch bestimmte Bakterien (wie z.B. Streptokokken), die durch eine offene Wunde oder die Gebärmutter in den Körper gelangen. Kommen diese Bakterien nun in den Blutkreislauf, bilden sie ein Gift, welches einen Schock im Körper auslöst. „Eine hohe Keimanzahl trifft auf ein Immunsystem, das mit diesen Keimen noch nie in Berührung gekommen ist“, erklärt Dr. Heidi Gößlinghoff. „Deshalb braucht der Körper länger, bis er reagiert, da noch keine Antikörper vorhanden sind, die die Giftstoffe neutralisieren.“ In extremen Fällen kann das Toxische Schocksyndrom sogar zum Tod führen.

TSS kann grundsätzlich auch nicht-menstruationsassoziiert auftreten, wenn Bakterien beispielsweise durch chirurgische Eingriffe, Verbrennungen oder andere offene Wunden in den Körper gelangen. Somit kann es auch bei Männern und Kindern auftreten. Jedoch kommt die Infektionserkrankung im Zusammenhang mit der Menstruation bei Frauen wesentlich häufiger vor.

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Ursachen für TSS

Das Bilden der gefährlichen Toxine in der Gebärmutter geschieht dabei hauptsächlich durch Periodenprodukte, die zu lange im Körper waren. Je länger der Tampon nämlich in der Vagina bleibt, desto mehr bildet sich eine warme, feuchte Umgebung, die den perfekten Nährboden für Bakterien darstellt. Das Wachstum der Bakterien wird so gefördert. Übrigens: TSS kann hierbei nicht nur durch Tampons, sondern auch durch Menstruationstassen herbeigeführt werden, wenngleich das Risiko geringer ist. Ein weiterer Auslöser für das Toxische Schocksyndrom ist eine unzureichende Hygiene, besonders vor dem Einführen eines frischen Hygieneartikels. Werden zum Beispiel die Hände zuvor nicht gewaschen, steigt das Risiko einer Bakterieninfektion.

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TSS: Das sind die Symptome

Das Toxische Schocksyndrom ist nicht immer leicht zu diagnostizieren, vor allem da seine Symptome oft denen einer gewöhnlichen Grippe gleichen. Dr. Gößlinghoff hat ein paar der Symptome zusammengefasst: So ist ein Anzeichen für TSS plötzlich auftretendes Fieber sowie Durchfall und Erbrechen. Aber auch sonnenbrandähnliche Symptome könne auftreten. Diese zeigen sich sowohl durch Kopf- und Muskelschmerzen als auch über topische Merkmale, wie Hautausschlag. Manchmal kann TSS auch mit einer leichten Desorientierung oder Verwirrung und einem niedrigen Blutdruck einhergehen. Wenn Sie diese Symptome aufweisen, sollten Sie deshalb unverzüglich einen Arzt aufsuchen und den Tampon bzw. die Menstruationstasse sofort entfernen.

Behandlung des Toxischen Schocksyndroms

Die frühzeitige Diagnose und Behandlung des Toxischen Schocksyndroms kann weitere schwerwiegende Folgen verhindern. Diese erfolgt meist in einem Krankenhaus. Betroffenen wird zunächst ein Antibiotikum verabreicht, welches gegen die fremden Bakterien wirkt. Gleichzeitig versorgen die Ärzte die Patienten mit viel Flüssigkeit und Elektrolyten, um den Blutdruck aufrechtzuerhalten und vor einem Flüssigkeitsverlust zu schützen. Haben sich bereits Abszesse gebildet, oder ein Organversagen eingesetzt, kann es sein, dass man das TSS in einem chirurgischen Eingriff behandeln muss.

Langfristige Schäden durch späte Diagnose

Entdeckt man das Toxische Schocksyndrom frühzeitig, stehen die Chancen einer vollständigen Genesung sehr gut. In den meisten Fällen können sich Patienten komplett von der Infektion erholen und haben nicht mit dauerhaften Schäden zu kämpfen. „Wenn die hygienischen Voraussetzungen stimmen, ist das Risiko bei Tampons und Menstruationstassen gering“, so Dr. Gößlinghoff. In extremen Fällen – ist es beispielsweise zu einem (multiplen) Organversagen gekommen, können sich die Schäden auch nach der Behandlung des TSS noch bemerkbar machen. So können Schäden an Leber, Nieren, Herz und Lunge die Gesundheit dauerhaft beeinträchtigen. Eventuell ist eine langfristige medizinische Überwachung und Versorgung notwendig. Außerdem können Menschen, die von TSS betroffen waren, auch zukünftig anfälliger für eine solche Infektionskrankheit sein, was einem geschwächten Immunsystem geschuldet ist.

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So beugen Sie TSS vor

Tampon und Tasse regelmäßig wechseln

Um gar nicht erst in diese prekäre Lage zu kommen, gibt es einige Wege, dem Toxischen Schocksyndrom vorzubeugen. Hauptauslöser für TSS ist ein zu lange im Körper gelassener Tampon. Je nach Absorptionskraft sollten Sie ihn maximal alle drei bis sechs Stunden wechseln – hierbei gilt: lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Auch eine Menstruationstasse sollten Sie nach höchstens 8 bis 10 Stunden entfernen und gründlich reinigen. Nutzen Sie zudem, wenn möglich, die kleinste notwendige Tampongröße. Zu Ende Ihrer Periode, wenn die Blutung nicht mehr stark ist, sollten Sie gänzlich auf sie verzichten.

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Hände waschen nicht vergessen!

Auch wenn wir es ungern zugeben, hat gewiss jeder von uns nach dem Toilettengang schon einmal vergessen, sich die Hände zu waschen. Doch gerade, wenn Sie Ihre Periode haben, kann Ihnen das bei TSS zum Verhängnis werden. Durch mangelnde Hygiene können nämlich mehr Bakterien in den Körper gelangen. Wenn Sie also dabei sind, Ihr Menstruationsprodukt zu wechseln, sollten Sie die Hände stets gründlich mit Seife waschen – und zwar nicht nur nach, sondern auch vor dem Toilettengang.

Binden statt Tampons

Ein einfacher Weg, um TSS durch Tampons zu verhindern ist, einfach komplett auf sie zu verzichten. Stattdessen können Sie auf Periodenprodukte wie Binden oder Periodenunterwäsche zurückgreifen. Jedes Produkt, welches nicht in die Vagina eingeführt wird, senkt das Risiko, dass Bakterien über die Gebärmutter in die Blutbahn gelangen. Gerade nachts, wenn man eine lange Zeit durchschläft, ohne den Tampon wechseln zu können, ist es ratsam zu Alternativen zu greifen.

Themen Menstruation
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