4. August 2023, 10:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Anders als andere sexuell übertragbare Krankheiten, die nach der Behandlung meist überstanden sind, bleiben Herpesviren für immer. Was das für Betroffene bedeutet, wie sich Genitalherpes äußert und behandeln lässt, verrät ein Dermatologe.
Übersicht
Was ist Genitalherpes?
Genitalherpes, auch Scheidenherpes genannt, ist eine per Schmierinfektion sexuell übertragbare Krankheit, ausgelöst von sogenannten Herpes-simplex-Viren. Diese verbleiben auch nach einer überstandenen Infektion im Körper und können durch verschiedene Auslöser reaktiviert werden. Deshalb müssen Betroffene ihr Leben an mit Herpesausbrüchen rechnen.
Mögliche Ansteckungswege von Genitalherpes
Der häufigste Übertragungsweg für eine Erstinfektion ist der sexuelle Kontakt. Herpes-simplex-Viren (HSV) werden dabei über die Schleimhäute im Genitalbereich weitergegeben. Ansteckungen über kontaminierte Flächen (z. B. Toilettensitze) sind weitestgehend ausgeschlossen.
Erreger von Lippen- und Genitalherpes nicht identisch
Herpes-simplex-Viren treten in zwei Formen auf. Typ 1 ist der sogenannte Herpes labilais, der für gewöhnlich Lippenherpes auslöst. Für einen Genitalherpes ist meist Typ 2 (Herpes genitalis) verantwortlich. Es ist theoretisch möglich, eine Infektion mit „Lippenherpes“-Viren auf den Schleimhäuten im Genitalbereich auszulösen und umgekehrt. Dies passiert aber eher selten.
Wie fühlt sich Scheidenherpes an?
Zunächst schwellen die betroffenen Stellen im Intimbereich an und weisen Rötungen auf. Wie beim Lippenherpes auch, kommen meist kleine, brennende Bläschen dazu. Bei Genitalherpes kann die gesamte Region bis zum After befallen sein. Die Bläschen können im Krankheitsverlauf nach und nach aufplatzen. Die hier austretende Flüssigkeit ist sehr infektiös. An den offenen Stellen können Wunden entstehen, aus denen sich schlimmstenfalls kleine Geschwüre bilden können. Auch kommt es häufig zu Schmerzen beim Wasserlassen.
Das erste Mal Genitalherpes verläuft in der Regel besonders schwer. Die Ausschläge sind sehr stark ausgeprägt und es kann zu allgemeinen Erkrankungszuständen wie Fieber kommen.
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Behandlung
Speziell eine Erstinfektion mit Herpes-simplex-Viren sollte gezielt und möglichst schnell behandelt werden. Gehen Sie deshalb so schnell wie möglich nach dem Feststellen von Symptomen zum Arzt. Zwar sind kleine Bläschen auf den Genitalschleimhäuten ein relativ eindeutiges Zeichen, jedoch ähneln die typischen Symptome eines Genitalherpes auch denen anderer Geschlechtskrankheiten und könnten verwechselt werden. Deshalb müssen Sie womöglich die Ergebnisse einer Laboruntersuchung abwarten, bevor Ihr Arzt über die geeigneten Therapie entscheidet.
Bei Genitalherpes helfen antivirale Medikamente, die es sowohl als Creme zur lokalen Anwendung als auch in Tablettenform gibt. Bei sehr schweren Fällen kann der behandelnde Arzt die Wirkstoffe injizieren. Wichtig: Auch der Partner sollte auf eine Infektion untersucht und gegebenenfalls mitbehandelt werden. Genitalherpes ist sehr ansteckend und wird auch manchmal beim Geschlechtsverkehr mit Kondom weitergegeben.
Ansteckung anderer verhindern
Die Behandlung kann einen Ausbruch nicht mehr verhindern. Jedoch kann sie die Beschwerden lindern und die Krankheitsdauer zumindest um einige Tage verkürzen. Auf etwa 20 Tage sollten Sie sich trotzdem einstellen. Spätere Infektionen, die insgesamt auch milder verlaufen, dauern in der Regel etwa 10 Tage lang.
Solange Sie nicht ganz gesund sind – bitte auf Geschlechtsverkehr verzichten. Lassen Sie alle aufgeplatzten Bläschen endgültig verheilen und sehen Sie dringend davon ab, Krusten aufzukratzen. Handtücher, mit denen Sie sich nach dem Duschen abgetrocknet haben, bitte so platzieren, dass nicht andere sie benutzen.
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Mögliche Auslöser einer Reaktivierung von Genitalherpes
Es ist kein erneuter Kontakt mit Herpes-simplex-Viren nötig, um erneut zu erkranken. Dafür können verschiedene andere Auslöser den im Körper schlummernden Erreger reaktivieren. Hierzu zählen Sonnenbrände, generelle Erkrankungen, hormonelle Veränderungen (z. B. Schwangerschaft, Periode), die Einnahme von Tabletten und allgemeine Stressfaktoren.
Verhindern lässt sich eine Reaktivierung nicht. Sie tun jedoch gut daran, (körperlichen sowie seelischen) Stress zu vermeiden und Ihr Immunsystem bestmöglich zu unterstützen.
Quelle
- mit fachlicher Beratung von Dr. med. Timm Golüke, Facharzt für Dermatologie in München