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Erfahrung unserer Autorin

„Haare! Nach der Geburt sind meine Haare einfach überall“

Haarausfall nach der Geburt betrifft viele Frauen, doch nur wenige reden darüber. Das möchte unsere Autorin ändern!
Haarausfall nach der Geburt betrifft viele Frauen, doch nur wenige reden darüber. Das möchte unsere Autorin ändern! Foto: Getty Images
freie Autorin bei STYLEBOOK

11. Dezember 2024, 6:40 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Erst volle Haarpracht, später büschelweise Strähnen in der Bürste – wenn nach der Geburt die Haare plötzlich ausfallen, sorgt das bei vielen Frauen für Frust. So auch bei unserer STYLEBOOK-Autorin. Hier berichtet sie aus erster Hand von ihrer Erfahrung – und wie sie ihren Frieden gefunden hat. 

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Sieben Uhr morgens, ich stehe verschlafen im Bad und blicke bedröppelt auf meine Bürste. Sie ist voller Haare – dabei habe ich sie gestern erst „geleert“. Es ist zum Verzweifeln. Es begann etwa fünf Monate nach der Geburt meiner Tochter im April. Der unter allen Jungmüttern gefürchtete Hormonabfall entfaltete seine volle Wirkung. Meine Haare, dunkelbraun und fein, fielen stetig aus. Genauer gesagt, sie tun es noch immer. Haarausfall nach der Geburt war eine unerwartete Erfahrung, die mich zunächst verunsichert hat.

Postnatales Effluvium“ nennt sich das im Fachjargon und es macht mich wahnsinnig. Denn weil meine Mähne dunkelbraun ist, sieht man sie in einem matt-weiß gekacheltem Badezimmer einfach überall – und auch an mir kleben überall feine kleine Strähnen, sie landen im Mund meiner Tochter beim Stillen. Wenn ich koche, muss ich ein Haarnetz tragen. Ich bilde mir ein, kahle Stellen zu sehen, wenn ich mir einen strammen Pferdeschwanz mache. Wieso passiert das ausgerechnet mir? 

Haarausfall nach der Geburt – mit der Erfahrung bin ich nicht allein 

Okay, es passiert nicht nur mir. Laut einer internationalen Studie aus dem Jahr 2023, die im Fachmagazin „International Journal of Women’s Dermatology“ veröffentlicht wurde, betrifft er fast 92 Prozent aller frisch gebackenen Mütter. Jedoch unterschiedlich stark, denn nur 73 Prozent geben selbst an, darunter zu leiden. Schuld daran ist der plötzliche Abfall des Östrogenspiegels nach der Entbindung. Drei bis sechs Monate, maximal ein Jahr dauert das Spektakel bei den meisten an. 

Was viele nämlich nicht wissen: Das weibliche Sexualhormon steuert unsere Haarpracht. Ist der Spiegel hoch, sind die Follikel im Ruhezustand – sie fallen nicht aus. Nimmt der Östrogenspiegel wieder ab, fallen die Haare ganz normal aus. Das fällt normalerweise gar nicht weiter auf – 70 bis 100 Haare täglich, die sich verabschieden, sind bei einem gesunden Erwachsenen normal. Danach erneuert sich das Haar. 

Doch nach einer Schwangerschaft ist alles etwas anders: Der konstant hohe Östrogenspiegel versetzt die Haare auf der Kopfhaut in eine Art Schönheitsschlaf. Sie fallen nicht aus. Gleichzeitig werden neue Haarfollikel gebildet. Das Haar wird dichter und voller, der typische „Schwangerschaftsglow“. 

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Postnataler Haarausfall – nach neun Monaten Traumhaar kommt das böse Erwachen 

Nostalgisch denke ich an diese Zeit zurück – ich hatte tolles Haar! So lang wie noch nie, voller Volumen und dick. Ich konnte auf einmal Flecht- und Hochsteckfrisuren zaubern, von denen ich vor meiner Schwangerschaft nur geträumt habe. Noch dazu sah mein Haar so gesund aus – es glänzte, war super weich, obwohl ich genau dasselbe Shampoo und dieselbe Spülung wie zuvor benutzt habe. 

Ich profitierte rundum vom „Schwangerschaftsglow“. Fiese Schwangerschaftsakne oder Wassereinlagerungen waren ein Fremdwort für mich. Umso härter traf mich dann der Haarausfall nach der Geburt. Bye-bye, Traumhaar! Natürlich habe ich meine Hebamme und Frauenärztin um Rat gefragt: Könne man nichts gegen unternehmen – es fallen nun mal alle Haare auf einmal aus, die vorher nicht ausgefallen sind. 

Wenn der Spuk länger als ein Jahr andauern sollte, solle ich mich noch mal melden. Dann könnten noch andere Probleme dahinterstecken. Bis dahin heißt es durchhalten. Dass ich bis zum sechsten Lebensmonat meines Säuglings voll gestillt habe, könnte das Einsetzen des „postnatalen Effluvium“ übrigens sogar etwas in die Länge gezogen haben. Ein Eisen- oder Vitamin-B-12-Mangel können den Effekt noch dazu unter Umständen verstärken. An ersterem leide ich seit Mitte meiner Schwangerschaft. Jippie! 

Stand nach acht Monaten Postpartum – es ist kompliziert 

Trotz der Erkenntnis, dass Haarausfall nach der Geburt vollkommen normal ist und ich mit meiner Erfahrung nicht allein bin, möchte ich natürlich dem Ganzen etwas entgegenwirken. Haarausfall als Frau, das kratzt am weiblichen Ego. Instagram und Co. helfen da nicht gerade weiter, sondern verstärken den Druck, wenn man auf Social Media Mamas mit schöner Lockenpracht sieht. Dass die sich selbst zum Teil Extensions ins Haar setzten, bekomme ich natürlich erst viel später mit – wenn sie es denn überhaupt thematisieren. 

Paranoid renne ich in die Drogerie und decke mich ein mit „Schönes Haar“-Nahrungsergänzungsmitteln, Arganöl-Kuren, Mandelöl-Spülungen, Volumenshampoo. Dabei ist wissenschaftlich rein gar nicht belegt, dass all das gegen postnatalen Haarausfall wirksam sein könnte. Zumindest gaben sie mir kurzzeitig ein besseres Gefühl. 

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Was aber tatsächlich hilft: Mein Haar behutsam zu behandeln. Ich wasche es seltener, kämme nur mit der Entwirrerbürste, nutze nur noch Scrunchies als Haargummi oder Haarklammern aus Plastik, habe meine Haare nicht gefärbt und ernähre mich ausgewogen. Außerdem habe ich selbst Frieden mit meinen Haaren und mir geschlossen. Mein Körper hat etwas Wunderbares geleistet und ein Leben auf die Welt gebracht – das sind ein paar Haare temporär weniger ein kleines Übel. 

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Nur einen Tipp habe ich bisher nicht übers Herz bringen können: den Mami-Kurzhaarschnitt. Natürlich wirkt mein Haar in einem Bob fluffiger. Habe ich vor der Schwangerschaft schon genau aus diesem Grund so getragen. Allerdings bin ich aktuell viel zu müde, um einen Friseurbesuch reinzuquetschen. Plus: Ein wenig trauere ich meiner Schwangerschaftsmähne noch hinterher. 

Nun ja, bald soll der Haarausfall nach der Geburt auch Geschichte sein. Und dann werden meine dunkelbraunen Fisselhaare endlich nicht mehr überall umherschwirren. Ich bilde mir auch schon ein, dass die Bürste morgens weniger voll ist. Ganz langsam. Und ein paar Babyhaare wachsen auf meinem Kopf auch schon nach.

Themen #idealo Haarausfall Haarpflege Mental Health Schwangerschaft
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