24. Oktober 2023, 5:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Verhütung sollte das A und O sein, jedoch können Unfälle passieren und Plan B muss her. Viele greifen an dieser Stelle zur sogenannten „Pille danach“, um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. Doch was gilt es dabei zu beachten und was geschieht, wenn man sie danach mehrfach einnehmen muss?
Wenn man die Pille vergessen hat oder das Kondom gerissen ist, folgt für viele Frauen der Gang in die Apotheke: Die Pille danach muss her. Wenn Verhütungspannen jedoch öfter passieren, stellt sich die Frage, ob die Wirkung dadurch beeinträchtigt wird. STYLEBOOK hat mit der Frauenärztin Dr. Heidi Gößlinghoff gesprochen.
Übersicht
Was ist die Pille danach?
Die Pille danach ist ein sogenanntes Notfallkontrazeptivum. Das heißt, es handelt sich um hormonelles Verhütungsmittel, welches ausschließlich im Ausnahmefall Verwendung finden sollte. Die Einnahme erfolgt kurz nach dem Geschlechtsverkehr – idealerweise zwölf Stunden später. Ähnlich wie die herkömmliche Antibabypille enthält das Verhütungsmittel demnach Wirkstoffe wie Levonorgestrel oder Ulipristalacetat, die den Eisprung verhindern oder verzögern. Theoretisch sind diese Präparate bis zu 3 Tage nach dem Geschlechtsverkehr zur Einnahme zugelassen, jedoch wirken sie nicht mehr, wenn der Eisprung kurz bevorsteht oder bereits stattgefunden hat. „Der Eisprung wird im Idealfall nämlich sogar bis zu 5 Tage verschoben, dies ist die maximale Überlebensdauer der Spermien“, erklärt Dr. Gößlinghoff. „Findet in der Zwischenzeit wieder ein ungeschützter Verkehr statt, kann das Ei, das später springt, befruchtet werden.“
Die Wirksamkeit der Pille danach beläuft sich auf etwa 98 Prozent. Allerdings wirkt sie nur einmalig. Finden im selben Zyklus weitere ungeschützte Sexualakte statt, verhindert die einmalige Einnahme der Pille danach keine Schwangerschaft. Deshalb ist es wichtig, auch sonst auf eine konsequente Verhütung zu achten – nicht nur um eine ungewollte Schwangerschaft, sondern auch Geschlechtskrankheiten zu vermeiden.
Auch interessant: Das bedeutet der Pearl Index
Welche Nebenwirkungen hat die Pille danach?
Da es sich um ein hormonelles Verhütungsmittel handelt, das den Zyklus und Hormonhaushalt durcheinander bringt, können auch bei der Einnahme der Pille danach Nebenwirkungen entstehen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:
- Übelkeit und Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Stimmungsschwankungen
- Schwindel
Um mögliche Nebenwirkungen so gut wie möglich zu umgehen, empfiehlt es sich, die Pille danach nicht auf nüchternen Magen einzunehmen, sondern zuvor eine Kleinigkeit zu essen. Wird die Pille nach der Einnahme erbrochen, verliert sie laut Gynäkologin ihre Wirksamkeit. „Erbrechen bis zu 3 Stunden nach der Einnahme macht eine erneute Einnahme nötig! Bei vier und mehr Stunden nach der Einnahme wirkt die Pille danach.“
Kann man die Pille danach zu oft einnehmen?
Was passiert nun aber, wenn man durch Verhütungspannen öfter oder gar mehrfach innerhalb eines Zyklus einnehmen muss? Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass die Pille danach keinesfalls einen Ersatz für herkömmliche Verhütungsmittel darstellt. Dennoch ist die Frage, ob sie zu oft eingenommen werden kann, umstritten. Grundsätzlich verändert sie sich durch eine häufige Einnahme nicht in ihrer Wirkweise – auch nicht, wenn sie mehrmals innerhalb desselben Zyklus eingenommen wird. Allerdings setzt man seinen Körper dadurch einem erhöhten Hormonspiegel aus. Das kann zu häufigen Nebenwirkungen und Störungen der Menstruation führen. Auf die Fruchtbarkeit hat die Pille danach keine Auswirkungen.
Dennoch rät Dr. Gößlinghoff davon ab, die Pille danach, mehrfach in einem Zyklus zu nehmen. „Mehrmals im Zyklus ist keine gute Idee, zweimal geht zähneknirschend, danach wird es unsicher“, so die Gynäkologin. „Die Pille danach mehrmals im Zyklus zu nehmen, kann insofern die Wirkung beeinträchtigen, als dass der Zeitpunkt des Eisprungs unklar wird durch die Verschiebung der ersten Pille danach und die zweite dann zu spät, also nach dem Eisprung genommen wird.“
Frauenärztin klärt auf Die Pille danach – was Frauen über Anwendung und Risiken wissen sollten
Von Dreimonatsspritze bis Pille 8 hormonelle Verhütungsmethoden für Frauen im Check
STYLEBOOK Experts Diese Methoden gibt es, um die Fruchtbarkeit zu berechnen
Das sollten Sie bei der Einnahme beachten
Wenn der Eisprung zum Zeitpunkt der Einnahme bereits stattgefunden hat, kann die Pille danach ihre Wirksamkeit verlieren. Der Zeitpunkt der Einnahme ist hier also entscheidend und sollte möglichst zeitnah nach dem Geschlechtsverkehr stattfinden.
Die Wirkung ist zudem ebenfalls vom Körpertypen abhängig. So gilt das Verhütungsmittel bei Frauen mit einem BMI von 30 oder mehr als weniger wirksam. Aber auch die Einnahme von Medikamenten und pflanzlichen Präparaten können einen Einfluss auf die Wirkung der Notfallpille haben. In diesem Falle sollten Sie auf die Pille danach verzichten und weitere Schritte mit einem Arzt abklären.
Quelle
- mit fachlicher Unterstützung von Frauenärztin und Reproduktionsmedizinerin Dr. Heidi Gößlinghoff
- Die Pille danach, AOK