
3. März 2025, 18:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Pille galt lange als der heilige Gral der Verhütung: Einfach einnehmen, zuverlässig geschützt sein und dabei noch eine makellose Haut bekommen – was will man mehr? Doch was in der Theorie so bequem klingt, kann sich in der Praxis ganz anders anfühlen. Stimmungsschwankungen, Wassereinlagerungen, Libidoverlust – die Liste möglicher Nebenwirkungen ist lang.
Nach Jahren des Experimentierens mit verschiedenen Pillensorten stand für mich fest: Ich möchte eine hormonfreie Alternative. NFP klang mir zu unsicher, das Diaphragma zu umständlich, die Kupferkette zu einschüchternd. Übrig blieb die Kupferspirale – ein kleines T-förmiges Ding aus Kunststoff und Kupfer, das für mehrere Jahre einfach seinen Job macht, ohne dass ich täglich daran denken muss. Perfekt! Oder?
Übersicht
Was kann die Kupferspirale?
Das Prinzip der Kupferspirale ist simpel: Der Kupferdraht setzt winzige Mengen Kupferionen frei, die Spermien so richtig den Spaß verderben. Sie werden nicht nur in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, sondern haben auch keine Chance, sich festzusetzen. Und das Beste? Keine Hormone, keine Einnahmefehler und eine Wirksamkeit von drei bis fünf Jahren. Sicherheitstechnisch liegt die Spirale mit einem Pearl-Index von 0,3 bis 0,8 ziemlich weit vorn und ist damit fast so zuverlässig wie die Pille – nur eben ohne das tägliche Drama.

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Die weniger schönen Seiten der Kupferspirale
Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ein wenig. Denn natürlich gibt es auch Schattenseiten: stärkere und längere Monatsblutungen, ein höheres Risiko für Infektionen und die Möglichkeit, dass die Spirale vom Körper einfach abgestoßen wird – gewissermaßen ein Rauswurf auf eigene Faust. Auch mit einer Menstruationstasse und Tampons ist Vorsicht geboten, denn sie kann die Spirale versehentlich mit herausziehen. Das ist aber sehr selten und mir in den inzwischen drei Jahren noch nie passiert. Doch trotz dieser Nachteile überwogen für mich die Vorteile: kein Hormoncocktail mehr, keine ständigen Erinnerungen, Brustspannen und vor allem – keine Lustlosigkeit mehr.
Das Einsetzen – ein Erlebnis, das man nicht vergisst
Wer sagt, das Einsetzen sei nur ein „kurzes Ziepen“, hat entweder Nerven aus Stahl oder eine sehr hohe Schmerzgrenze. Und letztere habe ich wirklich – bei meinem ersten Tattoo bin ich eingeschlafen. Zwar war ich mental vorbereitet, aber als meine Frauenärztin das kleine T-förmige Ding in meine Gebärmutter schob, wurde mir klar: „Aua“ ist eine Untertreibung.
Zuerst wird der Muttermund leicht geöffnet, was viele als besonders schmerzhaft bezeichnen. Für mich war es nur unangenehm, aber kaum schmerzhaft. Wenn an die richtige Position gebracht, werden die kleinen Flügelchen aufgezogen. Und diese kleinen Biester haben mich komplett aus dem Leben gescheppert. Die Tränen schossen mir unkontrolliert in die Augen, mein Bauch krampfte, und ich fragte mich, ob das jetzt wirklich sein musste. Die gute Nachricht: Nach ein paar Minuten war alles vorbei. Die schlechte: Ich fühlte mich, als hätte ich einen Boxkampf verloren. Und zitterte im Nachgang noch 15 Minuten als Schockreaktion im Wartezimmer.
Aber hey – ab da hatte ich erst mal Ruhe! In den nächsten Tage merkte man ein Ziepen im Unterleib, da der Körper versuchte den Fremdkörper loszuwerden. Aber das war nichts, was Schmerzmittel, Wärme und Ruhe nicht lösen konnten. An Geschlechtsverkehr war in dieser Zeit natürlich kaum zu denken.
Der Unterschied zwischen „Pillen-Ich“ und „Spiral-Ich“
Schon nach wenigen Wochen merkte ich: Ich bin ein neuer Mensch. Meine Laune war stabiler, ich fühlte mich insgesamt fitter und meine Kopfschmerzen wurden weniger. Ich spürte meinen Eisprung zum ersten Mal bewusst und hatte plötzlich einen gänzlich neuen Blick auf meinen Zyklus. Die Kehrseite: Meine Periode war stärker und länger als zuvor und kurz vor meinen Tagen hatte ich plötzlich ein starkes Ziehen im unteren Rücken. Aber im Vergleich zu den Nebenwirkungen der Pille? Ein Klacks.

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Nie wieder zurück zur Pille!
Natürlich hat auch die Kupferspirale ihre Tücken. Sie ist teurer als die meisten Pillen, muss regelmäßig per Ultraschall kontrolliert werden und das Einsetzen ist definitiv nichts für schwache Nerven. Und dann wäre da noch ein Punkt, den viele nicht auf dem Schirm haben: Die Kontrollschnur der Spirale kann beim Sex pieksen – und zwar den Partner. Falls das passiert, keine Panik! Die Frauenärztin kann sie ganz einfach kürzen, und schon ist das Problem behoben.
Trotz allem steht für mich fest: Die Vorteile überwiegen. Keine täglichen Hormone, kein Stress mit vergessenen Pillen – mein Körper funktioniert wieder so, wie er soll. Zur Pille zurück? Nein, danke! Nur beim Entfernen der Spirale werde ich mich wohl wieder fragen, ob ich nicht vielleicht doch Nerven aus Stahl benötige.