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Das Gefühlschaos nach der Geburt

Zwischen Mutterrolle und Pubertät – das steckt hinter der „Muttertät“

Muttertät beschreibt den Wandel von Frau zur Mutter
Muttertät beschreibt den Wandel von Frau zur Mutter Foto: Getty Images
Desireé Oostland
freie Autorin bei STYLEBOOK

13. Juli 2023, 13:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Phase, in der sich eine Frau zur Mutter entwickelt, nennt sich „Muttertät“. Ein Wortspiel aus Mutterrolle und Pubertät. Denn Mutter zu werden bringt eine wunderschöne, jedoch komplizierte Veränderung ins Leben – zuletzt durchlebten wir diese Wandlung während der Pubertät. Mehr dazu bei STYLEBOOK.

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Mutterwerden ist schön, Muttersein schöner. Dennoch ist nicht abzustreiten, dass ambivalente und verwirrende Gefühle mit der (neuen) Mutterrolle einhergehen. Ambivalent, weil sich Mütter Zeit allein – oder manchmal sogar das alte Leben zurückwünschen – während sie ihrem Neugeborenen keine Sekunde von der Seite weichen möchten. Verwirrend, weil Gefühlssprünge zwischen Gereiztheit, Angst und anhaltender Müdigkeit völlig normal sind. Die „Muttertät“ beschreibt genau diese vulnerable Phase und das damit einhergehende Gefühlschaos: Die herausfordernde und verrückt neue Zeit als Mutter.

Was ist Muttertät?

Wortspiele und Kombinationen können meist mehr ausdrücken als ellenlange Erklärungen. So ist es auch mit der „Muttertät“. Denn das Wortspiel aus Mutterrolle und Pubertät trifft es ziemlich gut. Es beschreibt die Zeit, in der aus einer Frau eine Mutter wird. Eine Phase, die ziemlich viele Veränderungen mit sich bringt. Die Zeit nach der Geburt ist turbulent, die eigene Identität scheint sich zu verändern. Mental und physisch muss die Mutter sich neu ordnen – so wie auch Teenager während der Pubertät. Dabei spielen die Hormone verrückt, Haare, Haut und Körper verändern sich – manchmal in eine unliebsame Richtung.

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Woher kommt der Begriff „Muttertät“?

Für viele scheint der Begriff „Muttertät“ ziemlich neu, allerdings wurde er schon in den 70er-Jahren von der medizinischen Anthropologin Dana Raphael geprägt. Sie nannte die Zeit der Verwandlung in die Mutter als „Matreszenz“. In Deutschland haben Natalia Lamotte und Sarah Galan daraus den Begriff „Muttertät“ abgeleitet und ebenso geprägt. Die beiden arbeiten als Doulas und begleiten Frauen während der Schwangerschaft, Geburt und der Zeit als frisch gebackene Mutter. Sie kennen somit alle Herausforderungen, Ängste und Unsicherheiten während dieser Zeit.

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Hauptmerkmale der „Muttertät“

Die „Muttertät“ stellt sich aus mehreren Faktoren zusammen, Empfindungen, die auch mit während Pubertät eine Rolle spielten. Gefühle wie Wut, Trauer aber auch Liebe werden intensiver wahrgenommen und ausgelebt. Dabei können die Sprünge zwischen den Emotionen und Gefühlszuständen in Sekunden schwanken. Die bekannten Stimmungsschwankungen sorgen für Verwirrung und für gleichzeitige Überforderung. Dabei ist die Laune während der „Muttertät“ oftmals gereizt. Währenddessen schwingen auch Schuldgefühle mit. Besonders, weil die neue Mutterrolle unbekannt ist und die ständige Frage „Mache ich alles richtig?“ mitkommt. In der Anfangszeit nach der Geburt zweifeln Mütter daher oft ihre Mutterrolle an. Ein zusätzlicher Faktor ist die ständige Ambivalenz. Es ist immer eine Mischung aus dem Gefühl, das Kind immer ganz nah bei sich zu haben und dem inneren Wunsch nach freier und altbekannter Zeit allein.

Das sagt die Wissenschaft

Das Bestehen der „Muttertät“ ist wissenschaftlich bewiesen. Die holländische Neurowissenschaftlerin Elseline Hoekzema hat dafür MRT Scans der Gehirne von Müttern und Nicht-Müttern miteinander verglichen. Dabei waren die Veränderungen am Gehirn so immens, dass sie mit hundertprozentiger Sicherheit sagen konnte, welches Gehirn der Mutter zuzuordnen ist. Hoekzema schließt daraus, dass sich das Gehirn einer Frau, die zur Mutter wird, sozusagen „neu programmiert“. Weitere Wissenschaftler haben herausgefunden, dass exakt die Hormone, die für die Neuprogrammierung verantwortlich sind, sich ebenfalls während der Pubertät auf das Gehirn auswirken. Während der Schwangerschaft und der Pubertät sind wir den größten Mengen an Progesteron und Östrogen ausgesetzt.

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Nach der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft wird die Frau in aller Regel umsorgt. Sobald das Baby auf die Welt kommt, dreht sich alles nur noch um das neue kleine Leben, schließlich ist es auf die Mutter angewiesen. Aber auch das Umfeld interessiert sich vorrangig für die Bedürfnisse des Kindes. Wie es der Mutter geht, bleibt hierbei häufig außen vor. Wenn, dann werden Themen wie Schlafmangel oder fehlende Zeit für Beauty- oder Kaffeetermine besprochen. Das innere Gefühlschaos der Mutter, die mit der „Muttertät“ beschrieben werden, kommen dabei selten bis nie zur Sprache. Das führt innerlich zu weiterer Verunsicherung und zu der Annahme, dass etwas nicht stimmt. Letztlich spricht niemand darüber.

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Was hilft in dieser Zeit?

Dabei kann das Umfeld eine tragende Rolle während der „Muttertät“ spielen. Darüber zu sprechen, darüber zu lesen, sorgt dafür, dass der Druck bei der Mutter herausgenommen wird. Der Druck, der suggeriert, dass eine Frau nach der Geburt wieder „die Alte“ werden muss. Denn das ist nicht der Fall und nicht möglich. Weder innerlich noch äußerlich. Frauen fokussieren sich nach der Geburt oftmals auf die Vergangenheit und überfordern sich selbst, weil sie die Gefühle und das neue Hormonchaos nicht zuordnen können, sondern blockieren möchten. Als Umfeld kann es helfen, die Themen anzusprechen, zuzuhören und der Mutter während der „Muttertät“ zu ermöglichen, den Gefühlen den Raum zu geben.

Als Mutter hat man ein neues Leben auf die Welt gebracht. Ein Leben, für das man nun verantwortlich ist. Dabei das eigene Leben wieder genau so zu durchleben, wie vorher, ist einfach unmöglich. Wir müssen das anerkennen, darüber sprechen und den natürlichen Verlauf zulassen.

Quellen

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