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Häufigste Hormonstörung bei Frauen

Ursache, Symptome und Behandlung des PCO-Syndroms

Frau mit PCO-Syndrom
Bartwuchs gehört zu den möglichen Symptomen des PCO-Syndroms Foto: iStock / Ildar Abulkhanov
Laura Pomer freie Autorin bei STYLEBOOK

19. Juli 2022, 11:33 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Das PCO-Syndrom ist die häufigste Hormonstörung bei Frauen, die in unterschiedlich starker Ausprägung auftreten kann. Zu den Symptomen kann ein vermännlichtes Erscheinungsbild gehören. Außerdem bleibt bei vielen Betroffenen ein Kinderwunsch lange unerfüllt. Je nach Schwere der Erkrankung ist eine Behandlung sinnvoll. Alle Infos in der Übersicht.

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Was ist das PCO-Syndrom?

Das PCO-Syndrom (= polyzystisches Ovarsyndrom, auch PCOS) beschreibt eine häufige Hormonstörung. „Rund 13 Prozent der gebärfähigen Mädchen und Frauen sind betroffen, die Dunkelziffer dürfte noch höher sein.“, erklärt Gynäkologe Dr. Christian Albring im Gespräch mit STYLEBOOK.

Demnach hat die Hormonstörung ihre Basis im Gehirn. Aufgrund einer fehlgeleiteten Kommunikation zwischen den zuständigen Bereichen im Gehirn und den Geschlechtsorganen kommt es in fehlerhaften Abständen zu einer Stimulation der Eierstöcke. Als Reaktion können sich vermehrt Zysten bzw. Eibläschen an den Eierstöcken bilden. Das hat verschiedene mögliche Folgen für die Betroffenen. PCO-Patientinnen sind teilweise nur eingeschränkt fruchtbar oder können gar keine Kinder bekommen.

Symptome des PCO-Syndroms

Der gestörte Rhythmus zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Eierstöcken kann bei Betroffenen Symptome in unterschiedlicher Ausprägung verursachen.

Zyklusstörungen

Häufig sind Zyklusstörungen. „Vielfach ist eine Reduzierung der Häufigkeit der Regelblutung festzustellen“, so Dr. Albring. „Manchmal bleibt die Blutung ganz weg.“ Mediziner sprechen in dem Fall von einer Amenorrhoe.

Hautunreinheiten, Haarausfall

Viele Betroffene leiden aufgrund der Hormonstörung unter Hautunreinheiten. Ebenso kann es zu Haarausfall am Kopf kommen.

Vermännlichung des Körpers

Bei den Betroffenen besteht ein Überschuss an Androgenen. Die Sexualhormone haben eine „virilisierende“, also eine vermännlichende Wirkung. Das PCO-Syndrom kann eine vermehrte Behaarung an Stellen verursachen, die für männliche Körperbehaarung typisch sind (= Hirsutismus). Hierzu zählen die Oberlippe und das Kinn sowie Rücken, Brust und Hals. Die Betroffene haben häufig eine männlich anmutende Statur und eine tiefe Stimme.

Seelische Probleme

Wie Untersuchungen zeigen, sind PCOS-Patientinnen anfällig für die Entwicklung von Angststörungen und vergleichbaren Erkrankungen aus dem Bereich Depression. Es werden häufig Essstörungen und eine gestörte Körperwahrnehmung beobachtet.

Risikofaktoren

Die Ursachen der Hormonstörung sind nicht vollständig geklärt. Doch es gibt Risikofaktoren, die eine Erkrankung wahrscheinlicher machen.

Vererbbarkeit

Ärzte gehen von einer Vererbbarkeit des PCO-Syndroms aus. Bei vielen der Betroffenen hat es die Erkrankung schon vorher in der Familie gegeben.

Übergewicht

Übergewicht gilt als wesentlicher Risikofaktor. 70 Prozent der betroffenen Frauen ist übergewichtig. In den Fettzellen werden laut Dr. Albring die genannten Androgene gebildet. Eine Überproduktion an Androgenen kann den gesamten Hormonhaushalt der Frauen durcheinanderbringen. Die fehlgeleiteten Stimulationen der Eierstöcke sind oft darauf zurückzuführen.

Psychische Störung

Auch ohne Übergewicht kann eine psychische Störung das PCO-Syndrom auslösen, so der Facharzt. Bei den Frauen gibt das Zwischenhirn (Hypothalamus) etwa alle 90 Minuten einen Impuls an die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ab, den Eierstock mithilfe des Hormons FSH zu stimulieren. Dann misst die Hypophyse die dort produzierten Hormone. Je nach festgestellter Menge hört die Stimulation auf – oder wird fortgeführt.

Untersuchung und Diagnosestellung

Bei der Anamnese fragt der Gynäkologe die typischen Hinweise auf ein PCO-Syndrom ab. Im nächsten Schritt werden die Eierstöcke auf Zysten untersucht und die Androgen-Konzentration im Blut der Patientin ermittelt. Erst dann lässt sich eine zuverlässige Diagnose stellen.

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Vorbeugung und Behandlung des PCO-Syndroms

Risikopatienten mit einem gesunden Lebensstil können einer beschwerdereichen Erkrankung vorbeugen. Die spätere Therapienotwendigkeit richtet sich nach der Beschwerdeausprägung, erklärt Dr. Albring. Heilbar ist das PCO-Syndrom nicht. Aber seine Symptome lassen sich lindern und dadurch mitunter auch die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen.

Normalgewicht halten

Ärzte empfehlen regelmäßige Bewegung und einen gesunden Lebens- und Ernährungsstil. Frauen, die (z. B. aufgrund ihrer familiären Vorgeschichte) gefährdeter sind, an PCOS zu erkranken, sollten besonders auf ihr Körpergewicht achten. Ist die Störung aktiv und zeigt Symptome, verordnen Ärzte meist eine Gewichtsreduktion. „Jedes Kilogramm, das die Frau verliert, bringt sie näher in den normalen Status“, sagt Gynäkologe Albring.

Gesunde Ernährung

Betroffene sollten in der Ernährung auf hochwertige Fettsäuren sowie B-Vitamine setzen. Als empfohlene Lebensmittel gelten etwa Pflanzenöle (z. B. Olivenöl), grünes Blattgemüse, Fisch und hellem Fleisch. Zucker und schnelle Kohlenhydrate gilt es dagegen, nur in Maßen zu verzehren. Denn viele PSOS-Patientinnen leiden an einer sogenannten Insulinresistenz. Ihr Körper erkennt somit das Hormon Insulin, das den Zuckerhaushalt regulieren soll, nicht mehr. Eine zuckerreiche Ernährung bewirkt eine unkontrollierte Insulinausschüttung und kann die hormonell bedingten Symptome weiter verschlimmern.

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Hormontherapie

Die Einnahme der Antibabypille reguliert die Produktion an männlichen Hormonen und verhindert den Eisprung. Besteht kein akuter Kinderwunsch, sind Ovulationshemmer somit eine zuverlässige Möglichkeit, um die Zyklusschwankungen zu behandeln.

Operation

Reagieren die Eierstöcke der Betroffenen nicht auf die Hormonvergabe, kann in vereinzelten Fällen eine endoskopische Operation sinnvoll sein. Dabei werden per Bauchspiegelung mit einer speziellen Nadel oder einem Lasergerät die Zysten an den Eierstöcken zerstört. Der Eingriff ist nicht ganz ohne Risiko. Es kann (wenn auch selten) zu einer langfristig eingeschränkten Eierstockfunktion kommen. Daneben bestehen die üblichen Operationsrisiken, die bei sehr übergewichtigen Frauen gemeinhin höher sind.

Psychologischer Aspekt rückt in den Fokus

Die kurz erwähnten neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse beeinflussen die Arbeit in der gynäkologischen Praxis. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat einen Fragebogen zur Ermittlung der Lebensqualität von Frauen mit PCOS entwickelt. Dieser findet in der Praxis immer mehr Anwendung. Gynäkologen sind dazu angehalten, ihren Patientinnen eine Hilfestellung für die Inanspruchnahme psychologischer Betreuung anzubieten.

Kinderwunsch und PCO-Syndrom

Je nach Ausprägung der Erkrankung kann eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege erschwert oder schlimmstenfalls gar nicht möglich sein. Um die fehlgesteuerten Eierstöcke der Patientinnen zu stimulieren, wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit Medikamente oder Hormone einnehmen müssen. Eine solche hormonelle Behandlung muss in engmaschigen Kontrollen beim Arzt stattfinden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die verschiedenen Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung.

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Quellen

– mit fachlicher Beratung von Dr. med. Christian Albring, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Neue Leitlinie PCOS, Frauenarzt

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