25. März 2024, 14:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein verschobener pH-Wert der Vagina kann mit Unannehmlichkeiten bis hin zu ernstzunehmenden Krankheiten einhergehen. Doch wie sollte der pH-Wert denn sein, was bringt ihn aus dem Gleichgewicht und wie können wir entgegenwirken? Das hat Carmen Dörfler im Gespräch mit einer Expertin herausgefunden.
Den Begriff pH-Wert haben Sie sicher schon gehört. Ob in Bezug auf die Haut, Pflegeprodukte oder damals im Chemieunterricht – es handelt sich stets um den Maßstab, der angibt, ob eine Umgebung sauer oder basisch ist. Auch die Vagina hat einen eigenen pH-Wert, der dafür sorgt, dass Krankheitserreger kein leichtes Spiel haben. Ist er jedoch aus dem Gleichgewicht, kann es zu Problemen kommen. Welche das sind, was wir dagegen tun und wie wir dem vorbeugen können, erklärt Gynäkologin Dr. med. Heidi Gößlinghoff bei STYLEBOOK.
Der pH-Wert der Vagina verändert sich
Zuerst muss man wissen, dass der pH-Wert der Scheide zyklusabhängig ist. Das heißt, er verändert sich im Laufe unseres Zykluses, wie Dr. Gößlinghoff erklärt: „Der Scheiden-pH-Wert liegt bei 3,8 bis 4,4. An den fruchtbaren Tagen kann er sich auf 7 bis 7,5 in den basischen Bereich verschieben. Auch bei der Blutung ist der pH eher im basischen Bereich.“ Der pH-Wert kann Werte zwischen 0 und 14 erreichen, wobei 0 stark sauer, 14 stark basisch oder alkalisch ist. Mit 7,5 ist er also leicht im basischen Wert, ansonsten eher sauer. Das hat einen guten Grund.
„Der Scheiden-pH-Wert dient der Erregerabwehr. In dem sauren Milieu können Erreger schlechter überleben“, so die Ärztin. Um jedoch eine Schwangerschaft zu erleichtern, verändert sich der Wert an den fruchtbaren Tagen, wird weniger sauer und damit Spermien-freundlicher.
Was bringt den pH-Wert der Scheide aus dem Gleichgewicht?
Genau die können den pH-Wert der Vagina jedoch auch durcheinander bringen, so Dr. Gößlinghoff: „Aus dem Gleichgewicht wird der Scheiden-pH gebracht durch Infektionen, die Regelblutung und einen Samenerguss. Letzteres regelt sich meist jedoch sehr schnell wieder.“ Das ist auch der Grund, warum Frauen dazu geraten wird, nach dem Sex auf die Toilette zu gehen.
Doch wie erkennt man eigentlich, dass der pH-Wert nicht mehr im Gleichgewicht ist? „Den veränderten pH-Wert selbst erkennt man selten. Meist erkennt man jedoch Infektionen, die bei einem verschobenen pH-Wert leichter entstehen.“ Dazu zählen beispielsweise Blasenentzündungen, bakterielle Vaginose oder Scheidenpilzinfektionen.
Verschobener pH-Wert der Vagina erleichtert Infektionen
Ein verschobener pH-Wert der Vagina kann jedoch auch weiterreichende Konsequenzen haben, warnt die Gynäkologin: „Infektionen können in die Gebärmutter aufsteigen. Von dort können sie über die Eileiter in den Bauchraum gelangen. Mögliche Folgen können eine Gebärmutterentzündung sein, eine Eileiterentzündung mit einem Eileiterverschluss oder eine Unterbauchentzündung mit Schmerzen und Verwachsungen. Alle Punkte können den Eintritt einer Schwangerschaft erschweren oder verhindern.“
So können Sie vorbeugen
Um dem vorzubeugen, ist es wichtig, dass Milchsäurebakterien in der Vagina in ausreichendem Maß vorhanden sind, so die Ärztin, denn diese bilden den Scheiden-pH-Wert hauptsächlich. „Aber auch die Darmflora hat einen großen Einfluss auf die Scheidenflora.“
Weiterhin sei Intimhygiene ein weiterer Punkt, der dafür sorge, dass die Scheidenflora intakt bliebe: „Hier ist weniger mehr! Den Intimbereich mit lauwarmem Wasser oder einer pH-neutralen Waschlotion zu reinigen, reicht völlig aus. Zur Intimhygiene gehört auch, beim Toilettengang von vorne nach hinten zu reinigen, damit keine Kotreste in die Scheide gelangen. Wichtig ist es außerdem, bei einem Schwimmbadbesuch die nassen Badesachen gegen trockene zu tauschen. Das reduziert die Häufigkeit der Entzündung.“
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Was jedoch tun, wenn man anfällig für Scheideninfektionen ist? „Es gibt Frauen, die bekommen nach jeder Periode eine Scheideninfektion. Hier kann eine prophylaktische Therapie mit Milchsäurebakterien sinnvoll sein. Auch bei Anzeichen einer leichten Entzündung können die Betroffenen diese oft mit Milchsäurebakterien noch in den Griff bekommen. Dazu gibt es entsprechende Präparate in der Apotheke, die man vaginal einführt.“
Treten die Entzündungen häufiger auf, rät Dr. Gößlinghoff zudem zu einer Sanierung der Darmflora. „Entsprechende Präparate dafür gibt es in der Apotheke.“ Auch wenn der vaginale pH-Wert zu basisch ist, kann Abhilfe geschaffen werden: „Einen basischen pH-Wert kann man mit Vitamin-C-Präparaten für die Scheide behandeln, die die Scheide ansäuern. Ansonsten würde ich zu Döderleinpräparaten (Milchsäurezäpfchen) raten.“ Fragen Sie im Zweifelsfall in Ihrer Arztpraxis oder der Apotheke nach und lassen Sie sich medizinisch beraten.