14. August 2023, 17:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In den USA wurde erstmals eine Pille zur Behandlung von postpartaler Depression genehmigt. Was dahintersteckt – STYLEBOOK kennt die Details!
Laut dem „Deutschen Ärzteblatt“ entwickeln zwischen zehn und 15 Prozent der jungen Mütter eine Depression, die man aufgrund ihres zeitlichen Zusammenhangs mit einer Geburt als „postpartale Depression“ (PPD) oder Wochenbettdepression bezeichnet. Jetzt wurde erstmals das Medikament Zuranolone von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zur Behandlung von postpartaler Depression genehmigt. Dies ist die erste FDA-zugelassene orale Pille in den USA, die gezielt für postpartale Depression entwickelt wurde.
Übersicht
Was versteht man unter postpartaler Depression?
Es wird geschätzt, dass weltweit etwa eine von sieben neuen Müttern nach der Geburt an postnataler Depression leiden. Allerdings wird hier die Dunkelziffer recht hoch sein. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass die betroffenen Mütter oft nicht über ihre Gefühle reden aus Scham und Angst vor den Reaktionen aus dem Umfeld. Und ohne Behandlung kann postpartale Depression Monate oder sogar Jahre andauern, so das National Institute of Mental Health.
Symptome einer postpartalen Depression
Die Symptome variieren von Frau zu Frau. Unter anderem können Traurigkeit, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Energiemangel, Appetitveränderungen, Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld sowie Schwierigkeiten bei der Bindung mit dem Baby dazugehören.
Postpartale Depression durch Pille gelindert?
Und genau hier möchte die Pille gegen postpartale Depression ansetzen. Unter dem Markennamen Zurzuvae zugelassen, wird sie als Pille einmal täglich über einen Zeitraum von 14 Tagen eingenommen.
Dr. Tiffany R. Farchione, Leiterin der Abteilung für Psychiatrie im FDA-Zentrum für Arzneimittelbewertung und -forschung, erklärte: „Postpartale Depression ist eine ernsthafte und potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, bei der Frauen Traurigkeit, Schuldgefühle, Minderwertigkeitsgefühle – und in schweren Fällen sogar Gedanken daran, sich selbst oder ihrem Kind Schaden zuzufügen – erleben. Und da postpartale Depression die Mutter-Kind-Bindung stören kann, kann dies auch Konsequenzen für die physische und emotionale Entwicklung des Kindes haben. Der Zugang zu einer oralen Medikation wird vielen Frauen, die mit extremen und manchmal lebensbedrohlichen Gefühlen umgehen, von Vorteil sein“.
Die Pille hat allerdings Nebenwirkungen
Das Medikament wurde mit einer Warnung versehen, dass es die Fähigkeit zum Autofahren und Ausführen anderer potenziell gefährlicher Aktivitäten beeinträchtigen kann. Patienten sollten mindestens 12 Stunden nach der Einnahme des Medikaments kein Auto fahren oder schwere Maschinen bedienen, um das Risiko von Schäden zu reduzieren. Weitere häufige Nebenwirkungen des Medikaments sind Schläfrigkeit, Schwindel, Durchfall, Müdigkeit, Erkältungssymptome und Harnwegsinfektionen. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass das Medikament suizidale Gedanken und Verhalten hervorrufen kann und dem ungeborenen Kind schaden kann. Frauen, die das Medikament einnehmen, sollten währenddessen und eine Woche danach effektive Verhütungsmethoden anwenden.
Zuranolone wurde von den Herstellern Biogen und Sage Therapeutics, Inc. entwickelt. Es handelt sich um eine bedeutende Entwicklung für die Behandlung der postpartalen Depression, insbesondere da es einen neuen biologischen Ansatz hat und schnell wirkt. Das Medikament wurde in klinischen Studien an Frauen mit schwerer postpartaler Depression getestet und zeigte eine signifikante Verbesserung der depressiven Symptome.
Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Behandlung von postpartaler Depression nicht nur auf Medikamente beschränkt sein sollte. Psychotherapie und andere Verhaltensänderungen sind nach wie vor wichtige Interventionen, insbesondere für Frauen mit leichter bis mittelschwerer Depression.
Auch interessant: Sommerdepression – woran Sie sie erkennen und was Sie dagegen tun können
Eine Psychologin gibt Rat Postnatale Depression erkennen und behandeln
10 bis 15 Prozent aller Mütter betroffen Wie äußert sich eine Wochenbettdepression – und was hilft?
Studien-Ergebnisse ausgewertet Corona-Infektion bei Schwangeren erhöht Risiko auf Frühgeburt
Das ist der Unterschied zwischen postpartaler und postnataler Depression
Die Begriffe „postpartale Depression“ und „postnatale Depression“ werden oft synonym verwendet, da sie beide auf eine depressive Störung hinweisen, die nach der Geburt eines Kindes auftritt. Dennoch besteht ein Unterschied.
Die „postpartale Depression“ bezieht sich auf eine depressive Episode, die in den Wochen oder Monaten nach der Geburt eines Kindes auftritt. „Postpartal“ bezieht sich auf den Zeitraum unmittelbar nach der Geburt, weshalb „postpartale Depression“ praktisch eine Depression nach der Geburt bedeutet. Diese Art der Depression kann in den ersten Wochen bis zu einem Jahr nach der Geburt auftreten. Sie wird oft mit den hormonellen Veränderungen und den psychosozialen Anpassungen in Verbindung gebracht, die nach der Geburt auftreten.
Im Gegensatz dazu hat der Begriff „postnatale Depression“ eine etwas umfassendere Bedeutung. Er bezieht sich auf depressive Zustände, die nach der Geburt auftreten können. Es schließt jedoch nicht aus, dass sie auch im Verlauf der Schwangerschaft auftreten. Anders gesagt kann eine postnatale Depression sowohl nach der Geburt als auch während der Schwangerschaft auftreten. Daher kann „postnatale Depression“ auch Frauen betreffen, die während ihrer Schwangerschaft mit depressiven Symptomen zu kämpfen haben.
Quellen
- Postpartale Depression: Vom Tief nach der Geburt, Deutsche Ärzteblatt
- FDA approves first postpartum depression pill in the US, Cnn