25. November 2024, 6:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Über einige Dinge redet Frau wohl eher selten. Etwa über Scheidenausfluss – medizinisch Fluor vaginalis genannt. Dabei kann das, was in der Slipeinlage landet, ein Indikator für Krankheiten, ihren Zyklus oder sogar eine Schwangerschaft sein. Eine Gynäkologin erklärt STYLEBOOK, was normal ist und wann Sie doch lieber zum Arzt gehen sollten.
Heute schon den Ausfluss überprüft? Für Millionen von Frauen ist der Blick in den Slip beziehungsweise auf die Slipeinlage ein tagtägliches Ritual – egal ob bewusst oder unbewusst. Im Jahr 2021 verwendeten im deutschsprachigen Raum immerhin rund 12,61 Millionen Frauen ab 14 Jahren täglich eine Slipeinlage, wie aus Statista-Daten hervorgeht. In einer Form ist also jede Frau mit ihrem Scheidenausfluss, oder auch Fluor vaginalis, konfrontiert.
Übersicht
Aber haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, was dessen Farbe und Konsistenz eigentlich zu bedeuten haben? Dr. med. Friederike Ebigbo arbeitet als Fachärztin für Frauenheilkunde in Hamburg und unterstützt zusätzlich die Online-Arztpraxis ZAVA bei der Erstellung von medizinischem Content. Sie erklärt im Gespräch mit STYLEBOOK, welche Funktion der Scheidenausfluss eigentlich erfüllt, warum er sich verändert und ab wann es Grund zur Sorge gibt.
Wozu ist Scheidenausfluss gut?
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint: Der weibliche Ausfluss erfüllt mehrere Aufgaben auf einmal. „In erster Linie schützt er vor Krankheitserregern: Die Milchsäurebakterien, die sich darin befinden, erzeugen ein saures Milieu, in dem schädliche Keime nur schwer überleben“, erklärt Dr. Ebigbo. Abgestorbene Zellen und Erreger werden durch den Ausfluss von der Scheide wegtransportiert.
Meistens ist mit dem Begriff „Scheidenausfluss“ nicht das Menstruationsblut gemeint, sondern die Flüssigkeit, die von der Vaginalschleimhaut gebildet wird. Bei einer gesunden Frau sehe der Ausfluss wie eine weißliche, je nach Zyklusphase unterschiedlich zähe, Flüssigkeit aus. „Umgangssprachlich ist deswegen oft die Rede vom sogenannten Weißfluss“, so Dr. Ebigbo. Das sei aber vollkommen normal.
So verändert er seine Konsistenz im Verlauf des Zyklus
„Zur Zeit des Eisprungs kann ein flüssigerer Zervixschleim als Bestandteil des Ausflusses dazu beitragen, dass sich die Spermienzellen besser fortbewegen können und länger überleben“, sagt die Gynäkologin. In dieser Phase sehe der Ausfluss oft etwas durchsichtiger aus als gewohnt.
„Viele Frauen vergleichen ihn mit Eiklar – sowohl was sein Aussehen als auch was die Beschaffenheit angeht“, so Dr. Ebigbo. Nach dem Eisprung werde der Ausfluss dann wieder weißlicher und cremiger. Gesteuert wird dieser Prozess von den weiblichen Hormonen. Übrigens: Bemerken Sie zu Beginn einer Schwangerschaft, dass sich Ihr Ausfluss leicht rosa verfärbt, kann das ein Zeichen für die Einnistungsblutung sein.
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Darauf können Farbe und Konsistenz von Scheidenausfluss hinweisen
Scheidenausfluss ist also etwas ganz Normales. Unter bestimmten Umständen kann er aber auch Hinweis auf eine Erkrankung sein, wie das Universitätsklinikum Jena in seinem Online-Lexikon Gynäkologie erklärt. Verändern sich Farbe, Geruch, Menge und Konsistenz könnten folgende Krankheiten dahinterstecken:
- Dünnflüssig und weiß-gräulich mit einem fischartigen Geruch: Bakterielle Vaginose
- Weiß und krümelig, riecht nach Hefe: Scheidenpilz
- Gelb-grünlich oder/ und schaumig, sowie ein eher säuerlicher Geruch: Trichomonaden-Infektion
- Gelb oder grünlich, übelriechend und Schmerzen beim Wasserlassen: Tripper
- Weiß oder gelb und eitrig, begleitet von Beckenschmerzen: Chlamydien oder Tripper
- Glasig, dazu entzündete Hautstellen und Bläschen: Genitalherpes
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Scheidenausfluss verändert? Dann sollten Sie zur Ärztin
Auch wenn das unangenehm und vielleicht peinlich ist: Sollte eines der oben genannten Symptome auf Sie zutreffen, zögern Sie nicht und suchen Sie eine Ärztin auf. Bei einigen dieser Krankheiten wie Chlamydien droht sogar eine Unfruchtbarkeit. Dr. Ebigbo sagt sogar: „Immer dann, wenn der Ausfluss vom gewohnten Ablauf im Zyklus abweicht, sollten betroffene Frauen hellhörig werden.“
Solche Veränderungen können den Geruch, die Farbe oder auch die Konsistenz betreffen. Gleichzeitig sei es wichtig, auf weitere Symptome zu achten: „Auch Juckreiz, Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen können Anzeichen für eine Infektion im Intimbereich sein, die behandelt werden sollte“, so die Expertin.