29. Mai 2024, 13:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ein Scheidenpilz oder Vaginalpilz (medizinisch: Vaginalmykose) ist ein recht unangenehmer, wenn auch gemeinhin harmloser Befund. Damit das so bleibt, sollte man die Infektion alsbald behandeln. Lesen Sie bei STYLEBOOK, an welchen Symptomen man einen Scheidenpilz zuverlässig erkennt, welche möglichen Auslöser es für ihn gibt und wie man seine Entstehung von vornherein bestmöglich verhindert.
Es gibt wohl kaum eine Frau, die noch nie die unliebsame Erfahrung einer Scheidenpilz-Infektion gemacht hat. Solche sind etwa besonders typisch im Nachgang der Einnahme eines Antibiotikums. Warum – das erklären wir im Folgenden genauer. Auch haben wir mit einem Gynäkologen über weitere mögliche Ursachen, die typischen Symptome, geeignete Behandlung und sinnvolle Prävention von Scheidenpilz gesprochen.
Übersicht
So entsteht ein Scheidenpilz
Scheidenpilz ist eine Infektion im weiblichen Intimbereich1. Ihr Erreger ist meist der Hefepilz Candida albicans. Grundsätzlich ist es nichts Ungewöhnliches, dass sich in dieser Region Hefen bzw. Hefepilze befinden. Es hängt unter anderem mit dem feuchten Milieu in der Scheide zusammen, das für Pilze ideale Lebensbedingungen darstellt, und muss nicht automatisch zu Symptomen führen. Eine körperliche Schwächung jedoch – etwa aufgrund von starkem Stress, einer akuten Erkrankung oder einer aus anderen Gründen beeinträchtigten Immunabwehr – kann die Entstehung einer Infektion begünstigen. Gleiches gilt für Hormonschwankungen (z. B. in der Schwangerschaft) oder die Einnahme verschiedener Medikamente. Es sind alles Umstände, die das Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht bringen können.
Nach der Einnahme eines Antibiotikums ist ein Scheidenpilz auch deshalb so häufig, weil die Mittel nicht bloß die Organismen angreifen, auf die sie angesetzt sind, sondern mitunter ebenso „gute“ (Milchsäure-)Bakterien. Dies kann zur Folge haben, dass sich der leicht saure pH-Wert im weiblichen Intimbereich verändert. Das macht es verschiedenen krankmachenden Keimen leichter, sich zu vermehren – so auch dem typische Scheidenpilz-Erreger Candida albicans.
Scheidenpilz erkennen – an diesen Symptomen
Die meisten Erkrankungen und Infektionen im Intimbereich bereiten Beschwerden. Bei einem Scheidenpilz ist das wesentliche Symptom Juckreiz, erklärt der Frauenarzt Dr. med. Christian Albring im Gespräch mit STYLEBOOK, „und in der Folge eine Rötung und gegebenenfalls ein bröckeliger, weißer Ausfluss“. Die Schilderung der Symptome beim Gynäkologen, der einen Scheidenpilz vorwiegend anhand des Erscheinungsbilds erkennen kann, oder in der Apotheke genüge gemeinhin für eine recht zuverlässige Diagnose. Es sei weiterhin möglich, dass zunächst der Geschlechtspartner über Juckreiz und Rötungen im eigenen Intimbereich klagt.
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Typische Auslöser von Scheidenpilz
Apropos Geschlechtspartner. Laut Dr. Albring kann lang andauernder Sex, bei dem die Scheide wund geworden ist, die Infektion mit einem Scheidenpilz begünstigen. Zumal der Erreger beim Sex sowie übrigens auch auf öffentlichen Toiletten übertragbar ist.
Der Arzt warnt insbesondere vor einer falschen oder übermäßigen Hygiene im Intimbereich. „Bitte niemals Seife oder Duschgel zwischen die Schamlippen kommen lassen“, mahnt er. „An die Innenseite der Schamlippen darf ausschließlich Wasser gelangen.“ Auch erinnert er zur generellen Infektionsvermeidung daran, dass mit z. B. dem Toilettenpapier oder einem Waschlappen niemals von hinten (dem After) nach vorne gerieben werden darf. Denn so könnten man Keime aus dem Analbereich in Richtung der Scheide befördern.
Behandlung des Vaginalpilzes
Die Behandlung erfolgt für gewöhnlich mit Medikamenten, die rezeptfrei in der Apotheke und inzwischen selbst in gut sortierten Drogerien erhältlich sind. Das bedeutet, dass Frauen, die die typischen Scheidenpilz-Symptome an sich wahrgenommen haben, unkompliziert mit der Behandlung begonnen können und nicht zuerst einen Arzt aufsuchen müssen. Wer sich jedoch nicht sicher ist, sollte in der Praxis seines Gynäkologen vorstellig werden. Das gilt auch dann, wenn die vermeintliche Scheidenpilz-Therapie nicht fruchtet, da die Beschwerden verbleiben bzw. nach kurzer Zeit zurückkehren. Dr. Albring: „Denn es gibt weitere Erreger, die ähnliche Symptome verursache, jedoch anders behandelt werden müssen.“
Gängig sind, wie der Experte bestätigt, clotrimazolhaltige Zäpfchen und Salben. „Die Salbe sollte morgens und abends aufgetragen und das Zäpfchen im Liegen abends in die Scheide eingeführt werden.“ Es gebe Portionspackungen für jeweils ein-, drei- oder sechstägige Behandlungen. Diese müssen vollständig aufgebraucht werden, wenn Patientinnen sicherstellen wollen, dass der Erreger erfolgreich bekämpft ist und nicht so bald eine erneute Infektion auftritt.
Neben der Medikamentenanwendung mahnt Facharzt Albring zur konsequenten Vermeidung von Süßem im Verlauf der Behandlung. Selbst Marmeladen, Fruchtjoghurt und zuckerreiche Getränke wie Limonaden sollten bis zum vollständigen Rückgang der Beschwerden nicht konsumiert werden.
Bloß nicht auf eine Behandlung verzichten
In seltenen Fällen kann ein Scheidenpilz von selbst abklingen. Fachärzte wie Dr. Albring halten eine Behandlung jedoch unter allen Umständen für wichtig. Denn nicht bloß kann sich andernfalls ein Scheidenpilz verschleppen: Neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge kann der eigentlich recht harmlose Pilz schlimmstenfalls „ungehindert wuchern und zur tödlichen Gefahr für seinen Träger werden“.2 Welche Faktoren genau dabei eine Rolle spielen, dass der Candida albicans für Patienten lebensbedrohlich werden kann, wird aktuell noch erforscht.
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Einer Scheidenpilz-Infektion bestmöglich vorbeugen
Nach Möglichkeit gelte es, so Dr. Albring, beim Sex darauf zu achten, dass keine Keime in die Scheide getragen werden. Ein männlicher Partner – auch wenn er noch keine Symptome einer Pilzinfektion aufweist – „sollte seinen Penis immer mit Seife waschen, nachdem er die Vorhaut zurückgezogen hat, am besten stets vor dem Geschlechtsverkehr“.
Keine übertriebene Hygiene
Beim weiblichen Intimbereich hingegen sollte eine zu gut gemeinte Hygiene vermieden werden. „Die meisten Frauen betreiben nicht zu wenig, sondern zu viel der Hygiene“, weiß er. Zur Prävention von Scheidenpilz sei bereits viel getan, wenn darauf und so etwa auch auf scheinbar geeignete Intimreiniger und -lotionen verzichtet wird.
Mechanische Reizung vermeiden
Zu eng sitzende z. B. String-Tangas könnten ein Verschieben von Darmbakterien in den Scheidenbereich herbeiführen und so das Scheibenmilieu stören. Als Unterwäschematerial empfehlen sich atmungsaktive Fasern (z. B. Baumwolle), um einen Wärmestau und Feuchtigkeitsansammlungen im Intimbereich zu vermeiden. Deshalb sollte man auch etwa nach dem Schwimmen oder Baden zeitnah die feuchte Badehose ausziehen.
Zucker reduzieren
Zuletzt sei auch der empfohlene Verzicht auf Zucker, oder zumindest eine Reduktion davon, eine sinnvolle präventive Maßnahme, so Dr. Albring.