13. Februar 2024, 6:37 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Unfruchtbarkeit – ein Thema über das häufig leider nicht offen gesprochen wird und das für die betroffenen Personen sehr belastend sein kann. Doch ab wann gilt man als Frau eigentlich als unfruchtbar und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? STYLEBOOK fasst es vollumfänglich für Sie zusammen.
In Deutschland sehen sich etwa 15 Prozent der Paare mit dem emotional belastenden Problem der ungewollten Kinderlosigkeit konfrontiert. Diese Statistik deutet darauf hin, dass die Dunkelziffer wahrscheinlich noch höher ist. Und die Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden sowie das soziale Gefüge sind erheblich. Studien legen nahe, dass Unfruchtbarkeit zu 40 Prozent auf eine Einschränkung der Fruchtbarkeit bei der Frau oder eine Zeugungsunfähigkeit des Mannes zurückzuführen ist, während in 20 Prozent der Fälle beide Partner betroffen sind.
Übersicht
- Definition von Unfruchtbarkeit
- Wie diagnostiziert man eine Unfruchtbarkeit?
- Wann sollte frau einen Arzt aufsuchen?
- So läuft die Untersuchung beim Arzt ab
- Das können die Ursachen von Unfruchtbarkeit sein
- Hormonstörungen und Funktionsstörungen der Eierstöcke
- Schädigungen der Eierstöcke und Eileiter
- Störungen der Gebärmutter und des Gebärmutterhalses
- Endometriose
- Fehlbildungen der Organe
- Anormaler Zervikalschleim und Schwäche des Gebärmutterhalses
- Störungen des Zyklus
- Hormonelle Störungen
- Frühzeitige Wechseljahre
- Operationen und Infektionen
- Ist das Alter der Frau ein entscheidener Faktor?
- Mögliche Behandlungen – ein ganzheitlicher Ansatz
Definition von Unfruchtbarkeit
Der Begriff „Unfruchtbarkeit“ wird verwendet, wenn eine Frau trotz regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehr innerhalb von einem Jahr nicht schwanger wird. Primäre Unfruchtbarkeit bezieht sich dabei auf die Unfähigkeit, überhaupt schwanger zu werden, während sekundäre Unfruchtbarkeit bedeutet, dass eine Frau nach bereits erfolgten Schwangerschaften nicht erneut schwanger wird. Darüber hinaus gibt es den Begriff „Infertilität“, bei der eine Schwangerschaft nicht bis zur Geburt eines lebensfähigen Kindes aufrechterhalten werden kann.
Wie diagnostiziert man eine Unfruchtbarkeit?
Die Frage nach der eigenen Fruchtbarkeit kann für Frauen eine tiefgehende und meist emotionale Reise sein. Ein bewusstes Verständnis der körperlichen Signale und Symptome kann der Schlüssel dazu sein, frühzeitig Fruchtbarkeitsstörungen zu erkennen und mögliche Herausforderungen anzugehen.
Unterleibsschmerzen und Menstruationsbeschwerden
Starke Unterleibsschmerzen während der Menstruation können erste Anzeichen für Fruchtbarkeitsstörungen sein, insbesondere wenn sie mit Myomen oder Endometriose in Verbindung stehen. Chronische Unterbauchschmerzen und Dysmenorrhoe (starke Menstruationsschmerzen) sollten dabei ernst genommen werden.
Zyklusstörungen und Menstruationsveränderungen
Ein unregelmäßiger Zyklus, Schmierblutungen oder eine übermäßig starke oder schwache Menstruation können auf Fruchtbarkeitsprobleme hinweisen. Zyklusstörungen können den Eisprung beeinträchtigen und somit die Empfängnis verhindern.
Mögliche Anzeichen für Unfruchtbarkeit bei Frauen
- Dauerhafte Unterbauchschmerzen
- Hypermenorrhoe (starke und lange Menstruation)
- Hypomenorrhoe (schwache Menstruation)
- Methorrhagie (Schmierblutungen, Zwischenblutungen)
- Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs
- Diagnostizierte Endometriose oder Myome
- Fehlgeburten
- Übermäßige Behaarung
Wann sollte frau einen Arzt aufsuchen?
Die frühzeitige Erkennung von Fruchtbarkeitsstörungen und die Zusammenarbeit mit Fachleuten ermöglichen es, proaktiv Maßnahmen zu ergreifen und geeignete Behandlungswege zu wählen. Der Gang zum Arzt und die Bereitschaft, über diese Themen zu sprechen, sind entscheidende Schritte auf dem Weg zu einer umfassenden reproduktiven Gesundheit.
Es ist ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, wenn trotz regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehr seit einem Jahr keine Schwangerschaft eingetreten ist oder wenn die oben genannten Anzeichen auftreten. Frauen über 35 sollten bereits nach einem halben Jahr ohne Erfolg ärztliche Unterstützung in Anspruch nehmen (mehr dazu weiter unten im Text).
So läuft die Untersuchung beim Arzt ab
Die Klärung der Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Gynäkologen oder eine Gynäkologin. Folgende Untersuchungsmethoden kommen dabei häufig zum Einsatz:
Basaltemperaturmessung und Zyklusmonitoring
Eine gute Vorbereitung auf den Termin kann man durch die Aufzeichnung der Basaltemperatur und das Monitoring des Menstruationszyklus herstellen. So können Muster und Unregelmäßigkeiten vom Arzt identifiziert werden, die auf Fruchtbarkeitsprobleme hinweisen könnten.
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Gynäkologische Untersuchung
Eine körperliche Untersuchung durch den Gynäkologen ist oft der erste Schritt zur Diagnose. Mit einer Ultraschalluntersuchung können zum Beispiel Auffälligkeiten an der Gebärmutter diagnostiziert werden.
Hormonanalyse im Blut
Die Untersuchung von Hormonspiegeln im Blut kann Aufschluss über mögliche hormonelle Ungleichgewichte geben, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnten.
Bildgebende Verfahren
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Computertomografie (CT) können strukturelle Anomalien in den Fortpflanzungsorganen sichtbar machen. MRTs hingegen kommen eher selten zum Einsatz, wenn meist nur bei Endometriose.
Das können die Ursachen von Unfruchtbarkeit sein
Hormonstörungen und Funktionsstörungen der Eierstöcke
Eierstöcke spielen eine entscheidende Rolle bei der Empfängnis. Hormonstörungen können zu Störungen der Eireifung, fehlendem Eisprung und unzureichender Gelbkörperbildung führen. Stress, starkes Über- oder Untergewicht, bestimmte Medikamente und intensive körperliche Betätigung können diese Störungen begünstigen.
Schädigungen der Eierstöcke und Eileiter
Entzündungen, Operationen oder Eileiterschwangerschaften können zu Verklebungen, Vernarbungen oder Verschlüssen der Eileiter führen, was die Befruchtung behindert.
Störungen der Gebärmutter und des Gebärmutterhalses
Vernarbungen des Gebärmutterhalses können die Spermien daran hindern, in den Eileiter zu gelangen. Infektionen und Hormonstörungen können den Schleimverflüssigungsprozess des Gebärmutterhalses stören, der für die Passage der Spermien während des Eisprungs wichtig ist. Diese Vernarbungen können zum Beispiel nach einer Operation am Gebärmutterhalskanal entstehen.
Endometriose
Die Endometriose, bei der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter wächst, führt zu Veränderungen in den Geschlechtsorganen und Verwachsungen in der Bauchhöhle, was die Befruchtung beeinträchtigt.
Fehlbildungen der Organe
Angeborene Fehlbildungen der Fortpflanzungsorgane können die Fortpflanzung behindern. Bei einer Gebärmutteranomalie kann beispielsweise die Eizelle befruchtet werden, aber ihre Einnistung ist nicht möglich.
Anormaler Zervikalschleim und Schwäche des Gebärmutterhalses
Der Zervikalschleim während des Eisprungs spielt eine entscheidende Rolle. In einigen Fällen kann der Schleim Antikörper gegen die Spermien produzieren, was zu ihrem Absterben führt. Eine Schwäche des Gebärmutterhalses kann zu Fehl- oder Frühgeburten führen.
Störungen des Zyklus
Zyklusstörungen, wie Oligomenorrhoe, Polymenorrhoe oder Amenorrhoe, können durch Funktionsstörungen der Eierstöcke, hormonelle Erkrankungen oder Essstörungen verursacht werden.
Hormonelle Störungen
Hormonelle Störungen, darunter ein Mangel an Progesteron oder Überproduktion von Prolaktin, können die Eizellenreifung und den Zyklus negativ beeinflussen. PCO-Syndrom, eine Hormonstörung, kann ebenfalls zu Unfruchtbarkeit führen, da zu viele männliche Hormone produziert werden.
Frühzeitige Wechseljahre
Die Menopause, das Ende der reproduktiven Phase, kann vorzeitig eintreten und die Eizellreserven erschöpfen, was die Fruchtbarkeit beeinträchtigt.
Operationen und Infektionen
Operative Eingriffe und unbehandelte Infektionen können zu Vernarbungen und Verwachsungen führen, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Die genaue Ursache für Unfruchtbarkeit kann in etwa 10 Prozent der Fälle nicht identifiziert werden. Die Fruchtbarkeit kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, darunter u. a.
- Rauchen
- übermäßiger Kaffee- und Alkoholkonsum
- Umweltbelastungen
- psychische Faktoren
- falsche Ernährung
- Über- und Untergewicht
- Medikamente
- Stress
- Stoffwechselerkrankungen
- Schlafmangel
Ein detailliertes Verständnis dieser Ursachen ist entscheidend, um angemessene Diagnose- und Behandlungsstrategien zu entwickeln und Paaren bei ungewollter Kinderlosigkeit zu helfen.
Ist das Alter der Frau ein entscheidener Faktor?
Laut dem Statistischen Bundesamt war eine Frau in Deutschland bei ihrem ersten Kind durchschnittlich 30,2 Jahre alt. Zehn Jahre zuvor lag das Durchschnittsalter noch bei 29,0 Jahren. Von 360 000 Erstgeborenen im Jahr 2020 waren 0,8 Prozent der gebärenden Frauen unter 18 Jahren, 2,9 Prozent der Frauen waren zum Zeitpunkt der Entbindung 40 Jahre oder älter. Und trotzdem müssen sich Frauen ab Ende 20 ständig anhören, dass die „biologische Uhr tickt“ und es ab 40 zu spät für ein Baby sei. Aber stimmt das wirklich?
„Mit zunehmenden Lebensjahren altern auch die Eizellen, ihre Qualität sinkt und die Trennung der Chromosomenpaare funktioniert nicht mehr einwandfrei. Dadurch kann es gehäuft zu genetischen Defekten und Fehlgeburten kommen”, berichtet Dr. med. Heidi Gößlinghoff im STYLEBOOK-Interview.
Und weiter: „Es gibt also ein höheres Risiko für eine Chromosomenanomalie, zum Beispiel Trisomie 21. Statistische Erhebungen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Trisomie 21 zu bekommen, mit dem Alter steigt. Im Alter von 25 Jahren liegt sie bei weniger als 0,1 Prozent, im Alter von 35 Jahren bei 0,3 Prozent, im Alter von 40 Jahren bei einem Prozent und im Alter von 48 Jahren bei neun Prozent. Ebenfalls steigen auch das Risiko für Entwicklungsstörungen des Embryos sowie für Fehl- und Frühgeburten. Die Kaiserschnittrate ist auch erhöht.“ Allgemein gilt, Mütter ab 35 Jahren werden als Risikoschwangere angesehen. Doch die Gynäkologin ergänzt: „Das bedeutet einfach, dass sie während ihrer Schwangerschaft noch engmaschiger untersucht werden.“
Dr. med. Heidi Gößlinghoff rät Frauen, die 35 oder älter sind, nicht die Hoffnung zu verlieren oder ihren Wunsch gänzlich abzuschreiben. „Obwohl es oft schwieriger ist, rate ich Frauen möglichst gelassen zu bleiben. Es macht keinen Sinn, sich Stress zu machen. Eine frühzeitige Abklärung ist aber sinnvoll.“
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Mögliche Behandlungen – ein ganzheitlicher Ansatz
Fruchtbarkeitsprobleme erfordern nicht nur medizinische Interventionen, sondern auch eine bewusste Anpassung der Lebensgewohnheiten. Frauen, die mit möglichen Anzeichen von Unfruchtbarkeit konfrontiert sind, können durch die Berücksichtigung bestimmter Faktoren und Tipps aktiv dazu beitragen, ihre reproduktive Gesundheit zu verbessern.
Psychotherapeutische Unterstützung
Wie eingangs erwähnt, kann der unerfüllte Kinderwunsch eine emotionale Belastung darstellen, sowohl für die Frau als auch für die Beziehung. Psychotherapie bietet Hilfe bei der Bewältigung von Sorgen, Ängsten und dem Umgang mit dem Gedanken, dass der Kinderwunsch möglicherweise nicht in Erfüllung geht. Ein offener Austausch über die Herausforderungen kann zur Entlastung und Förderung der Gelassenheit beitragen.
Lebensgewohnheiten überprüfen
Stressmanagement spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Beruflicher und privater Stress sollten durch Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga und Achtsamkeit reduziert werden. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit ausreichender Versorgung von Vitaminen und Mineralstoffen ist ebenso essenziell. Der Verzicht auf Genussgifte wie Alkohol, Zigaretten und Drogen verbessert die Chancen auf eine gesunde Schwangerschaft. Ein normales Körpergewicht, weder Übergewicht noch Untergewicht, ist anzustreben. Exzessiver Sport und starke körperliche Anstrengung sollten vermieden werden. Das fruchtbare Zeitfenster sollte im Auge behalten werden, regelmäßiger Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen ist sinnvoll. Bei einer notwendigen Chemo- oder Strahlentherapie besteht die Möglichkeit, Eizellen für eine spätere Befruchtung einzufrieren.
Medikamentöse Therapie
Hormon-Präparate in Form von Tabletten oder Injektionen können hormonelle Ungleichgewichte behandeln und die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen. Bei einer Chlamydieninfektion erfolgt die Behandlung in der Regel mit Antibiotika, wobei auch der Sexualpartner mitbehandelt werden sollte, um Rückinfektionen zu vermeiden.
Chirurgische Eingriffe
Operative Maßnahmen werden in Betracht gezogen, wenn strukturelle Probleme wie Vernarbungen, Verwachsungen, Endometrioseherde, Myome, Zysten, Tumore oder Polypen eine Schwangerschaft behindern. Kleinere Eingriffe können ambulant durchgeführt werden, zum Beispiel die Entfernung von Myomen oder die Behandlung von Endometrioseherden mittels Bauchspiegelung.
Assistierte Reproduktionstechniken (ART)
Intrauterine Insemination (IUI), In-vitro-Fertilisation (IVF) und Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) sind Techniken, die bei bestimmten Ursachen der Unfruchtbarkeit eingesetzt werden. Hormonelle Stimulation ist oft vor einer künstlichen Befruchtung erforderlich und kann zu Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Kopfschmerzen und Brustschmerzen führen.