26. Oktober 2022, 18:33 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Im Laufe der Jahre nimmt die Straffheit und Elastizität der Haut ganz natürlich ab. Gilt das aber auch für unsere Vagina? Inwiefern sie davon betroffen sein kann, welche Relevanz das hat und welche Methoden es gibt, um sie zu straffen, hat STYLEBOOK von einer Expertin erfahren.
„Die Vagina besteht aus hochelastischem Gewebe, gestützt durch die meist horizontalen Muskeln des Beckenbodens. Somit kann sie sich wie ein Gummiband durch Zusammenziehen oder Ausdehnen optimal anpassen, z.B. beim Geschlechtsverkehr oder bei einer Geburt“, weiß Dr. Sabrina Bergstein, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in Düsseldorf. „Mit zunehmendem Alter oder nach einer Geburt, kann sich allerdings der Muskeltonus der Vagina verändern. Während der Scheideneingang mit zunehmenden Alter eher enger wird und gleichzeitig an Elastizität verliert, kann sich der Scheideneingang nach spontanen Entbindungen gegebenenfalls weiten.“
Übersicht
Was kann die Vagina verändern?
Entbindung
Es ist ganz natürlich, dass sich Ihre Vagina nach einer vaginalen Geburt verändert. Schließlich dehnen sich Ihre Vaginalmuskeln, um Ihr Baby durch den Geburtskanal und aus dem Scheideneingang zu befördern. „Unmittelbar nach der Geburt werden Sie vielleicht feststellen, dass sich Ihre Vagina etwas lockerer anfühlt als sonst. Das ist völlig normal. Einige Tage nach der Geburt sollte sie sich wieder zusammenziehen, auch wenn sie möglicherweise nicht vollständig in ihre ursprüngliche Form zurückkehrt“, so Frau Dr. Bergstein. „Eine Geburt wirkt sich vielmehr auf Ihre Beckenbodenmuskulatur aus. Wenn Sie mehrere Geburten erlebt haben, ist es wahrscheinlicher, dass Ihre Beckenbodenmuskulatur ein wenig an Elastizität verliert. Sollte Ihnen das unangenehm sein, gibt es effiziente Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur für die Zeit vor, während und nach der Schwangerschaft.“
Alter
Die Elastizität Ihrer Vagina kann sich ab Ihrem 40. Lebensjahr verändern, unabhängig davon, ob Sie Kinder bekommen haben oder nicht. Das liegt daran, dass Ihr Östrogenspiegel bereits mit dem Eintritt in die Perimenopause zu sinken beginnt. Ein Östrogenverlust führt dazu, dass Ihr Vaginalgewebe dünner, trockener und weniger dehnbar und flexibel wird. Diese Veränderungen können sich stärker bemerkbar machen, wenn Sie die volle Menopause erreichen. Daher werden die Scheide sowie der Scheideneingang enger.
Penetration
Mit einem Mythos sollten wir dringend aufräumen: Häufige Penetration wird nicht dazu führen, dass Ihre Vagina dauerhaft an Dehnbarkeit verliert.
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Warum die Vagina straffen lassen?
Funktionsstörungen
Die meisten Frauen haben nach der Geburt oder mit zunehmendem Alter keine Probleme mit der Größe, Gleitfähigkeit oder Elastizität ihrer Vagina. In seltenen Fällen können Probleme wie sexuelle Funktionsstörungen, vaginale Atrophie, vaginale Laxheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten und sich negativ auf die Lebensqualität auswirken.
Sexuelles Empfinden und Inkontinenz
„Eine erschlaffte Beckenbodenmuskulatur bzw. eine zu weite Vagina können durchaus das sexuelle Empfinden mindern“, so Frau Dr. Bergstein. „Die Intimchirurgie kann durch Vaginalstraffung die Stimulation durch intensivere Reibung während der Penetration steigern und so das Lustempfinden und Sexualleben positiv beeinflussen.“ Mit einer erschlafften Beckenbodenmuskulatur kann auch leichte Inkontinenz einhergehen. Diese kann durch konsequentes Beckenbodentraining und gegebenenfalls durch Straffung des Scheidenbindegewebes mittels Laser gemildert werden.
Optische Gründe
Einige Frauen haben den Wunsch nach einer Straffung der Vulva bzw. der großen Schamlippen aus rein ästhetischen Gründen. Dies hängt vermutlich mit dem aktuellen Trend der vollständigen Intimrasur zusammen. Hierbei wird die Vulva deutlich sichtbarer und manchmal als weniger schön empfunden.
Was ist eine Vaginalstraffung?
„Bei einer Vaginalstraffung, häufig auch Vaginalverjüngung genannt, wird die Vagina gestrafft und so dauerhaft verengt“, weiß Frau Dr. Bergstein. „Sie ist ein ernstzunehmender medizinischer Eingriff der Intimchirurgie und sollte nur von einem speziell ausgebildeten, erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden.“ Sollten Sie diesen Eingriff in Erwägung ziehen, lassen sie sich hinreichend über die verschiedenen Möglichkeiten der Vaginalstraffung aufklären.
Ablauf
Die operative Vaginalstraffung erfolgt mit einem destruierenden Laser. Das heißt, er schneidet das überschüssige Gewebe, welches dann operativ entfernt wird. Diese Methode zielt darauf ab, das muskuläre Tiefengewebe der Scheide mit Laser nachhaltig zu straffen. Sie ist auch eine gute Methode, um nach Mehrfachgeburten oder Dammschnitten, das narbige Gewebe zu entfernen und die Scheide wiederherzustellen.
Vorteile
Die Behandlung muss in der Regel nicht wiederholt werden, da die Wirkung nicht mit der Zeit nachlässt.
Nachteile
Der ein bis zwei Stunden dauernde Eingriff wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt und bedingt einen stationären Klinikaufenthalt. Außerdem sollte ungefähr sechs Wochen auf Geschlechtsverkehr und die Benutzung von Tampons verzichtet werden. Außerdem werden Sie etwa vier bis sechs Wochen eingeschränkt sein und den behandelten Bereich mit Sitzbädern und Salben pflegen müssen.
Vaginalstraffung mit Radiofrequenz (oder Laserenergie)
Ablauf
„Bei der schonenden Lasertherapie bzw. Radiofrequenztherapie wird Laserenergie in Form von Wärme an das umliegende Gewebe abgegeben, um eine wirkungsvolle Stimulation der Kollagenneubildung zu erreichen, die zu einer Straffung des Scheidengewebes führt“, erklärt Frau Dr. Bergstein. „Dazu wird ein sogenannter Einmalbehandlungsapplikator in den Scheideneingang eingeführt. Behandlung erfolgt 360 Grad in der Scheide, um das komplette Scheidengewebe zu behandeln.“
Vorteile
Die Behandlung ist risikoarm, nicht invasiv (keine Operation), sie erfordert keine Narkose und dauert nur fünf Sitzungen inkl. Vulvastraffung. Man benötigt in der Regel nur etwa drei bis fünf Behandlungssitzungen im Abstand von einer Woche. Nach der Behandlung treten in der Regel keine Narben und Einschränkungen auf. Außerdem ist keine spezielle Nachsorge erforderlich. Bereits nach 30 Tagen sollten erste Resultate spürbar sein.
Nachteile
Die Resultate der Behandlung sind sehr individuell und mitunter nicht so deutlich spürbar wie erhofft. Auch muss die Behandlung in regelmäßigen Abständen, etwa ein Mal jährlich, wiederholt werden, um das Ergebnis dauerhaft aufrechtzuerhalten.
Natürliche Alternativen zur Straffung?
Oftmals ist auch eine zu schwache Beckenbodenmuskulatur für die veränderte Vagina verantwortlich. Die Beckenbodenmuskeln sind Teil Ihrer Körpermitte und stützen neben Ihrer Vagina auch Blase, Rektum, Dünndarm und Gebärmutter.
Wenn Ihre Beckenbodenmuskeln durch Alter oder Geburt geschwächt sind, können Sie z.B. auch versehentlich Urin verlieren oder Schmerzen in Ihrem Beckenbereich sowie beim Geschlechtsverkehr haben. Regelmäßige Beckenbodenübungen sind eine gute Möglichkeit, Ihre Beckenbodenmuskeln nachhaltig zu stärken, sie führen allerdings nicht zu einer vaginalen Straffung.
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Cremes, Tabletten oder ähnliche Alternativen die Vagina straffen können.
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Gibt es eigentlich auch eine zu enge Vagina?
„Eine zu enge Vagina resultiert zumeist aus einer angespannten Vaginalmuskulatur. Wenn Sie erregt sind, sich also auf den Geschlechtsverkehr vorbereiten, entspannen sich die Muskeln und die Scheidenflüssigkeit befeuchtet die Vagina“, so Frau Dr. Bergstein. „Eine zu enge, angespannte Vagina kann bei der Penetration Beschwerden verursachen.“
Extreme vaginale Enge kann auch ein Anzeichen für Vaginismus sein. Diese körperliche Störung verursacht Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, aber auch bereits bei der Verwendung von Tampons oder dem Einführen des Spekulums bei der gynäkologischen Untersuchung. Allerdings ist sie von einem Facharzt mittels Beckenbodenübungen, einer Therapie mit Vaginaldilatatoren oder Botox-Injektionen zur Entspannung der Muskeln gut behandelbar.
Quellen
- Mit fachlicher Beratung von Frau Dr. Bergstein, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Akupunktur, vaginale Lasertherapie, zertifizierte Anwenderin für Botulinumtoxin (nach DGTB), Mammasonographie in Düsseldorf