16. Juli 2024, 15:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Haben Sie schon einmal von Vulvakrebs gehört? Unsere Redakteurin auch nicht. Auch wenn das Vulvakarzinom (so der Fachbegriff) sehr selten vorkommt, wird diese Krebsart bei Frauen leider oft zu spät erkannt, da der Intimbereich immer noch schambehaftet ist. Worauf Sie achten und wann Sie unbedingt zum Arzt gehen sollten, fasst STYLEBOOK zusammen.
Ein Vulvakarzinom, speziell das Plattenepithelkarzinom (VSCC), ist eine seltene, aber ernsthafte Form von Krebs, die die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane betrifft. Trotz seiner Seltenheit ist es wichtig, sich über diese Erkrankung zu informieren, da eine frühzeitige Erkennung und Behandlung entscheidend für die Prognose sein kann.
Übersicht
Vulvakarzinom – die Symptome erkennen
Die Symptome eines Vulvakarzinoms sind vielfältig und können leicht mit weniger schwerwiegenden Erkrankungen verwechselt werden. Ein häufiges Symptom ist anhaltender Juckreiz im Vulvabereich, der trotz verschiedener Behandlungen nicht verschwindet. Zusätzlich können Hautveränderungen auftreten, die in Form von Verfärbungen, Verdickungen oder Wunden erscheinen, die nicht abheilen wollen. Schmerzen oder ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen oder Geschlechtsverkehr sind ebenfalls mögliche Anzeichen. Ungewöhnliche Blutungen oder Ausfluss können auf ein Vulvakarzinom hindeuten, ebenso wie spürbare Knoten oder Geschwüre in der Vulvagegend.
Diagnose von Vulvakrebs
Die Diagnose eines Vulvakarzinoms erfolgt in mehreren Schritten, beginnend mit einer ausführlichen Anamnese. Vulvakrebs kann in zwei Gruppen unterteilt werden, je nach den Risikofaktoren: Die erste Gruppe hängt mit einer HPV-Infektion1 zusammen und tritt meist bei jüngeren Frauen auf. Die zweite Gruppe hat nichts mit HPV zu tun und betrifft oft ältere Frauen ohne andere Hautkrankheiten. Das Plattenepithelkarzinom (PEK) ist der häufigste bösartige Tumor der Vulva (95 %)2.
Zuerst wird der Arzt dabei die Krankengeschichte der Patientin erheben und detaillierte Fragen zu den Symptomen stellen. Eine gründliche körperliche Untersuchung der Vulva ist der nächste Schritt. Falls verdächtige Veränderungen festgestellt werden, folgt eine Biopsie, bei der eine Gewebeprobe entnommen und unter dem Mikroskop untersucht wird. Zur weiteren Abklärung und um die Ausbreitung des Tumors zu überprüfen, können bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) eingesetzt werden.
Behandlung
Die Behandlung eines Vulvakarzinoms variiert je nach Größe, Stadium und Ausbreitung des Tumors. Früher war die Standardbehandlung für selbst kleine bösartige Tumore der Vulva eine Operation, bei der der Tumor entfernt und die Lymphknoten in der Leistengegend und oft auch im Becken entfernt wurden. Heute wird eine individuellere und weniger radikale Behandlung empfohlen3: Eine lokale Exzision (chirurgische Entfernung von Gewebe aus dem Körper) ist im Falle von lokalisierten Läsionen (T1) möglich. Eine Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SLNB) kann durchgeführt werden, um Wundkomplikationen und Lymphödeme zu reduzieren.
Strahlentherapie wird oft eingesetzt, um verbleibende Krebszellen nach der Operation zu zerstören und das Risiko eines Rückfalls zu verringern. Bei fortgeschrittenen Fällen kann eine Chemotherapie notwendig sein, um den Tumor zu verkleinern oder Metastasen zu behandeln. Zudem gibt es gezielte medikamentöse Therapien, die das Wachstum von Krebszellen hemmen können und speziell auf bestimmte molekulare Merkmale des Tumors abzielen.
Was im Sonderfall Schwangerschaft zu tun ist
Sehr selten tritt ein Vulvakarzinom bei schwangeren Frauen auf, was für Ärzte eine besondere Herausforderung darstellt. Neue Veränderungen der Vulva, auch wenn sie klein sind, sollten sofort biopsiert werden, besonders bei Frauen mit Risikofaktoren wie HPV oder Hauterkrankungen. Eine Behandlung im späten dritten Trimester kann oft bis nach der Geburt verschoben werden. Ein geplanter Kaiserschnitt kann helfen, Wundkomplikationen zu vermeiden. Die Schwangerschaft scheint nicht negativ durch die Behandlung von VSCC beeinflusst zu werden. Es gibt jedoch noch keine klaren Richtlinien, daher ist ein multidisziplinärer Ansatz und eine enge Absprache des Arztes mit den Patientinnen notwendig.
Vorbeugung und Früherkennung
Regelmäßige gynäkologische Untersuchungen sind der Schlüssel zur Früherkennung von Vulvakarzinomen. Obendrein sollten Frauen ihre Vulva regelmäßig selbst untersuchen und bei ungewöhnlichen Veränderungen sofort einen Arzt aufsuchen. Eine gesunde Lebensweise, einschließlich einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung und der Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen, kann ebenfalls das Risiko senken. Humanes Papillomavirus (HPV), das mit mehreren Krebsarten in Verbindung gebracht wird, ist auch ein Risikofaktor für Vulvakarzinome. Daher kann eine HPV-Impfung als präventive Maßnahme in Betracht gezogen werden.
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Fazit
Ein Vulvakarzinom stellt eine ernsthafte, aber bei frühzeitiger Erkennung gut behandelbare Erkrankung dar. Die vielfältigen Symptome erfordern Aufmerksamkeit und eine sorgfältige Beobachtung des eigenen Körpers. Die moderne Medizin bietet verschiedene effektive Behandlungsmethoden, die die Prognose erheblich verbessern können. Eine informierte und vorsorgende Herangehensweise kann entscheidend sein, um die eigene Gesundheit zu schützen und mögliche Risiken zu minimieren.