
10. April 2025, 11:36 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Neun Millionen Frauen in Deutschland stecken mittendrin, doch bis in jüngster Vergangenheit interessierte das die Politik herzlich wenig. Jetzt ändert sich das – und zwar offiziell. STYLEBOOK berichtet.
Willkommen in der heißesten Phase des Lebens – wortwörtlich. Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen und ein gefühltes Dauer-Abo beim Gynäkologen gehören für viele Frauen über 40 zum neuen Alltag. Die Wechseljahre sind da – doch leider oft noch immer unsichtbar. Das könnte sich nun ändern. Denn: Die Wechseljahre haben es in den Koalitionsvertrag geschafft.
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Ja, richtig gelesen. Was lange als reine Frauensache galt, ist nun politisch. Und das ist auch gut so. Schließlich geht es nicht um ein paar schlechte Nächte, sondern um medizinische Versorgung, Arbeitsplatzsicherheit – und darum, dass Frauen über 45 nicht einfach aus dem öffentlichen Leben verschwinden wie Socken in der Waschmaschine.
Warum die Erwähnung der Wechseljahre im Koalitionsvertrag ein echter Gamechanger ist
Die Initiative #wirsind9millionen hat es geschafft: Das Thema Wechseljahre steht schwarz auf weiß im Koalitionsvertrag. Das bedeutet nicht nur symbolische Anerkennung, sondern öffnet die Tür für handfeste politische Maßnahmen. Vorbild war übrigens Österreich – dort sind die Wechseljahre schon länger Teil eines nationalen Gesundheitsplans. Deutschland zieht nun endlich nach.
Was das bringt? Viel! Denn bislang hieß es für viele Betroffene: durchhalten, googeln oder hoffen, dass der eigene Arzt mehr weiß als man selbst. Jetzt sollen medizinische Standards verbessert und Fortbildungen für Fachpersonal gefördert werden. Eine „nationale Menopausen-Strategie“ ist im Gespräch. Klingt trocken, hat aber echtes Potenzial: für bessere Behandlung, weniger Tabu – und mehr Verständnis in der Arbeitswelt.
Um den Vertrag direkt zu zitieren: „Medizinische Vorsorge, Behandlung und Forschung gestalten wir geschlechts- und diversitätssensibel aus und berücksichtigen dabei die speziellen Bedürfnisse in jedem Lebensabschnitt aller Geschlechter, zum Beispiel Geburt und Wechseljahre, sowie spezifische Krankheitsbilder wie Endometriose, Brust- und Prostatakrebs.“
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Büro mit Wärmflasche und flexiblem Feierabend?
Es ist aber auch bitter nötig. Studien zeigen: Über 60 Prozent der Frauen in den Wechseljahren wünschen sich mehr Unterstützung am Arbeitsplatz. Kein Wunder. Wenn Herzstolpern, Gelenkschmerzen und Konzentrationsprobleme plötzlich Teil des Jobs werden, ist Durchbeißen keine Lösung.
Arbeitnehmerinnen fordern deshalb konkrete Hilfen: mehr Homeoffice, bessere Aufklärung der Führungskräfte und flexible Arbeitszeiten. Und ganz ehrlich: Wenn die Kaffeemaschine ein eigenes Budget hat, sollten Hormonpflaster und Pausenregelungen nicht das große Problem sein.
Bye-bye Tabu, hallo Sichtbarkeit
Was also tun? Reden, feiern – und fordern. Genau das machen Aktivistinnen, Journalistinnen und Medizinerinnen inzwischen auf vielen Kanälen. Manche feiern ihre letzte Monatsblutung mit einer Gartenparty (ja, wirklich), andere gründen Informationsportale oder beraten Firmen, wie sie den Übergang erleichtern können.
Und nun? Jetzt ist auch die Politik gefragt. Denn mit dem Einzug der Wechseljahre in den Koalitionsvertrag ist klar: Dieses Thema bleibt. Und zwar nicht im Flüsterton hinter vorgehaltener Hand, sondern auf der ganz großen Bühne.

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Die Wechseljahre sind politisch – und das ist gut so
Die Aufnahme der Wechseljahre in den Koalitionsvertrag ist ein überfälliger Schritt. Für Millionen Frauen, die bislang zwischen Selbstzweifeln und schwankenden Hormonen steckten, bedeutet das endlich: Sichtbarkeit, Unterstützung und vielleicht auch ein kleines bisschen Stolz auf das, was der eigene Körper da eigentlich leistet. Denn, machen wir uns nichts vor – wer in diese Midlife-Phase nicht völlig durchdreht, verdient ohnehin Applaus. Oder zumindest ein wenig mehr Rückenwind.