18. September 2021, 18:10 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Werdende Mutter haben oft klare Wünsche für den Ablauf der Geburt. Doch längst nicht immer läuft alles nach Plan. Umso wichtiger ist, dass davor und währenddessen klar kommuniziert wird, um etwa einem Geburtstrauma vorzubeugen.
Schon gewusst? 20 bis 50 Prozent aller Frauen weltweit verbinden mit der Geburt ihres Kindes Belastungen, großen Stress oder tragen teilweise ein Geburtstrauma davon. Das berichtet das Aktionsbündnis Patientensicherheit und verweist auf eine Schätzung der Internationalen Gesellschaft für prä- und perinatale Psychologie und Medizin. Ein Geburtstrauma, das bedeutet für Betroffene langanhaltende Ängste und Ohnmachtsgefühle. Aus Sicht der Ärztin Ruth Hecker ließen sich solche Traumata wohl vielfach verhindern. Die Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit ist überzeugt: Eine entscheidende Rolle spielt die Kommunikation zwischen Ärztinnen und Ärzten, Hebammen, Pflegepersonal und den werdenden Eltern. Die meisten Mütter haben eine klare Wunschvorstellung davon, wie die Geburt ablaufen soll. Im Idealfall klappt dann am Tag der Tage auch alles reibungslos. Doch häufig genug passieren Dinge, die nicht vorherzusehen waren. Und darauf, sagt Hecker, sollten Eltern vorbereitet werden.
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Das Geburtsvorbereitungsgespräch
„Es ist wichtig, dass im Geburtsvorbereitungsgespräch klar gesagt wird: Es kann zu Komplikationen kommen und dann müssen wir gegebenenfalls schnell handeln“, sagt Hecker. Es sei dann auch ratsam, dass die Fachleute die entspannte Situation des Vorgespräches nutzen, um die möglichen notwendigen Interventionen den werdenden Eltern genauer zu erklären, so Hecker, „weil das in der Stresssituation nur sehr schwer geht.“
Doch auch die werdenden Eltern selbst sind gefragt: Sie sollten sich im Vorfeld genau informieren, Wünsche zum Ablauf klar äußern und vor allem Fragen stellen, wenn sie etwas nicht verstehen. „Keine Scheu“, sagt Hecker: „Fragen, Fragen, Fragen!“ So können beide Seiten, das medizinische Fachpersonal und die Eltern, im Vorfeld zu einer guten Aufklärung beitragen, die im Idealfall dazu führt, dass werdende Mütter mögliche Stresssituationen im Kreißsaal als weniger beunruhigend erleben.
Geburtstrauma wegen Komplikationen bei der Geburt
Ein weiteres Problem ist laut der Expertin, dass das Fachpersonal während der Geburt manchmal vergisst, gewisse medizinische Entscheidungen der Schwangeren ausreichend zu erklären. Etwa, wenn sich ein Arzt zum Ende hin auf den Bauch lehnt, um dem Baby auf den letzten Zentimetern auf die Welt nachzuhelfen. „Wenn eine Situation einen solchen Eingriff erfordert, muss man das auf jeden Fall erklären“, sagt Hecker.
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Für werdende Eltern gilt wiederum: Auch in der Hektik der Geburt sollten sie immer nachfragen, wenn sie etwas verunsichert. Und: Schwangere sollten unbedingt sagen, wenn ihnen bei der Geburt etwas komisch vorkommt oder sie sich nicht gut fühlen, so Hecker. Oft geben sie dadurch Hebammen und Ärzten wichtige Hinweise auf mögliche Probleme, die diese vielleicht noch nicht bemerkt haben. „Das muss vom Fachpersonal dann auch ernstgenommen werden.“
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In einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse KKH geben 26 Prozent der Eltern von Kindern bis zu zwölf Jahren an, dass es während oder unmittelbar nach der Geburt ihres Kindes zu Komplikationen gekommen sei. 73 Prozent verneinten das. Auch nach dem Vertrauen in das medizinische Personal während der Geburt im Krankenhaus wurde gefragt: Hierauf antworteten 86 Prozent, dass sie Ärztinnen und Ärzten vertraut haben. 13 Prozent gaben indes an, bei der Geburt Sorge und Ängste gehabt zu haben.
Mit Material von dpa