12. Januar 2022, 18:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Haben Sie schon mal Lomi Lomi gemacht? Nein? Dann wird’s womöglich Zeit. Das Massage-Ritual aus Hawaii belebt Körper, Haut und Geist. Wir erklären die Philosophie dahinter – und wie die Behandlung genau abläuft.
Übersicht
Was macht Lomi Lomi aus?
Lomi Lomi – dahinter verbirgt sich eine Massageform aus der hawaiianischen Körperarbeit. Doch was hierzulande oft als Wellness-Massage verstanden wird, ist eigentlich eine Heilbehandlung nach Naturkundeprinzipien, die Körper und Seele anspricht.
„Was die Lomi-Massage von anderen Massagen unterscheidet, ist ihre Technik“, erklärt Steven Jablonski, Heilpraktiker für Psychotherapie und autorisierter Trainer für hawaiianische Körperarbeit aus Wiesbaden. „Die typische Grundtechnik – den Backstroke – habe ich bei keinem anderen Stil gesehen. Dabei wird mit Unterarmtechniken gearbeitet, von der Schulter, über den Rücken bis zur Hüfte und in den Gesäßmuskel hinein, links und rechts im ständigen Wechsel. Das erinnert an Meereswellen.“
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Neben ausgefeilter Beintechnik des Masseurs ist kennzeichnend, dass der Masseur niemals absetzt und Berührungen ineinander überfließen. Alle Intensitäten dürfen vertreten sein: hart, sanft, schneller, langsam. Jablonski fügt an: „Lomi ist Kommunikation mit dem Körper. Die Erfahrung des Masseurs, diesen zu lesen und zu interpretieren, macht eine gelungene Behandlung aus.“
Wo kommt das Ritual her?
Traditionell wurden Lomi in Hawaii als Übergangsrituale praktiziert, die transformative Prozesse unterstützen, um sich von Altem zu lösen und für Neues zu öffnen: Anlässe für diese rituellen Massagen waren etwa dann, wenn ein junger Mensch zum Erwachsenen erklärt wurde, aber auch Trauerprozesse, Hochzeiten und entscheidende, verändernde Lebensabschnitte.
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„Auch die Initiation zum Priester wurde so eingeleitet, weshalb man im Westen später den Begriff Tempelmassage nutzte“, erklärt der Experte, der die „Lomi Lomi Nui“, wie die Massageform auch genannt wird, seit 16 Jahren professionell praktiziert. Da sie als Prävention genutzt und innerhalb einer Familie weitergegeben wurden, gibt es nicht nur einen einzigen Stil. Noch heute arbeiten Heiler in der hawaiianischen Kräuterheilkunde (la’au lapa’au) mit Lomi als unterstützendem Element.
Welche positive Wirkung hat die Massage?
Die steten Wiederholungen weichen nicht nur Verspannungen auf der muskulären Ebene auf, lassen Falten kurzzeitig weicher wirken und regen die Durchblutung im Körper an, „man fühlt sich als ganzer Mensch berührt“, so der Masseur über das Feedback seiner Klienten. Die Grundannahme der hawaiianischen Tradition ist: je tiefer die Entspannung geht, desto leichter treten heilsame Veränderungen ein. Spannungen und Blockaden gelten als Ursache von Krankheiten.
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Energieblockaden werden gelöst und man kann sich im Loslassen üben – sei es nach einer Trennung, in einer beruflichen Krise oder bei anderen belastenden Situationen. „Meiner Erfahrung nach, nehmen Menschen ihren Körper nach einer Lomi-Massage intensiv als Einheit wahr und können sich selbst besser annehmen. Innere Prozesse werden angestoßen und arbeiten nach der Massage spürbar weiter“, so der Lomi-Trainer weiter.
Warum ist die Behandlung ganzheitlich?
Lomi ist somit eine holistische Behandlung, die Energie- und Seelenarbeit umfasst. Das zeigen auch ihre Ursprünge, die in der Huna-Philosophie liegen: Huna bezeichnet laut dem US-Sprachforscher Max Freedom Long das „geheime Wissen“ über seelische Harmonie, das Hawaiianer heute oft nicht mehr als authentisch hawaiianisches Gedankengut ansehen.
Huna basiert demnach auf 7 Prinzipien:
1. Makia – die Energie folgt der Aufmerksamkeit
2. Mana – Macht kommt von innen
3. Manawa – Jetzt ist der Augenblick der Kraft
4. Aloha – Lieben heißt, glücklich sein mit dir selbst
5. Pono – die Wahrheit leben, auch in unbequemen Situationen
6. Ike – Bewusstheit über dein Bewusstsein
7. Kala – Grenzenlosigkeit & Freiheit
Bei der Lomi-Massage gehe es nach hawaiianischer Tradition vor allem um Pono, das Gleichgewicht, weiß der Experte: „Heiler nutzten die Lomi auf professionelle Weise, um Heilbehandlungen zu unterstützen oder um den seelischen Anteil mit in die Heilung zu integrieren.“
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Während Lomi-Massagen früher nur als Wellness-Trend bekannt waren, wächst das öffentliche Interesse hierzulande zusehends, beobachtet Jablonski: „Jedes Jahr machen in Deutschland Hunderte eine Ausbildung auf unterschiedlichem Niveau. Rund ein Drittel wird schätzungsweise praktizieren, viele lernen es jedoch auch nur als Hobby.“
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Quelle
– mit fachlicher Beratung von Steven Jablonski, Heilpraktiker für Psychotherapie und autorisierter Trainer für hawaiianische Körperarbeit aus Wiesbaden